Gut genug als Tagungsgast an der Uni

Tagebuch zum Thema Biographisches/ Personen

von  tulpenrot

Es summt jemand hier im nahezu leeren Hörsaal. Einige alte Damen und ich und ein Mann – der summt sicher, wer sonst?- warten auf den nächsten Redner. Alle anderen stehen draußen bei Kaffee und Keksen aus der Dose. Billige Kekse vom Supermarkt, diese schrecklichen Tagungskekse, aber selbst für  hochrangige Wissenschaftler gut genug. Und die junge Frau des Tagungsleiters und Professors ist auch gut genug - für das Becherholen, aus Plastik. Selbstverständlich gut genug für das Mineralwasser. Es ist gerade Pause. Ich hol mir noch ein Glas Apfelsaft und mach ein intelligentes Gesicht. Ich gehöre ja nicht dazu, bin ein Niemand.

Und dann sitzen wir aufgereiht im Hörsaal. Gemeinsam denken, sich austauschen und forschen und evangelisch sein, mehrere Tage lang. Das ist der Plan. Und Palästina als Gegenstand der Archäologie erkennen, Verbindendes bestimmen zwischen den Instituten weltweit und den schwarzen Fliegen über den dunklen Hemden und den hellen Jacketts . Einer von den Wissenschaftlern wird heute gefeiert. Er ist Professor und lächelt freudig und akademisch milde, freut sich über jeden einzelnen und auch über die Studenten, sagt er und strahlt freundliche Ruhe aus. Wie er wohl heute nacht geschlafen hat?

Wohin gehen diese Menschen, welche Ziele sind in ihren Köpfen? Wollen sie ihren Namen bekannt machen, ihre Wissenschaft betreiben, ihre Umgebung beeindrucken?  Alt sind sie geworden darüber, doch lebendig geblieben in ihrem Geist, ihre Augen schauen wach und begierig, begeistert in die Runde. Man ist höflich. „Thank you very much“ kommt mehrfach von ihren Lippen. Sie haben die Welt bereichert mit ihrem Wissen und Forschen. Sie haben Erkenntnis gebracht, gesät, Zorn geerntet und Feindschaft oder Freundschaft und Zustimmung. Sie haben der Welt gezeigt, was vergangen ist, und wollen damit die Gegenwart erklären.

Der nächste Redner kommt aus Israel. Er ist einer der Bekanntesten, weltweit.
Aber ich muss ihm nicht zuhören, ich bin freiwillig hier als Begleiterin meiner Tochter und versteh eh nichts. Doch sein Buch steht seit 10 Jahren trotzdem in meinem Regal. Es ist richtig gut!


Erinnerung an den 28.06.2010


Anmerkung von tulpenrot:

aus meiner Schublade

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (26.08.20)
Man ist nur so klein und unwissend, wie man sich selbst macht.

 tulpenrot meinte dazu am 26.08.20:
Aber man muss sich auch nicht unnötig aufplustern - bei 178 cm. Ich hatte aber wirklich überhaupt keine Ahnung von der Materie , z.B. dem Tempelbau in der Antike, von Skarabäen, Stempelsiegeln, Amuletten, Rollsiegeln (Religionswissenschaftler Othmar Keel u.a.). Und verlagerte mein Interesse dann auf die Beobachtung der Zuhörer und Redner als Personen. Und da ich viel schrieb, dachte man wohl, ich sei vom Fach. War lustig. Obwohl das alles schon so lange her ist, hat es mich doch nachhaltig beeindruckt.
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