Ohne Mitleid

Sonett zum Thema Alles und Nichts...

von  Lluviagata

Ohne Mitleid greint der Alb, dass er mich bezwänge,
zischt und kreischt entsetzlich laut, schneidet tiefe Rillen,
öffnet meinen Leib, mein Hirn, bleckt die gelben Fänge,
dass er trinkt von meiner Qual, seinen Durst zu stillen.

Grinsend schlägt er wieder zu, säuft, krakeelt und wetzt
tausend Zähne unentwegt, lässt die Luft erbeben,
gleißt, ist Gott, ist Beelzebub, heult und stöhnt und hetzt.

Sag, ach Herz, was tust du mir, willst du gar zerspringen?
Zitterst, läutest dröhnend laut, stürmst um seinetwillen,
wetterst, klopfst durch jede Bahn, lässt mein Blut erklingen,
brennst und züngelst, dehnst dich aus, bis ins Mark zu schrillen.

Duldsam frage ich die Nacht: Wird es ihn je geben,
ihn, der meine Seele sucht, sie zusammensetzt,
so er ihre Scherben nimmt und sie wagt zu kleben?

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 LottaManguetti (05.11.20)
Der Gebrauch (Verbrauch ) aussagekräftiger Verben steigert hier die Eindringlichkeit dessen, was ausgesagt werden will.
Man "hört" das Gedicht geradezu.
Mir gefällts sehr.

Lotta

 Lluviagata meinte dazu am 06.11.20:
Ach Lotta, das stimmt wohl, aber wäre es bei inflationös verwendeten Adjektiven nicht genau so "laut"?
Die Qual galt es zu vermitteln, da war mir jedes Mittel recht - jedes Verb ein Einschlag.

Schön, dass du es genau so siehst.

Sonnige Dankesgrüße aus DD
Llu ♥

 irakulani (05.11.20)
Exzellent! Mehr fällt mir dazu nicht ein. Großartige Wortwahl!
L.G.
Ira

 Lluviagata antwortete darauf am 06.11.20:
Och, ich freue mich, dich wiederlesen zu können! Und dann auch noch bei mir! Dankeschön!

Liebe Grüße
Llu ♥

 Quoth (15.11.20)
Hallo Lluviagata, erinnert mich an den "Nachtmahr" von Füßli.
Die Umstellung der Sonettform empfinde ich nicht als zwingend, würde die beiden Terzette wieder hintereinander stellen, zumal sie gemeinsame Reime haben, die sich in der jetzigen Version nicht mehr erreichen.
Die Verben gefallen mir gut bis auf eines: "kleben". Das ist irgendwie ein Absturz in die Prosaik - und das ganz am Ende. Gewollt?
Gruß Quoth

Kommentar geändert am 15.11.2020 um 19:25 Uhr

 Lluviagata schrieb daraufhin am 20.11.20:
Hallo Quoth,

herzlichen Dank für deinen Kommentar!
Das Kleben ist für mich die Wahl aufgrund - ich gebs zu - des Reimzwangs - und, wie sollte man einen zerbrochenen Gegenstand halbwegs wieder herstellen, außer, man klebt ihn? Klingt profan, bleibt jedoch die erste Wahl für mich. ;)
Du sagst - Füßli! Danke dafür, denn genau dieses Bild hatte ich dereinst als gemeinfreie Kunstpostkarte auf meinem Regenkatsen-Blog als bildnerische Untermalung zum Gedicht gesetzt. Freue mich, dass du es auch so siehst.

Vielen Dank noch mal und liebe Grüße

Llu ♥
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram