Aqua-Poetik

Gedanke zum Thema Zeichen

von  eiskimo

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Es sind schon bizarre Zeichen, die da aus dem See auftauchen. Wer inne hält und das sanfte Wellenspiel betrachtet, sieht sie da stolz paradieren: Zarte Halme, die sich mal rund und geschwungen geben, ein andermal kantig und linear. Sie heben sich gut lesbar ab von der spiegelnden Wasserfläche, vielleicht zwei oder drei Handbreit hoch.

Scheinbar ungeordnet formieren sich diese Aqua-Gräser zu verwobenen Zeichen-Stafetten. Sie greifen ineinander oder lassen deutliche Lücken – ihr Satzbild ist dabei unregelmäßig, eine Grammatik nicht erkennbar. Und doch zwinkern sie uns zu, wiegen leicht ihre filigranen Körper und spielen mit unserer Neugier. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, entdeckt in ihren geometrischen Arrangements die Doppeldeutigkeit des Lebens: Draußen, aus dem Wasser ragend, firmiert das real Gegebene, und darunter im Spiegel dessen Illusion. Durch das Kringeln der Wellen wird beides immer wieder gebrochen, gleichsam wegfließend. Nichts ist da fix, sogar der Spiegel selbst schwingt und tanzt mit.

Huschen dann noch Wasserläufer auf die flimmernde Bildfläche, zeigt sich, welche Spannung auf dieser Bühne herrscht – das Wasser zittert ein bisschen, aber die flinken Eindringlinge gehen darin nicht unter. Im Gegenteil. Sie benutzen es als ihre Arena

Es ist schon ein bizarres Leben, das man da am Rande des Sees entdecken kann. Je nach Wolkenflug, je nach Wind und Laune der Natur, immer zur Anpassung gezwungen, immer im Wandel. Und wenn man eine mahnende Botschaft herauslesen kann aus der Bildersprache dieser sich im Wasser spiegelnden Gräser , dann ist es … Vergänglichkeit.



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (18.06.23, 14:59)
Und dabei ist das doch alles nur der Teil über dem Wasser - das darunter nicht weniger real, aber doch ungesehen.

Kommentar geändert am 18.06.2023 um 14:59 Uhr

 eiskimo meinte dazu am 18.06.23 um 16:41:
Es schimmert schon mal etwas durch davon,  milchig-verschwommen. Auch eine Welt, die voller Leben steckt. 
Die Frösche kennen sich aus, in beiden, und wahrscheinlich wollen sie uns davon berichten, aber alle quaken durcheinander.

 Teichhüpfer (18.06.23, 16:06)
Über der Oberfläche diese Ewigkeit.

 eiskimo antwortete darauf am 18.06.23 um 16:43:
Schön zusammengefasst!  Und man kann darin  auf Reisen gehen.

 AchterZwerg (18.06.23, 17:57)
Und ist das Wasser verdunstet, tut sich eine neue Landschaft auf. Die will dann aber kaum einer sehen.
Ganz anders deine "Zeichnung." Ein ziemlich breiter, schwarzer Rahmen drumherum - und schon isses Kunst! :)

 eiskimo schrieb daraufhin am 18.06.23 um 19:58:
Ja,  die Kunst, mit ganz Wenig so etwas wie Inspiration zu schaffen.

 Saira (18.06.23, 18:10)
Eine fantastische Aufnahme und deine Gedanken dazu gefallen mir.

Liebe Grüße
Sigrun

 eiskimo äußerte darauf am 18.06.23 um 20:00:
Danke! Du hast das Auge und den Sinn für so etwas!
LG
Eiskimo
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