Von der Van der Swieten aus

Text

von  Mondscheinsonate

Er war der Leibarzt von Maria Theresia. Unser Heeresspital heißt nach ihm, dort stehe ich. Ich muss nur kurz warten, der Himmel ist grau und hinten in Blutorangensaft getränkt. Ich denke, immer dort, wo man nicht steht, aber das, damit man sehnsüchtig in die Ferne blicken kann. Ein Mann, der aussieht wie ein Professor mit weißem Bart setzt sich auf den Platz, der für beeinträchtigte Menschen gedacht ist, eine Blondine mit einer Jeans, die unten so geschlitzt ist, dass man die hohen Schuhe sieht, und aufgespritzten Lippen steht vor ihm und sieht in ihr Handy, es ist rosa. 

Ein Herr steigt ein mit schwarzem Rucksack, er riecht nach Mariuhana, ein Bub steht neben mir, hält sich mit einer Hand an der Schlaufe an, mit der anderen sieht er in sein Handy. Ein ungeschminktes Mädchen mit leichten Augenringen, bildhübsch, plaudert mit müden Augen mit ihrem Gegenüber, die Straßenbahn ist unangenehm voll, wir fuhren die ganze Brünnerstraße bis zum Franz-Jonas-Platz, wo der Knotenpunkt ist, da steigen fast alle, die hier drinnen sind, aus, danach viele Kinder ein, ich bleibe sitzen, fahre 40 Minuten bis Endstation. Eine Frau mit einer Spange im Haar sitzt vor mir. Ich sehe ihr Gesicht nicht. Ein kleines Mädchen mit braunen langen Haaren und Wollmütze sitzt gegenüber, noch kann die Kleine nichts mit ihrer extremen Schönheit anfangen, aber sie sieht sich etwas im Handy an, hält es ganz nah an ihre Augen, bräuchte eine Brille. Eine Dame in einer rosa Daunenjacke und grauen Haaren sitzt neben schwarz gefärbten Haaren in grau angezogen. Neben mir sitzt ein junger Mann aus dem fernen Osten, der sich Fotos von Männern ansieht, nur Männern, die sich in Nassräumen fotografierten, auf den Augen sind schwarze Balken, dass man(n) nicht erkennt, wer es ist oder sie haben ihre Köpfe in Sturmhauben, ich finde das befremdlich, sehe weg. Der Himmel ist jetzt über der Brücke strahlend blau, nach der Brücke nur blau, fast blass. Ein Mann in der gegenüberliegenden Station bohrt in der Nase, fühlt sich unbeobachtet. Eine ältere Dame hat eine babyblaue Jacke mit Punkten an und eine graue Haube mit Kunstperlen darauf auf. Ich bin in schwarz, sehe zwischen dem Bunt aus als ob ich in Trauer wäre, während wir an der Kreuzung warten müssen, vorhin stiegen viele Migrantenkinder ein, in dem Bezirk ist der Ausländeranteil hoch, niemand stößt sich daran. Die Kinder sind leise und brav. Ich bin in der Jägerstraße. Dort gibt es auch die Dresdner Straße und noch eine deutsche Straße, die mir jetzt nicht einfällt. Ich werde enttrauert, es steigen mehr Krähen ein, die Trauer tragen. Der Bursche neben mir richtet sich eine E-Mailadresse über Google ein, bleibt spannend. Er liest die Nutzungsbedingungen, bevor er weiterklickt. Dann switcht er in sein Whats App, steigt in der Klosterneuburger Straße aus, sprintet förmlich. Hier habe ich B. kennengelernt, denke ich, lächle. Über noch nicht Geschehenes, den Anfang, kann man noch lächeln. Die Sonne leuchtet aus den Bäumen heraus, daneben der Augartenbunker. Gleich kommt die Obere Augartenstraße, eine Kurve, ich verliere die Sonne aus den Augen, sehe stattdessen eine Frau mit drei Königspudel am Straßenrand. 


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Kommentare zu diesem Text


 franky (16.11.23, 08:51)
Hi liebe Cori
 
ich finde das befremdlich, sehe weg. Der Himmel ist jetzt über der Brücke strahlend blau, nach der Brücke nur blau, fast blass. Ein Mann in der gegenüberliegenden Station bohrt in der Nase, fühlt sich unbeobachtet.“
Ja, was wir unbeobachtet alles tun;-)   
 
Grüße aus dem äußersten Zipfel von Austrua fliegen zu Dir nach Wien von Franky
 

 Mondscheinsonate meinte dazu am 17.11.23 um 04:21:
;)
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