Die Klobesen-Odyssee

Text

von  Mondscheinsonate

Grundsätzlich habe ich momentan keine Zeit, in den Baumarkt zu fahren, um mir einen Klobesen zu kaufen, so ging ich in der Mittagspause durch den Ersten Bezirk und fand keinen Klobesen mit Gestell, nur einen Besen, was mach ich damit, vielleicht in Augenhöhe aufhängen? Nein, pfui!

Doch, es hätte einen gegeben, aber für "von und zu" - Leute um 100 (!) Euro, sicher nicht, ich bleibe bei "nichts und niemand". 

So bestellte ich bei Amazon, nichts einfacher als das und heute kam das Gestell ohne Besen. Wenn es nicht so dringlich wäre, hätte ich gelacht. Nun, da das Ding 15 Euro gekostet hat, schicke ich es wieder zurück und bin in der misslichen Lage, noch immer keinen Klobesen mit Gestell zu haben. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie wichtig Banalitäten werden, wenn man sie nicht mehr hat!

Aber, während ich so ging, da im strahlenden Sonnenschein auf der Freyung, bauten sie gerade den Weihnachtsmarkt auf, bei schönstem Frühlingswetter im November, das fand ich absurd und während ich einem Kitzbüheler SUV auswich, rannte ich in eine Frau hinein, sie sah mich an, lächelte, ich hatte meine Lesebrille auf, musste erst realisieren, wem die Gestalt gehörte, scharf stellen, erkannte sie und setzte mein "Ich mag dich nicht"- Gesicht auf, ging wortlos weiter, schüttelte die Begegnung ab wie Dreck auf meinem Hugo Mantel. Es war Birgit, die ich ein Jahr während meiner Lehrabschlussprüfung als Trainerin am Hals hatte. Widerlicher als sie war selten jemand. Ich bog ab, weg von dem Geist, den niemand braucht, ging vor zur Herrengasse und sah in die Galerien. Vor dem Cafe Central stand eine sinnbefreite Schlange, dort kann man nicht einmal in Ruhe seinen Kaffee genießen, schon wird man weggescheucht. Die Suche nach dem Klobesen gab ich längst auf, ging eine große Runde, genoß die noble Meile, das Wetter, war mit den Gedanken im Leerlauf, das war schön. Ich dachte nur kurz, dass ich mein Zuhause doch vermisse. Da läutete mein Handy, es war Grete, die letzte nähere Verwandte, die bereits auf die 100 zugeht, von Opas Seite, sie sagte, dass sie beim Notar war, weil sie jetzt doch langsam ans Sterben denken müsse und dass ich ihre Alleinerbin werde als Küken. Da sagte ich, dass meine Schwester auch noch da sei. Da sagte sie trocken, dass ich mit dem Geld machen könne, was ich will, auch meiner Schwester etwas abgeben, aber sie gibt alles mir. Wir plauderten noch ein wenig und danach dachte ich: "Ich bin schweinereich, allein die 280 qm²-Wohnung am Kohlmarkt ist viele - ich stockte, blieb stehen, da überlegte ich, was ich eigentlich brauchen würde? Ich stand vor Chanel, wurde traurig, dachte: "Ich brauche nur einen Klobesen und finde keinen in der "Ich bin so reich" - Welt, das ist absurd, völlig absurd.

Meine Schwester bekommt definitiv die Hälfte, sie besorgt mir einen, das sagte sie. Liebe ist wertvoller als ein fettes Konto, für mich schon. 


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