Automaten

Text

von  Mondscheinsonate

Heute faszinierte mich ein großer, langer Automat mitten auf dem Schnellbahnbahnhof Floridsdorf. Den Inhalt hatte ich zuvor nie gesehen, nämlich Blumengestecke. Ja, tatsächlich. Natürlich sah ich Blumengestecke, aber nie in einem Automaten. 

Diese waren so hübsch, dass ich stehenblieb und sie länger betrachtete. Dann lachte ich und dachte, den bräuchte man vor unserer neuen Bestattung. 

Dies sah ich als ich zum Friedhof fuhr, bepackt mit einer Kerze, mehr nicht. Und, als ich bei strahlendem Sonnenschein auf dem Friedhof spazieren ging, zu dem gewünschten Grab ankam, verdunkelte sich meine Miene, denn es war nun komplett zugemüllt mit - wir sagen Klumpert - wie ein Schrein. Ich zündete die Kerze an, räumte das Klumpert ein wenig zur Seite, stellte sie hin und dachte:"Ich lebe, sie nicht mehr seit er tot ist, wie kann man sich so aufgeben?", drehte mich um und ging spazieren. 

Und dann fiel mir der Automat wieder ein, den finde ich wirklich nett, lauter Rosen, die ich sehr liebe.

Und dann kaufte ich mir überteuerte Tortenstücke und fuhr zum Thalia, fand eine schöne Sekundärliteratur über Thomas Bernhard, das war mein Weihnachtsgeschenk an mich, nach all den Wochen Anstrengung, dieser Tag, diese Torten, dieses Buch und da tankte ich Kraft. 

Und, da lehnte ich mich in der Schnellbahn zurück und da fiel mir der Automat wieder ein, aber nicht dieser, sondern der vor F.s Haus, wo wir die Leute baten, uns Geld zu wechseln, damit wir Spaß haben konnten, herrlich, solche Automaten gibt es nicht mehr auf der Straße, nur noch auf Toiletten, Wien ist prüde geworden oder enthaltsam, je nachdem. Da lachte ich über den Gedanken, weil mich momentan eher der Blumenautomat interessiert und hätte ich Verwendung für sowas gehabt, dann hätte ich mir die schönen Rosen gekauft, denn mir kauft schon lange keiner mehr Rosen, aber das ist kein Problem, ich bin zufrieden.



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Kommentare zu diesem Text


 Alazán (18.12.23, 03:13)
Ja gut, als halb-Ösi bin ich Dank meiner Freundin zuletzt häufiger in Wien und kann mich hier ein bissl einfühlen. Im Wiener Geist kommentiere ich: Bitte Komma-Regeln lernen!
Davon ab: Ich mag "unserer neuen Bestattung" gern. Außerdem "gewünschten Grab". Mit Thomas Bernhard Kraft zu finden dürfte etwas schwierig werden. Wien ist im Vergleich zu Berlin, wo ich lebe, enorm mega super prüde, aber schade. Na ja. Ich hoffe, dass die Automaten mehr Rosen und Metaphern ausspucken als Spielsucht, das ist es nämlich niemals wert, auch nicht für die 2-4 netten Pauls und Günthers, die man da so treffen möchte.
LG Philipp

 Mondscheinsonate meinte dazu am 18.12.23 um 03:46:
Wo mag ich "unserer neuen Bestattung" gern"? Und ja, es war das "gewünschte Grab". Und, als Bernhardianerin finde ich Kraft in der Liebe zum Autor. Welche Spielsucht? Die war nicht einmal gedacht.
Die Kommaregeln, à la DR lass ich durchaus gelten. Aber, wegen deines Namens, den ich mag, bin ich sehr milde gestimmt. :)
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