SILENTIUM

Gedicht

von  Quoth

An der Stelle, wo die Pauker,
Gaudeamus singend, sanken,
haben ihre treuen Schüler

einen Pfahl tief eingerammt
und darauf das Schild befestigt,
mit dem einen einz’gen Wort.

Mergelberger, Studienrat,
hat es im Befehlston stets
ausgerufen, um sich Stille

zu verschaffen, wenn Erinn’rung
ihn an Afrika befiel,
an die Spiegeleier, die

sie auf sonnenheißer Panz’rung
brieten, ja, man glaubt es kaum.
Frömmling, Mathe, aber rühmte

sich zahlloser Russki-Nester,
die er ausgeräuchert habe,
während Rindfleisch weinend (er

war betrunken vom Burgunder)
sich bezichtigte, er habe
Mädchenherzen allzu viele

in Bialystok gebrochen.

Schultze aber lispelt lächelnd:
„Hilf uns, Heiland, rassereiner,

der du übers Wasser gehst!“r
Ach, die Helden, wie sie ihre
Orden so vergeblich tragen,

lachend, weinend ohne Ende …
Bötchen voll mit leeren Flaschen,
kenterte, versank im See,

die zerstörten Pädagogen
fanden Ruhe in den Fluten
und dem Wort: SILENTIUM.



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (23.11.23, 11:57)
Allererste Sahne, Quoth! :)

Habe mir gestern mal wieder "Im Westen nichts Neues" angeschaut.
Der Film passt wie ein Silentium! auf die quengelnde Schülerschar.

Wunderbares Gedicht, gerade auch im inhaltlichen Aufbau.

Liebe Grüße
der8.

 Quoth meinte dazu am 24.11.23 um 09:51:
Danke AchterZwerg für Besuch, Lieblingstext Empfehlung und freundlichen Kommentar.
"Mal wieder" - dann war es die Verfilmung von 1979? Oder gar die erste von 1930? Gruß Quoth
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