Die Basisrealität

Kommentar zum Thema Welten

von  Terminator

Die Viele-Welten-Interpretation der Quantenphysik verstößt gegen den Energieerhaltungssatz: warum und woraus sollen neue Universen entstehen, nur weil wir das Funktionieren der Quantenebene nicht verstehen bzw. uns nicht anschaulich machen können? Was nicht gegen den Energieerhaltungssatz verstößt, ist die Simulationstheorie.


Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Welt eine Computersimulation ist. Es gibt keine direkten Beweise (auf der Simulationsebene selbst kann es kein sicheres Wissen über die ontische Beschaffenheit der Lebenswelt geben), aber es gibt intuitive Hinweise. Wofür im Zweifel? Für die Simulationstheorie. Denn wenn die großen Fragen (etwa die Fragen Kants: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? usw.) und letztlich die Sinnfrage im eigenen Leben gestellt werden, sollten die Antworten nicht auf Ungewissheiten gründen (auf der christlichen Schöpfungsgeschichte, der Evolutionstheorie oder der banalen materialistischen Annahme, die Welt sei, naiv realistisch, einfach da). Wenn diese Welt nicht echt ist, haben alle weltimmanenten Antworten auf die großen Fragen keinen Sinn.


Deshalb stellt sich zuvörderst die Frage nach der Basisrealität: was ist überhaupt die ontische Grundlage dieser Welt? Es ist ein großer Unterschied, ob wir in einer zu Forschungszwecken gestarteten Simulation leben oder von einem Schöpfergott geschaffen wurden. Dass wir letztlich nichts darüber wissen können, führt nicht zum naiven Realismus oder zum Existentialismus, sondern zur radikalen Skepsis.


Der Ausweg aus der pyrrhonischen Skepsis wird weder logisch noch intuitiv jemals möglich sein, sondern allein durch den Willen: Welche Welt willst du? Wenn du nicht anders kannst, als z. B. Kants moralische Welt zu wollen, lebe so, als ob du in einer Welt, die als das Weltganze Kants moralische Welt ist, bereits lebtest. 


Ich will die Welt des vollkommenen Schönen. Dementsprechend ordne ich meine gegenwärtige Lebenswelt, diese Welt, im Weltganzen ein: es ist die Welt des Chaos oder der größten möglichen Freiheitsgrade. Ich kann entweder daran glauben oder an gar nichts.


 


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (01.04.24, 10:48)
Denkt man die Entwicklung der KI weiter (und deren professionelle Nutzer), liegt dein Szenario durchaus im Bereich des Möglichen.

 Quoth meinte dazu am 01.04.24 um 11:02:
Für mich liegt es im Bereich des Möglichen, dass die KI eine neue Simulationswelt erzeugt/gebiert, also eine Simulation innerhalb der von Terminator postulierten Simulation, in der wir leben.

 Terminator antwortete darauf am 01.04.24 um 23:16:
Postuliert wurde die Simulation von Nick Bostrom; Elon Musk geht davon aus, dass diese Welt simuliert ist. Im Buch "Reality+" von David Chalmers wird die technische Seite der Simulationstheorie beleuchtet, aber auch lebensphilosophische Aspekte werden diskutiert: Ist das Leben in einer Simulation sinnlos? (Er sagt: Nein).

Aber schon Jahrtausende bevor es die technischen Möglichkeiten gab, immersive virtuelle Realitäten zu simulieren, erkannten Menschen wieder und wieder, dass etwas mit dieser Welt nicht stimmt (bekanntestes Beispiel: Platons Höhlengleichnis). Wir vermissen intuitiv etwas, was wir (nur scheinbar) nie gekannt haben: eben die Basisrealität.

 Augustus (01.04.24, 11:39)
Einsteins spukhafte fernwirkung zweier Teilchen, davon eines ein antiteilchen (Quantenverschränkung) könnte ein weiteres umgekehrtes Universum als unseres denkbar machen. Ich stelle es mir so vor, dass dort jede Entscheidung von Menschen einfach eine andere als die in unserem Universum ist. Mit einem Quantenverwxhränkungsuniversum liesse sich das konsequenter durchführen als mit einem simulierten Welt. 

Andererseits könnte die quantenverschränkung so vom demiurgen so programmiert sein, dass die Bedingungen konsequent in dieser anderen als unseren simulierten Welt festgesetzt werden können. 

Wenn die Simulation möglich ist, dann liegt es sehr stark auf der Hand, dass weitere Simulationen mit anderen darin herrschenden gesetzen möglich sind. 

Wenn uns der Wille allein vor  „pyrrhonischen Skepsis“ retten kann, dann ist Shopenhauers Werk „die Welt als Wille und Vorstellung“ aus Sicht die Welt sei simuliert, anwendbar und neu zu entdecken.

 Terminator schrieb daraufhin am 01.04.24 um 23:07:
Dass der Wille der Ursprung der Existenz aller Welten ist, ist eine Ontologisierung der phänomenologischen Intentionalität: was ich als Außenwelt erfahre, ist dadurch ins Dasein getreten, dass ich es (vorbewusst) gewollt habe. Das heißt, die Scheyße, aus der ich raus will, habe ich selbst gewollt. Aber jetzt will ich bewusst da raus, also setzte ich mit einem Kopfschuss der Scheyße ein Ende, aber da der Widerwille auch ein Wille ist, werde ich in die gleiche Scheyße wiedergeboren, da ich sie nunmehr wi(e)dergewollt habe. Nach Schopenhauer hetzen wir durch einen Teufelskreis der Scheyße. Und Nietzsche meinte, wir sollten das auch noch bejahen. Aber das würde uns nicht zu Übermenschen machen, sondern zu übergeschnappten Mistkäfern.

Wer sich eine erbauliche Lebensphilosophie sucht oder die grässliche Welt der Simulation euphemisiert, hat den Test nicht bestanden. Die Simulation ist ein Labyrinth, und das ist ein Nicht-Ort, an dem wir uns nicht einrichten sollen, sondern aus dem wir einen Ausweg suchen müssen, um "das Spiel zu gewinnen". Die Natur wurde so simuliert, dass jedes Leben mit dem Tod endet. Es gewinnt also nicht der, der schneller stirbt, sondern der, der sich geistig über die illusorische Welt der Simulation erhebt und die Wahrheit erkennt.

 Graeculus (01.04.24, 18:44)

Die Viele-Welten-Interpretation der Quantenphysik verstößt gegen den Energieerhaltungssatz: [...]

Gegen den Energieerhaltungssatz scheint (schreibe ich einmal vorsichtig) schon die normale Realität schon zu verstoßen, insofern ständig virtuelle Teilchen sich in reale verwandeln.
Sollte die Hypothese zutreffen, daß Universen aus Anfangssingularitäten und damit auch aus Schwarzen Löchern entstehen, dann kennen wir die physikalischen Gesetze, nach denen dies geschieht, ohnehin nicht.
Und wie verhalten sich Dunkle Materie sowie Dunkle Energie zum Energieerhaltungssatz? Wir wissen es nicht.

Das Konzept einer Computersimulation setzt immerhin einen realen Computer voraus. Anscheinend kommen wir bei keinem Modell ohne die Annahme einer Basisrealität aus. Nur worin sie besteht, wissen wir nicht. Vermutlich gilt dies auch für eine gewollte Welt.

 Terminator äußerte darauf am 01.04.24 um 22:55:
Die technischen Verständnisschwierigkeiten wären auf die Simulationsparameter zurückzuführen, was zumindest die Wie-Fragen der Naturwissenschaft entschärfen würde. Aber die tieferen Fragen (nach dem Ursprung, der Beschaffenheit und der Finalursahe der Basisrealität) führen doch wieder zur radikalen Skepsis. Deshalb ja der Ausweg durch den Willen: ich kann alles bezweifeln, aber was ich will, weiß ich mit Sicherheit. Und wenn alles, was ich wissen kann, das ist, was ich will, dann kann ich mich nur daran halten.
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