Ungelogen

Stilblüte zum Thema Idealismus

von  FrankReich

Meistens lügen Menschen nicht, sondern legen sich die Wahrheit nur deshalb etwas anders zurecht, weil sie der Überzeugung sind, durch diese Strategie glaubwürdiger zu wirken.


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Kommentare zu diesem Text


 S4SCH4 (15.04.24, 02:54)
Wo der Aphorismus aufblüht, bekommt er nicht selten einen Nasenstil und wird zur stillen Blüte (mit der man trotzdem zahlen kann).

 FrankReich meinte dazu am 15.04.24 um 12:50:
Berufsrisiko

An schlechten Tagen sowie guten,
neigt meist manch Boxer nach Minuten
im Boxring schon zu Nasenbluten,
doch ist ihm das auch zuzumuten.
Deppigramm

👋😎

 S4SCH4 antwortete darauf am 15.04.24 um 22:47:
Mir bleibt bei dem Spruch dennoch ein Gschmäckle. Es pendelt er zwischen Generalverdacht und einer Entschuldigung und kommt sehr streng, ohne den "einen" Witz daher. Mag ja am Thema liegen, aber da ist noch was drin um aufzulockern, denke ich.

Hins. der besagten Strenge meiner derzeitigen Lesart, ist hier m.E. zwischen einer "Metalüge" und einer (unterstellten) "persönlichen Lüge" zu unterscheiden. Eine Nuance die mir hier fehlt. 
Beispiel: Wenn eine priv. Person eine Aussage, die keine Lüge ist, getan hat und eine weitere Person, trotz besseren Wissens, diese "unhaltbare" Aussage aufgreift und verbreitet (Zeitung) etc., wird es (erst) zu einer Lüge.

 FrankReich schrieb daraufhin am 16.04.24 um 03:04:
Der erste Teil bildet die sprachliche Stilblüte, im zweiten Teil wird diese unfreiwillige Komik inhaltlich verstärkt, denn natürlich lügen alle Menschen, meistens aber nicht, weil sie eine Sache an sich zu verbergen haben, sondern um dadurch einen Minderwertigkeitskomplex zu kaschieren (der Mensch fühlt sich unwichtig, nicht ernstgenommen, etc.); doppelt komisch dabei wirkt dann, dass diese Schutzfunktion, sobald sie als Lüge enttarnt wird, als unsinnig, lächerlich, prahlerisch, etc. empfunden wird, der Schuss, etwas durch eine Lüge idealisieren zu wollen, geht also nach hinten los.

 AchterZwerg (15.04.24, 05:43)
In der Kunst gilt ebenfalls: Besser eine schöne Lüge als die langweilige Realität! :D

 FrankReich äußerte darauf am 15.04.24 um 12:25:
Etikette

Ein Mensch bleibt Mensch, selbst wenn er grunzt
und seinen Platz am Tisch verhunzt,
doch schnell verliert er jede Gunst
dabei, denn das ist keine Kunst.

Deppigramm

🥳

 Mondscheinsonate (15.04.24, 12:30)
Eher "besser als alle Anderen" zu sein, nicht?

 FrankReich ergänzte dazu am 15.04.24 um 13:59:
Ich gehe dabei von der Idee des Autoritätsbeweises aus, i. e., dass jemand in seinen Aussagen glaubwürdiger wirkt, wenn bspw. er Dinge mit eigenen Augen gesehen hat oder behauptet, dafür Pate gestanden zu haben, einer Institution anzugehören, die sie entwickelt oder jemanden kennt, der jemanden kennt, ... etc. pp; dass er als Person infolgedessen auch wichtiger, bzw. besser dasteht, liegt natürlich darin begründet, erscheint mir aber nur als begünstigender Nebeneffekt. 🤗

 Graeculus (15.04.24, 12:40)
Die klassische Formulierung dafür stammt von Reinhard Heydrich: "Wir müssen den optischen Eindruck für diese ganzen Dinge etwas verlagern."

- diese ganzen Dinge = der deutsche Überfall auf Polen
- optischer Eindruck = Verantwortung
- verlagern = auf den Kopf stellen.

Gemeint war die Inszenierung eines angeblichen polnischen Angriffs auf den deutschen Radiosender in Gleiwitz.

 FrankReich meinte dazu am 15.04.24 um 13:34:
Genau, es geht darum, eine Behauptung (Wir sind nicht der Aggressor) durch eine Lüge (fingierter Grund für eine Attacke) zu untermauern. 
Allerdings unterscheidet sich Dein Beispiel von meinem Text insofern, dass Heydrich sich dieser Lüge bewusst war, persönlich würde ich einer solchen Handlungsweise nicht immer unbedingt Vorsatz unterstellen, da es sich dabei durchaus auch um einen Automatismus handeln kann; dieser "Kunstgriff" wird in vielen Fällen wahrscheinlich eher als Stilmittel denn als Lüge betrachtet.
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