Ab-stellen!

Short Story zum Thema Allzu Menschliches

von  tastifix

(Manches ändert sich, manches auch nicht oder erst viel später...)


Seit ein paar Tagen ist sie endlich wieder bei mir, meine Jüngste, die ein ganzes Jahr lang als Aupair-Mädchen in Frankreich gelebt hat. Freude pur!

Seit ein paar Tagen ärgere ich mich, jeden Tag ein bisschen mehr. Es ist nämlich nicht zu übersehen, dass Katharina wieder zuhause weilt.

Das Haus ist groß und bietet ihr mehr als genug Gelegenheit, ihrem Lieblingshobby zu frönen. Die Schwärmerei für Sting ist nichts dagegen.

Ein ganzes Jahr lang herrschte Ordnung, fand ich keine Sonnencreme auf der Kochplatte, keine Glitzerjeans zusammengeknüllt im Wohnzimmer, kein halb ausgetrunkenenes Glas Cola in praller Mittagssonne auf dem Terrassentisch und keine jämmerlich im Stich gelassene Pizzahälfte im Esszimmer. Und die -zig Kosmetikfläschchen tummelten sich auch nicht unverschlossen auf ihrem Schreibtisch. Erholung pur!

Meine Nerven hatten sich stabilisiert. Es war nur eine Pause, es war die Ruhe vor dem Sturm.

Sie kam zurück mit mindestens fünf großen Koffern, die sie immerhin eine Etage höher in obere Diele schleppte. Dabei blieb es dann aber auch. Die vier Meter bis in ihr Zimmer waren zuviel für die von der Reise recht erschöpfte junge Dame.

Ich meine, eine Autofahrt von fünf Stunden ist recht ermüdend trotz Klimaanlage und der Tatsache, dass der Herr Papa einen ja kutschiert. Mein mütterliches Herz zeigte also viel Verständnis und ich monierte das Koffergewimmel nicht einmal.

Doch heute wurde es mir zu bunt. Katharina war zu einer Freundin spaziert, das Fußballergebnis zu bereden. Rigoros habe ich all die Koffer, Täschchen und Beutelchen in ihr Zimmer verfrachtet. Sonst wäre die lange, schmale Diele bis auf weiteres für uns unbegehbar gewesen. Hürdenlauf auf Dauer aber ist alles andere als spassig.

Ja, Katharina war wieder da.
In jedem Raum stand oder lag etwas herum, was eindeutig zu dem Besitz meiner Jüngsten zu zählen war. Die Sonnenmilch stand wieder in der Küche, die zerknüllte Jeans lag wieder im Esszimmer herum. Anstatt eines halben, mittlerweile stark angewärmten Glases Cola stand nun auf dem Terrassentisch eine noch fast volle Flasche dieses Gebräus, ebenfalls nicht verschlossen und ebenfalls richtig schön temperiert. Schlußfolgerung meinerseits: Sie hatte noch dazu gelernt und ihr Hobby fleissigst ausgebaut.

Da mir das als ordnungsliebender Mutter nach diesem wohltuenden Jahr der Aufräum- und Hinterherräumpause recht schnell verstärkt auf den Geist ging, knöpfte ich denn mir meine Tochter zu einem belehrenden Gespräch vor - so in aller Ruhe.

"Hör`mal, so geht das nicht weiter!". fing ich an.
Schulterzucken.
"Überall liegt etwas´rum. Räum`endlich die Sachen weg. Es sieht ja aus wie in einem Kramladen!", schimpfte ich.
"Hach!", machte meine Tochter, sichtlich beleidigt.

Sag`mal!", forschte ich.
"Wie hast du das denn in Frankreich gehalten...??

Antwort meiner Tochter:
"Da habe ich aufgeräumt!!"

Darauf betont liebevoller Hinweis von meiner Seite:
"Das reicht! Soofort...!!!"

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Kommentare zu diesem Text

rosablume (63)
(13.06.07)
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