Warum?

Parabel zum Thema Verlassenheit

von  Omnahmashivaya

Du hast mich gesehen,
wolltest mich unbedingt haben.
Wir verbrachten eine schöne Zeit,
waren viel in der Natur.
Ich durfte in deinem Bett schlafen,
mit dir frühstücken.
Du hast mir gesagt,
dass du mich liebst.
Jeden Tag.
Ich war glücklich.
Doch irgendwann merkte ich,
dass irgendetwas nicht stimmte.
Du kamest später nach Hause,
wir verbrachten weniger Zeit,
gingen seltener aus.
Ich werde es wohl nie verstehen,
was passiert ist.
Ich habe dir doch nichts getan.
Und nun sitze ich hier,
jeden Tag, hinter Eisenstäben.
Ich warte, dass du zurückkommst,
auch wenn du mich verstoßen hast.
Mein Blick wird jeden Tag trauriger,
mein Gejaule verstummt langsam.
Es ist so langweilig hier.
Niemand krault mich.
Warum?
Eine Antwort bekomme ich niemals.
Nachts ist es besonders schlimm.
Mit mir geht es vielen anderen so.
Ich liege wach,
meinen Kopf auf den Pfoten
und seufze und
versuche zu schlafen.
Morgen ist ein neuer Tag.
Vielleicht holt mich Jemand ab,
geht mit mir eine Runde.
Dann bin ich glücklich,
für den Moment,
bis wieder das Tor hinter
mir zufällt.
Ein Lichtblick ist der
Pfleger, der mich jeden Tag
begrüßt, mir die Pfote schüttelt,
mir zu fressen gibt und manchmal
auch mit mir raus geht.
Doch mit nach Hause nehmen
kann er mich nicht.
Das Warten habe ich schon
längst aufgegeben.

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Kommentare zu diesem Text

Arvin (48)
(30.04.07)
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 NormanM. (19.08.09)
Sehr trauriger text, und vor allem, rechnet man am anfang nicht damit, dass es aus den augen eines hundes geschrieben ist.

 HarryStraight (02.01.16)
Das erinnerte mich jetzt unangenehm an eine Anruferin bei Domian, den Inhalt erspare ich dir.
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