Nomenklatura

Persiflage zum Thema Politik

von  loslosch

Mit diesem Begriff waren die Freunde aller Nachrichtensendungen bis etwa 1990 bestens vertraut. Danach purzelten die Nomenklaturkader, dass es eine Lust war zuzuschauen. Kurz und knapp: Die oberen Zehntausend im seinerzeit real existierenden Sozialismus. Nicht völlig identisch mit den ersten Zehntausend der oberen Einkommenspyramide, sondern bezogen auf die Führungskader von Regierung und Einheitspartei der UdSSR und ihrer Satellitenstaaten (verklarend für: Bruderstaaten).

Nomenklatura, das hört sich rumänisch an, könnte zur Not auch slawischen Ursprungs sein. Nichts von allem. Wikipedia verweist auf nomen (Namen) und calare (ausrufen) und damit auf lateinischen Ursprung. Gebildete Kader waren das. Daraus dann abgeleitet: Nomenclatura (Namensverzeichnis). Danach lässt uns Wiki im Stich.

Welches Namensverzeichnis im alten Rom? Jedes beliebige, ausgehend von Nomenclator (Namensnenner) in Gestalt eines Sklaven. Der trug eine Mordsverantwortung, wenn er seinen Herrn durch die Weltstadt begleitete. Manchmal waren es auch mehrere, die den Chef mit einer Karre (carrus) zogen oder auf einer Sänfte (lectica) trugen.

Fragte der Chef einen Sklaven, wer der Herr oder die Dame dort drüben sei mit dem kostbaren, edlen Gewand oder der sommerlichen Tunika, so hatte derselbe ohne langes Zögern Meldung zu machen: Cassius, Vulvia, Antonius, Carmenta usw. Und wehe, er konnte nicht mit Namen dienen. Dann setzte es eine Strafe: Sonder-Freigang zum Kennen- und Auswendiglernen, damit es beim nächsten Sänftengang besser klappt.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (11.10.10)
Bunä diemieneatza, Lothar!
Den Ursprung der Nomenklatura hätte ich schon eher im Lateinischen gesucht als in einer Sprache, in der sechzehn schaispresetsche, Alter würstä, Samstag ßümbätä und immer totdeauna heißt.
Die Herleitung aus dem alten Rom ist sehr interessant, die spätere Verwendung deutet auf eine (nur) nach außen gekehrte Identifizierung mit unteren Schichten hin.
LG, Dirk
(Kommentar korrigiert am 11.10.2010)

 loslosch meinte dazu am 11.10.10:
Guten Tag, Herr Neorumäne. Das ist wohl Lautschrift. In die Sechzehn hab ich mich eingegraben. Wörtlich: saisprezece; verweist auf die romanische Sprachgruppe; sais fast italienisch für sechs, pre [despre] für über und zece für dezem. Naja, klingt iwi beschissen. Ein Kollege, der fließend spanisch sprach, erzählte mir, er habe sich ganz kommod mit einem Rumänen verständigen können, bis auf slawische Einflüsse wie rabota.

Danke Dir(k) für den hohen Einsatz am frühen Morgen. Lothar
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