Einbahnstraßen-Liebe

Erzählung zum Thema Maske

von  Prinky

"Ach, komm nur rein," sagte er lächelnd zu ihr, nachdem er seine Wohnungstüre geöffnet hatte.
"Kannst mir deine Jacke geben. Ich hänge sie gleich auf.
Du warst ja noch nie hier, und...ist es ok?"
Einer seiner Freunde zog ihn immer damit auf, daß er in einem Wohnklo leben würde, und obwohl er es eigentlich als beleidigend empfand,
hatte er sich doch damit arrangiert.
Es war eine ca. 60 qm große Wohnung, somit zu klein für manche, aber doch, verdammt nochmal größer als so ein beschissenes Wohnklo.
"Magst`n Tee, ich habe Vanille; Karamell und gewöhnliche Geschmacksrichtungen? Vielleicht Karamell? Ich mags am liebsten!"
Sie nickte, als sie die Küche durchquerte, und seine Möbel, wild zusammengeschustert, in Augenschein nahm.
Er mühte sich gleich einen prima Eindruck zu hinterlassen, doch wußte sie nicht, das er sie zwar sah, doch in Gedanken eine ganz andere zu Besuch war.

"Warum sollte ich kommen", meinte sie.
Er entgegnete ihr, ganz Gentleman, daß das nach seinem Besuch wohl üblich sei. Sie bejahte es, meinte aber im Anschluss, daß er sich bei ihrem ersten Treffen viel zu schnell ausgezogen hätte. Sie sei so baff gewesen, daß ihr ein leichtes Nein überhaupt nicht über die Lippen gehen wollte. Es kam ihr nur in den Sinn, schwindete aber im Rausch länger zurückliegender Gefühle.
"Du hast meine Schwäche einfach nur ausgenutzt," meinte sie.
"Du hast gespürt, das ich mich nach Küssen und Berührungen sehne, nicht wahr? Spürtest du nicht meine Abwehrhaltung, als es zum äußersten kommen sollte? Das musst du doch gespürt haben!?"

In seinen Gedanken strahlte eine ganz andere Person. Liebe ist so ein komisches Wort, wenn sie unerfüllte Lust bedeuted, aber sie ist andererseits so wunderschön, wenn sie das Herz vollkommen ausfüllt. Und das tat diese andere Frau schon. Doch aller Liebe zugeneigt, signalisierte der Körper immer wieder die Sehnsucht nach körperlicher Nähe. Purem Sex, der keine Liebe braucht. Doch wenn dann eine andere das will, was der anderen vorbehalten ist, und sei es bis in alle Ewigkeit, dann muss ein Abend unerfüllt in die stille und kalte Nacht versinken.

Er schenkte ihr noch ein Glas Tee ein, während er sich bewußt machte, sie dieses mal nicht so wie das letzte mal zu berühren.
In ihrer Clique tat sie so entsetzlich verdorben und willig, daß er einfach nur ahnte; Die muss ich mitnehmen!!! Auf jeden Fall!
Und dann das! So extrem zugeknöpft...das hätte er niemals gedacht, geschweige damit gerechnet. Und das hatte er schon oft genug!

"Ach, weißt du," sprach er lächelnd zu ihr, "eine Freundschaft ist auch etwas wert. Es muss ja nicht immer eine Beziehung draus werden, nicht wahr?"
Sie bejahte seine Aussage, und war einerseits von einer gewissen Anspannung erlöst, andererseits aber empfand sie eine gewisse Traurigkeit.
Da sie sich aber in Grenzen hielt, konnte sie seinen Worten keinerlei Wert absprechen.
Draußen regnete es, und der vorherige Nebel war der Nässe völlig gewichen. "Es ist kälter geworden, " meinte sie noch, "aber die Sicht ist nun bedeutend klarer."
Und als er ihr kurz danach in den Mantel verhalf, war beiden, als hätten sie jeweils zumindest eine Last verloren.

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