Sallys Haus (11)

Erzählung zum Thema Geister

von  Prinky

Samantha hatte ihrem Mann ein nasses Tuch auf dessen Stirn gelegt, und allen anderen Tee zubereitet.
Das Wohnzimmer wirkte freundlich, während sich herrlicher Sonnenschein den Weg durch die schweren Gardinen suchte.
"Haben wie das alles geträumt?" meinte Jule, die in der linken Nische der Couch zusammengesunken wie ein kleines Häufchen Elend saß.
"Nein," erwiderte Sam, "wie kann es denn sein, das alle den gleichen Traum hatten? Außerdem erinnere ich mich an dieses Gesicht. Jenes Gesicht, dieser versteinerte und böse Ausdruck...diese Augen werden mich ein Leben lang verfolgen."
Eine merkwürdige Stille belegte die Szenerie. Fast schien es so, als hätte sie das Erlebte zu Zombies mutieren lassen. Doch dem war überhaupt nicht so.

"Mum, " sagte Sam, "Sally war auch da!"
Und wirklich, plötzlich erinnerten sich alle an das junge Mädchen, welches an die Mutter gelehnt, nur wenig entfernt von ihnen stand, während Hanson sie des Hauses verwies.
"Wir werden das Haus verkaufen!"
Kyle stand auf, und zeigte in Richtung des See`s, der sich hinter dem Haus befand.
""Dort hat sie sich ertränkt, und ich will nicht das sich irgendjemand aus der Familie irgendwann auch dort ertränkt, oder das etwas anderes passiert. Es ist doch offensichtlich das hier irgendetwas nicht stimmt. Wir haben uns verändert, und ich will das wir wieder zu denen werden, die wir einst waren. Zu den Broichs,
zu denen von einst!
Zu einer Familie!"
"Es könnte egal sein wo sie wohnen," fiel ihm Francis ins Wort,"es wäre möglich das sie dieser Spuk auch in andere Häuser verfolgt. Er hat sich manifestiert, und es scheint so, als hätte ihr Sohn so eine Art Verbindung geschaffen, die auch ein Wohnungswechsel nicht lösen würde."
Samantha schickte die Kinder vor die Türe, drehte sich zu Pfarrer Francis um, und meinte erschrocken:
"Und so wird es immer bleiben?"

Kyle nahm seine Frau in die Arme, und schenkte Myles und Karen, die auch auf der Couch saßen, einen sorgenvollen Blick.
"Es muss eine Lösung geben, und die kann ja nicht so aussehen, das Sam sterben muss, um uns aus den Fängen Hansons befreien zu können."
"Sam, sterben?"
Samantha wurde leichenblass, und Kyle spürte plötzlich ihr Gewicht, als sie in seinen Armen zusammenbrach.
"Das darf nicht sein," meinte Karen kämpferisch.
"Und so wird es auch nicht sein," erwiderte Pfarrer Francis mit ernsten Augen.
"Wir werden Richard Hanson und seine Familie zur Ruhe bringen. Es wird geschehen, und ihr werdet es erleben!"
Er nahm Samanthas Hände in die seinen, und sah ihr tief in die Augen.
"Ich kenne ein Medium. Ich werde Kontakt zu ihr aufnehmen, und gemeinsam werden wir und Pfarrer Moidred diesem Spuk ein Ende bereiten.

Währenddessen war Myles zur Haustüre, und sperrte sie auf. Die Kinder saßen auf den schweren Marmorstufen und wirkten seltsam still.
"Ja, " meinte er. "Diese frische Luft, die ich hier atme, hat die Kraft für das Leben. Und die Sonne sendet mir eine eindeutige Botschaft. Leben bedeutet Kampf. Kämpfen wir endlich!"

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