you said our love would never die. well, ha ha ha.

Erzählung zum Thema Abgrund

von  SunnySchwanbeck

Das Telefon ist ausgestöpselt, mein Handy liegt irgendwo in einer Ecke meines Zimmers. Ausgeschaltet. Ebenso wie ich. Die Fenster sind zugezogen, die Tür abgeschlossen. Ich liege hier allein in meiner dunklen Nichtigkeit und halte deinen Brief in meinen Händen. Ich kann ihn auswendig. Er fühlt sich abgegriffen an und riecht nicht mehr nach dir obwohl ich mir geschworen habe ich würde ihn diesmal in die Kiste sperren damit dein Parfum nicht verfliegt. Aber du kennst mich, ich kann es nicht.
Ich weiß nicht einmal wie viel Uhr wir haben, es interessiert mich auch nicht. Ich brüte hier über Zeilen die ich dir an den Kopf werfen kann, die ich nieder schreiben könnte. Aber ich verfalle in endloses Schweigen. Ich weiß nicht mehr wann ich zuletzt etwas gegessen habe und es ist auch nicht wichtig, ich versinke in der allübergreifenden Dunkelheit und bade mich in meinem Selbstmitleid, so lange bis mein Herz anfängt zu schrumpeln.
Vielleicht sollte ich dich einfach anrufen, doch ich wüsste nichts zu sagen und was soll man auch schon sagen nach all dem. Man sollte sagen „was soll das eigentlich.“ Oder „was haben wir uns dabei gedacht?“ aber wir kennen die Antworten zu gut um sie auszusprechen, denn den Schmerz der auf die Worte in unseren Ohren folgt kennen wir ebenso gut.
„Nichts haben wir uns gedacht, wir haben geliebt.“ Du hast mir immer Luftschlösser gebaut, so hoch und rosarot ich wollte. Doch ich war nie der Prinzessinnen-Typ, in Kleidern kann man nicht weglaufen und ich würde mich nur an gläsernen Schuhen schneiden.
Während mein Herz so schrumplig klein wird wie die Rosinen die du so gerne isst, schäle ich mich aus meiner Bettdecke, schalte das Licht an, zieh die Rollladen hoch und schließe meine Tür auf.
Sie sieht mich mit großen, grünen Augen an und streicht mir über die Haare. Ich lächle entschuldigend und schlängle mich an ihr vorbei ins Bad. Das kühle Metall an meinen Augenlidern fühlt sich beruhigend an und die vielen, kurzen Wimpern in meiner Hand sind ganz weich und tränen durchnässt. Du fandest mich ungeschminkt schöner und ich kann jede einzelne Wimper gebrauchen.

Die Sonne scheint viel zu hell für Mitte Februar und mir wäre eisiger Schnee lieber als diese umschmeichelnde Wärme. Die Bahn ist unverhofft leer, die Fahrt bis zum Rhein so kurz wie noch nie. Während ich den Kiesweg mit kleinen Schritten entlang gehe, erinnere ich mich an eine Zeit wo bedächtige Vaterhände große, schwere Autos durch die Düsseldorfer Innenstadt lenkten, nur damit ich besser schlafen konnte. Großstadtlichter beruhigen. An einem krumm gewachsenen Baum angekommen setze ich mich ins warme Gras, den Umschlag in den Händen haltend.
Irgendwas an Conor Oberst Stimme ist seltsam beruhigend, er lullt mich so sehr in seine Herzschmerz-Welt ein dass ich meinen eigenen Schmerz fast schon vergesse, aber eben nur fast. Ich hab immer noch das Bild im Kopf. Es hat geregnet, wie immer, wir standen unter irgend einem Dach, wussten nichts mit uns anzufangen. Du nahmst meine Hand, ich schauderte, du liest sie los, ich starb. Dann schlugst du die Augen nieder, ebenso wie mich. Und wir liefen einfach los.
Während ich in alten Erinnerungen rumgrabe ist es bereits dunkel genug geworden so dass ich die Lichter der Rheinpromenade tanzen sehe, ich ziehe mein Feuerzeug aus der Tasche, trete ans Ufer uns zünde den Umschlag samt Wimpern an.
Wusstest du dass verbrannte Wimpern nach Zuckerwatte riechen? Nein? Ich auch nicht.


Anmerkung von SunnySchwanbeck:

haligh haligh a lie haligh. bright eyes.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (42)
(27.02.11)
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Lola (19)
(07.03.11)
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mia.maria (24)
(18.03.11)
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 SunnySchwanbeck meinte dazu am 18.03.11:
ich hoffe das glück überwiegt.
ohja, englische titel und feuer. wie bei dir alkohol und zigaretten, ohja.
danke für den kommentar, liebes.
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