Wer will nochmal, wer hat noch nicht?

Text zum Thema Schmerz

von  ZornDerFinsternis

Du schließt die Tür hinter dir.
Zigaretten holen. Endgültig.
Stehe da. Hinter dieser bemitleidenswerten, billigen Wohnungstür.
Starre dir durch das Holz nach. Die Kippe im Mund.
Tränen drängen sich mir auf. Das Einzige, was immer zu mir passt.
Egal, wie tieftraurig oder glücklich ich bin.
Das Abendessen steht noch auf dem Herd. Dein Platz ist leer.
Die Hände umklammern den Türgriff, den du vor Minuten, die sich zäh wie Kaugummi in Richtung Endlosigkeit ziehen, berührt hattest.
Wie wertvoll die traurigen Sequenzen im Leben sind, wird einem erst klar, wenn man so ich-für-mich-allein dort steht.
Schwarz. Weiß.
Die Flasche Whisky in der linken, die nächste Kippe in der rechten Hand.
Kurze Rückblicke, die mich zermalmen.
Am Bahnhof sitzen die Jugendlichen. In meinem Alter.
Kiffen und saufen unbeschwert und aus beschissener Langeweile heraus.
Hier stirbt Zeit, bevor man eigentlich selbst draufgeht.
Alles gibt sich die Klinke in die Hand. Leben - Tod. Willkommen - Abschied. Tränen und Lächeln.
Die Hütte im Wald... ich weiß auch nicht, wieso sie sich wieder in die Gegenwart vorschiebt.
Die drei Männer. Alkohol und dieses Video.
Noch immer kommt der Geruch in meine Nase gestiegen, während ich unter Heulkrämpfen mit der Kotze ringe.
Der nüchternste hatte mir die Augen verbunden. Arme und Beine gefesselt.
Mir war kalt und es roch nach Blut. Diese Schmerzen waren nahezu unwirklich. Der kleine, dicke - Harald, filmte wie die beiden lachend auf mich einprügelten.
K. trat mir die vordersten Zähne aus, während sich unter höllischen Schmerzen der Schwanz des anderen in mir stocherte, wie in einer verfickten Goldgrube, in der nichts mehr zu holen war.
Nur gelegentlich bringt mich Heroin in die missliche Lage, dieses Szenario erneut zu durchleben.

Ich steige in den ersten Zug, der hält.
Ziehe die Kapuze meines Sweatshirts tiefer ins Gesicht. Kälte und Hitze überrollen mich.

Wessen Leben zerstört wurde, hat für niemanden eine verschissene Rolle gespielt.
Papa, weißt du, ich bin nicht mehr dein Engel. Ich habe keine Unschuld mehr..

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