Ratlosigkeit

Erörterung zum Thema Luxus

von  loslosch

Ego quaero, quod edim, hi quaerunt, quod cacent (Nonius Marcellus, 3./4. Jh. n. Chr.; Grammatik-Lehrer mit Resten von Zitat-Sammlungen alter Römer). Ich frage, was ich essen soll, diese (Menschen) fragen, was sie kacken sollen.

Derb, aber auf den Punkt gebracht. Soviel wie: Seine Probleme möchte ich haben. Oder: Der hat vielleicht Probleme.

Im wachsenden Wohlstandsgefälle der Moderne häufen sich die Gelegenheiten, bei denen man diesen Spruch einwerfen könnte. Folgende Situation: Ein Neureicher (homo novus) führt Beschwerde, dass er sich von seiner exorbitant hohen Kirchensteuer einen eigenen Hauskaplan leisten könnte. Zieht man in Betracht, dass das schmale Jahressalär eines Kaplans, mit dem Faktor 11 multipliziert (Kirchensteuer etwa 9% der Einkommensteuer), die Jahressteuerschuld des Besserverdieners ergibt und diese Steuerschuld - mindestens - mit dem Faktor 2,5 zu eskalieren ist (40% durchschnittliche Steuer bei Nutzung aller Freibeträge und ganz legaler Steuertricks), so kann man die Höhe des jährlich zu versteuernden Einkommens erahnen.

Über den dicken Daumen gerechnet: 500.000 €. Kein Einkommen eines Superreichen also, kaum mit dem Salär eines einfachen Dax-Vorstands vergleichbar. Mensch, hat der Probleme: Ego quaero, quod edim, hic quaerit, quod cacet. Ich frage, was ich essen soll, jener fragt, was er kacken soll.

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Kommentare zu diesem Text

Regentrude (53)
(29.10.12)
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 loslosch meinte dazu am 29.10.12:
hast du auch alles fein nachgerechnet? tucholsky meinte schon damals: Meine Sorgen möcht ich haben. :) lolo

quelle: Zur soziologischen Psychologie der Löcher, in: Die Weltbühne, 1931. wunderbar dies hier: "Wenn der Mensch ›Loch‹ hört, bekommt er Assoziationen: manche denken an Zündloch, manche an Knopfloch und manche an Goebbels."
(Antwort korrigiert am 29.10.2012)

 princess (29.10.12)
"Dann sollen sie doch Kuchen essen!"
LudwigJanssen (54) antwortete darauf am 29.10.12:
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 loslosch schrieb daraufhin am 29.10.12:
eine ente, der ich auch aufgesessen war. hätte marie antoinette den satz gesprochen, hätte er vermutlich gelautet: ... brioche (weißbrot) essen. aber der satz wurde ihr in den mund gelegt:  Historische Ente.

ich habe manch schwächeren text geschrieben. der hier steht mit seinen klickzahlen weit unten. de gustibus ... lo

 Lluviagata (29.10.12)
Auf keinen Fall Korinthen! ;)
Liebe Grüße
Llu ♥

 loslosch äußerte darauf am 29.10.12:
o diese wortverbindung! lo

 Didi.Costaire (29.10.12)
Deine Rechenkünste, die aus der Aussage des Neureichen auf sein Gehalt schließen lassen, beeindrucken mich.
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch ergänzte dazu am 29.10.12:
bei nächster gelegenheit werde ich den text meiner steuerberaterin zur prüfung vorlegen. lo

ps: ich fand im netz, dass der kaplan nach A 13 besoldet wird.  

ich bin tatsächlich ein naiver agnostiker. der knabe hätte knapp 2.800 € monatsnetto. wohnt wohl günstig und teilt sich die hausdame mit dem pfarrer. vermutlich müssen die geistlichen einen batzen an mutter kirche spenden. dann würde meine rechnung wieder hinkommen.
(Antwort korrigiert am 29.10.2012)

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 29.10.12:
Sie teilen sich die Hausdame?! Die beiden "Geistlichen" sollten zwei Halbtagsstellen schaffen, dann gäbe es auch keine "Wartezeiten" ))
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch meinte dazu am 29.10.12:
vor allen dingen nicht vor dem beichtstuhl. die halbtagsdamen könnten über kreuz beichten. und pfarrer und kaplan brauchten vllt. gar nicht mehr zur beichte zu gehen ... lo

 EkkehartMittelberg (29.10.12)
Viele möchten die Probleme eines anderen haben und ihr Problembewusstsein erhalten. Hätten sie das Problembewusstsein des anderen, würden sie dessen Probleme vielleicht nicht mehr haben wollen.

 loslosch meinte dazu am 29.10.12:
ein subtiler hinweis. wenn man erst mal die position erreicht hat, ändert sich die perspektive. jedenfalls meistens. so ist das halt. t.t. lo
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