Resonanz

Gedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  Isaban

Doch als ich dort
nach meinem Fall
im dicksten Schlamm,
im schwarzen Loch,
im tiefsten Kerker
jener Grube saß

und niemand sonst,
kein Stecken, Stab,
kein guter Freund,
mir seine Hand
entgegen hielt,
da flehte ich

und rief und sang und schrie,
verlassen von der Welt, sein Lied -
und hörte tief, ganz tief in mir,
den Widerhall und wie
das Lebenwollen klang.


Anmerkung von Isaban:

Mit bestem Dank an Sockenpuppe für das Aufmerksammachen auf das überflüssige e.

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Kommentare zu diesem Text


 Sylvia (20.08.13)
Hallo Sabine,
dein Gedicht gefällt mir ausgesprochen gut. Sehr eindringlich wie die Resonanz aufs Leben sich breit macht in sehr einsamen, scheinbar ausweglosen Situationen.

Lieben Gruß Sylvia

 Isaban meinte dazu am 20.08.13:
Vielen Dank für deine Rückmeldung, Sylvia. Die Antwort auf alle Gebete steckt in uns, ganz besonders in ausweglosen Situationen. So sehr das auch nach "Wort zum Sonntag" klingt: Wir sind die Resonanzkörper für all unsere Choräle.

Liebe Grüße

Sabine
KoKa_halt (44)
(20.08.13)
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 Isaban antwortete darauf am 20.08.13:
Danke schön, du nagelneuer KoKa, du!

 Lluviagata (20.08.13)
Da ich durch den zweiten Vers an den Psalm 23 erinnert werde, denke ich, liebe Sabine, dass du diese Art Resonanz meinst, die Mensch von seinem Hirten erfleht und auch erwartet.
Hier aber, im persönlichen Schlamm, im Kerker, kommen Lyrich jene Gebete nutzlos vor - einfach, weil es denkt, dass der, dem sie gelten, nicht hört - wie so oft im Leben.
Nun denke ich aber, dass, je mehr man schreit und bittet, desto mehr spürt man die Sinnlosigkeit, sieht seine Bitten praktisch zurückkommen, und das bringt einen irgendwann zur Besinnung, zum Denken an die eigene Kraft. Resonanz bedeutet Auffangen und verstärkte Wiedergabe von Schallwellen. Hier ist es die Kraft. Durch Jammern/Schreien vergeudete Kraft, die sich bei Rückbesinnung auf die eigene Wertigkeit verdoppelt.

Gefällt mir sehr gut, Sabine; der Text inspiriert mich sehr!

Liebe Grüße
Llu ♥
(Kommentar korrigiert am 20.08.2013)

 Isaban schrieb daraufhin am 20.08.13:
Ich finde es toll, dass du durch das Psalmzitat die Brücke zur Bibel und somit zu Gott, beziehungsweise zum Glauben gebaut hast. Nach deiner (auch toll am Text belegbaren) Interpretation läuft es auf den Spruch "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott" raus - absolut nicht falsch, auch das ist definitiv impliziert.
Meine eigene Intention war zu bebildern, dass einem in der größten Not klar wird, wie dringend man leben will - und im Grunde ist das alle Resonanz, die man braucht. Der Wille zu leben überwindet bis ganz zum Schluss fast alles. Das könnte doch schon die Antwort und Hilfe sein, die man so dringend von "höherer Stelle" erwartet.
Für mich ist Gott das große Ganze und ich (jeder von uns, jeder Grashalm, jede Eintagsfliege, jede noch so kleine Kleinigkeit) bin eine winzige Zelle seines unvorstellbar unendlichen Leibes. Eine temporelle Zelle, die ihren Sinn und Zweck mit ihrem Dasein erfüllt und die – wie unsere eigenen Körperzellen - durch eine neue ersetzt wird, wenn ihre Zeit abgelaufen ist. Sinn des Lebens, jedes Lebens, ist das Leben selbst; der Weg ist das Ziel und unser Lebenswille alles, was wir an Resonanz selbst in ganz schlechten Zeiten brauchen. Das, ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl und die tröstliche Vorstellung, dass da einer über uns wacht und dass alles seinen vorhergesehenen Gang nimmt, dass alles dem großen, für uns nicht immer erfassbaren Plan folgt, dessen winziges Puzzleteilchen wir sind.

Hab herzlichen Dank dafür, dass du dich mit meinem Text auseinandersetzen mochtest.

Liebe Grüße

Sabine

 Fuchsiberlin (20.08.13)
Wer ist mit "sein" gemeint? Gott?

Ein Text der eine innere Stärke zum Ausdruck bringt, und zwar dann wenn diese vonnöten ist. Leider besitzt nicht jeder Mensch diese mentale Stärke.

Liebe Grüße
Jörg

 Isaban äußerte darauf am 20.08.13:
Ja, damit ist Gott gemeint.

Liebe Grüße

Sabine

 TassoTuwas (20.08.13)
Wortbeben.
Heftiger Ausschlag des Seismographen.
LG TT

 Isaban ergänzte dazu am 20.08.13:
Manchmal geht die Welt unter, manchmal wird nur ein Staubkorn vom Tisch gefegt.

Liebe Grüße

Sabine

 Irma (29.08.13)
Das klingt in mir, seit ich es bei Jokers entdeckt habe! LG Irma

 Isaban meinte dazu am 29.08.13:
Sieh mal an, da stöberst du also!
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