Göttliche Ausstrahlung

Glosse zum Thema Selbstbild/Selbstbetrachtung

von  loslosch

Nemo igitur vir magnus sine aliquo afflatu divino umquam fuit (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De natura deorum). Es gab also noch nie einen großen Mann ohne göttliche Inspiration [wörtl.: göttliches Anhauchen].

So formulierte es der große Cicero, getreu dem Zeitgeist des ersten vorchristlichen Jahrhunderts. Besonderes Flair, ja Charisma (griech. Gnadengeschenk) von politischen Führern oder Denkern wurde nicht losgelöst von übernatürlichen Kräften gesehen, bis hin zum neuzeitlichen Karma (günstiges Schicksal). Selbst Agnostiker der Jetztzeit können dieser Faszination und Strahlkraft erliegen. Im Fußballsport wird es weiterhin eine Fankurve geben mit gedachter Nähe zu den göttlichen Balltretern und außerhalb der Stadien die Fanmeile, ebenso das Cheerleading, außerhalb des Sports. Der in seltenen Fällen reflektionsarme Agnostiker benötigt den Halbgott zum Begreifen (Be-greifen). Um wie viel mehr der dumpf gläubige Normal-Tickende diesen.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (16.09.13)
Nun, göttliche Inspiration, Charisma, Ausstrahlung oder wie man das auch immer nennen möchte, ist doch sehr... nun... ich nenne es einmal 'situationsabhängig'. Denn auch ohne Blick auf das, was später geschah, wirkt der Redner A.H. aus B. für heutige Ohren doch nicht wirklich göttlich inspiriert... und Ausstrahlung? Na, wenn man auf Hosen steht, die bis unter die Achselhöhlen reichen...?

Umgekehrt haben Reden von Abraham Lincoln heute noch Wirkung auch ohne den Mann, ohne Rumgezappel, wehende Fahnen und Rumtata.

Aber vielleicht ist ja alles ganz anders. Wenn ich mich selbst zitieren darf:  "Wenn Gott den Menschen erschaffen hat, dann war er ein famoser Witzbold.(Spaß am Anfang der Welt)

 loslosch meinte dazu am 16.09.13:
björn engholm soll auch charisma gehabt haben. es war aber nichts dahinter!

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 16.09.13:
Vielleicht ist das ja Charisma: Einfach so tun, als ob etwas dahinter wäre...

 loslosch schrieb daraufhin am 16.09.13:
sogar adolf hatte charisma. tucholsky schrieb mal, die stimme können einen in den bann ziehen. wie tucho sonst über hitler urteilte, kann man leicht kugeln.

 tigujo (16.09.13)
Könnt mer ja andersrum betrachten:

Was bewundernswert an Menschen, wer auch immer es sei und was auch immer es gerade ist, ist schlichterweise per definitionem verdächtig, und nach Maßgabe ebenso menschlicher Überlegung als göttlich einzustufen, wenn es so erscheint.

Und die Summe all dieser erfahrbar schönen Momente menschlichen Handelns macht dann das verdichtete Gottesbild, so Art verdickte Sehnsuchtsmarmelade: Süß und obendrein nahrhaft, was braucht mensch mehr, um nicht zu oft zu verzagen.

Könnt mer somit auch andersrum betrachten, die bekommentierten Zeilen - und wer weiß, womöglich war und ist dies auch Absicht all jener Schreiber, die das Erhabene bemühen und gar das Übernatürliche, um bloß dem Menschlichen dessen Ehre übertrieben zu erweisen - wer weiß.

Agnostiker? Kenn zu viele, glaub nicht mehr an deren schlichten Glauben...

;-) tigujo mit grußleins.

 loslosch äußerte darauf am 16.09.13:
kl. missverständnis, ger. in seltenen fällen seien (sogar) agnostiker reflektionsarm. also zustimmung. lo
Graeculus (69)
(16.09.13)
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 loslosch ergänzte dazu am 16.09.13:
gott als erklärungspuffer. er gibt (für die gläubigen im selbstgespräch) gute antworten, für die agnostiker gar keine. meine kugel-versuche nach dem dichter sind gescheitert.
Graeculus (69) meinte dazu am 16.09.13:
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 loslosch meinte dazu am 16.09.13:
zum schweinefleisch: bei rené könig in köln gehört: die haltbarkeit war wohl das problem. hätte man seinerzeit kühlschränke gehabt, hätte der prophet vom verbot abgesehen. meine sehr verkürzte, ironisierte darstellung.

könig wurde 1974 emeritiert. du könntest ihn noch erlebt haben!
Graeculus (69) meinte dazu am 16.09.13:
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 loslosch meinte dazu am 16.09.13:
damals waren wortmeldungen unüblich. diesen zwischenruf hätte könig mit breitem grinsen erwidert. - zur haltbarkeit: sicher gibts was zu kugeln heute. aus meiner erinnerung: schweinefleisch soll schon bei beginnendem zerfall, ohne äußerliche auffälligkeit, sehr riskant für die gesundheit beim verzehr gewesen sein. insbes. in den subtropen!

 EkkehartMittelberg (16.09.13)
Die göttliche Inspiration muss immer wieder herhalten. Die kleinen Menschlein und erst recht große Männer könnten ja andernfalls von Hybris erfasst werden.

 loslosch meinte dazu am 16.09.13:
man versteckt sich in "demut" hinter der göttlichen inspiration. contradictio in adiecto!
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