Keine Propaganda für die Propaganda

Erörterung zum Thema Gesellschaftskritik

von  loslosch

Sancta congregatio de propaganda fide, so nannte sich die im Zuge der Gegenreformation 1622 gegründete päpstliche Kongregation für die Evangelisierung der Völker bis 1967. Wörtlich übersetzt: Heilige Kongregation von der zu verbreitenden Glaubensbotschaft.

Propaganda ist also das zu Verbreitende (Ablativ der femininen Form des lateinischen Gerundivums), das, was verbreitet werden soll. Propagare (lat. Grundform) bedeutet im Ursprung fortpflanzen, eingeschränkt auf den Bereich der Botanik.

Dieser neutrale, keinesfalls negativ besetzte Begriff Propaganda wurde im 20. Jahrhundert von Diktaturen übernommen, zuerst von Lenin 1920 in der UdSSR als Kampfbegriff Agitprop (Kunstwort aus Agitation und Propaganda) verwendet, dann von der KPD in der Weimarer Republik. Anschließend auch vom Nationalsozialismus instrumentalisiert und öffentlich gemacht. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda (seit März 1933) hieß Dr. Joseph Goebbels. Nach dem Krieg benutzte die DDR den Begriff der Propaganda, allerdings meist intern. Es gab die Funktionäre für Agitation und Propaganda (DDR-Schreibe, hypermodern: AgitProp). Propaganda verbreiten auch demokratisch legitimierte Regierungen, sie vermeiden aber peinlich genau das in Verruf gekommene Wort und sprechen von Public Relations. Einen Begriff politisch nicht zu besetzen, das kann - in seltenen Fällen - sogar von Vorteil sein.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(25.06.15)
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 loslosch meinte dazu am 25.06.15:
eine eigenwillige deutsche übersetzung von pr stammt von flick-manager eberhard von brauchitsch (pflege der bonner landschaft). sie hat sich nicht durchgesetzt.

 TrekanBelluvitsh (25.06.15)
Heilige Kongregation von der zu verbreitenden Glaubensbotschaft.
So sollte sich das UFO-Institut in München benennen.

 loslosch antwortete darauf am 25.06.15:
hast du vllt. den hans-werner (un-)sinn im sinn? ufo = ifo.

 TrekanBelluvitsh schrieb daraufhin am 25.06.15:
Vielleicht?

Auf jeden Fall würde ich mal gerne lesen. "Sinnkrise beim scheidenden Leiter des UFO-Instituts!"

 EkkehartMittelberg (25.06.15)
Der Wortlaut der sancta conregatio de propaganda fide ist interessant: »Durch den unerforschlichen Ratschluss der göttlichen Vorsehung ohne Unser Verdienst zur Leitung der Kirche Christi berufen, sehen Wir es als Hauptaufgabe Unseres Hirtenamtes an, sorgfältig darüber zu wachen und, soweit es Uns durch Gottes Gnade verliehen wird, Uns eifrig darum zu bemühen, die elend verirrten Schafe zum Schafstall Christi zu führen und zur Anerkennung des Herrn und Hirten der Herde zu bewegen« (Bulle 58 von Papst Gregor XV. vom 22.6.1622) (Carl Hundhausen: Propaganda, 1975, S. 92).

 loslosch äußerte darauf am 25.06.15:
wer die salbungsvolle sprache der buntgewandeten herren nicht kennt, könnte vermuten, sie hätten lausige selbstzweifel (unerforschlicher ratschluss).
JamesBlond (63) ergänzte dazu am 25.06.15:
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 loslosch meinte dazu am 25.06.15:
nach meiner einschätzung ist der islam (welcher in seinen varianten!?) heute missionarischer unterwegs als der katholizismus. vor 400 jahren war das noch umgekehrt.
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