hans hat sich das geschirrtuch

Text

von  kalira

Hans hat sich das Geschirrtuch um den Kopf gebunden. Unter dem Tuch drückt irgendwoher Blut aus seinem Schädel hervor. Hatte ich nicht vorhin etwas nach ihm geschmissen? Ich hatte ihm gesagt, er solle die Hände von dem toten Hund lassen. Wenn der aber nicht hört. Was hatte ich nach ihm geworfen?

Hans umbundener Kopf schlägt Wellen. Er kreiselt durch den Raum und schreit, ich solle die Arme hochreißen, sonst würde er mich mit seinem Säbel vierteilen. Woher der das Wort vierteilen kennt, weiß ich nicht. Sicherlich hat Klaus es ihm beigebracht. Die beiden sind im Piratenfieber. Ich kann dich nicht hören. Sage ich zu Hans, der immer noch durch die Räume rennt, als hetze ihm einer hinterher. Hans. Sage ich. Wir dachten damals, der Name würde dem Kind Glück bringen.

Hans, nimm die Hände von dem toten Hund. Du siehst doch, dass der nicht mehr atmet. Saß der dumme Hans dort und hoffte auf Handauflegen. Dabei hielt ich noch die Spritze in der Hand, meine Hand, die den Köter entlebt hatte. Einschläfern, sagen die, die es schönreden. Dabei ist es nichts anderes als vergiften. Ich sah Hans, diesen Jungen, der weinte und seine Hände nicht von dem leblosen Vieh nehmen wollte. Hans, komm jetzt. Um erschossene Tauben und mit dem Luftgewehr erlegte Spatzen jammert keiner. Da sind die Jungen ganz wild nach. Nicht einmal die Katzen lecken sich nach den zerschroteten Vogelleibern das Maul. Denen muss man schon den ausgestorbenen Thunfisch auf kleinen, mit Grünzeug verzierten Tellerchen filetieren. Und der Hans ist auch nicht anders. Jammert und schnurrt, schmiegt sich an die Beine, bis er die Aufmerksamkeit bekommt, nach der er sich sehnt. Sein ganzes Leben sehnt der sich nach etwas. Und ich habe seit Monaten schon keine Lust mehr. Ich weiß auch gar nicht, wie ich zu dem gekommen bin. Immer liegt er wie ein Schaumball in meiner Hand. Und wenn ich wütend werde, drücke ich eben zu und schleudere das Ding gegen die Wand. Hans, komm, der Hund war alt, der war krank.

Hans habe ich unter Schmerzen aus mir heraus gebracht. Klaus ließ ich unter Schmerzen in mich hinein.  So ist es mit ihnen. Nirgends innehalten. Sind sie drinnen, wollen sie raus, sind sie draußen, wollen sie rein. Rein Raus Raus Rein.

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