Kuckuck

Gedicht zum Thema Liebe und Sehnsucht

von  Alazán

Irgendwie fängt irgendwann
Irgendwo die Zukunft an.

Liebe wird aus Mut gemacht.

Gib mir die Hand.
Ich bau dir ein Schloss aus Sand.

Nena: Irgendwo, irgendwie, irgendwann (1985)


Wenn Paul lächelt, ziehen sich die alten Falten um die Augen so zusammen,
wie man es von einem glücklichen Mann nicht anders kennt.
Er ist ein stiller alter Mann, den sie auch Daniel Lacombe
oder einen Weißen Herumstreicher nannten.

Paul lebt allein. Er forschte an suprafluiden Stoffen,
die die Wände hinaufrinnen, wenn sie sehr kühl werden.
Er liebt seine schwarze Katze und den Gesang der Amseln,
den er erst verstand, nachdem er Georg Trakl gelesen hatte.

Es ist der Magier, der Tee aufgießt, zwei Tassen,
und sie doch nicht trinkt. Es ist ein Kuckuck vor dem Fenster,
den er einlädt, und der doch nicht kommt.
Es sind die Drachen, glaubt der Magier, die ihn verscheuchen könnten,

oder all der kalte Tee. Paul ist geduldig und erzählt
von 1959 und der Kuckuck rastet auf der Uferweide vor dem Fenster.
Bist du gekommen, um zu gehen?
Was ist ein Kuss auf Wiedersehen?

Ist denn schon 2044? Platzier die Nüsse auf dem Fenstersims!
O, kleiner Prinz, was auf dem Mond ist schon ein ganzer See,
für einen Kuckuck auf der Reise oder all der Pfefferminz
auf deinem Fenstersims hier an der Spree?

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (05.05.20)
Herrliche Bilder! Ich komme noch oft hier her, um zu lesen, zu träumen, zu suchen und zu finden!

Liebe Grüße
Llu ♥

 Alazán meinte dazu am 21.05.20:
Wow! Vielen Dank für den lieben Kommentar. Ich bin ein unzuverlässiger Autor und Leser, aber ich freue mich über jeden weiteren Kontakt . Hab einen schönen Feiertag morgen!

 monalisa (05.05.20)
Da kann ich Llu nur beipflichten, Alazán,
auch ich finde diese Bilder um den weißen Herumstreicher und seine schwarze Katze, die Umschreibung seiner ausdauernden Bemühungen, dem Leben viel zu geben, um ihm etwas abzugewinnen, beeindruckend und berührend.
Ich finde sehr gelungen, wie du diese Bilder in Worte setzt, mit Klängen, Reimen, Assonanzen, mit Klischees und Traditionen spielst, die du auf so erfrischende Weise aufbrichst :).

Liebe Grüße,
mona

Kommentar geändert am 05.05.2020 um 08:52 Uhr

 Alazán antwortete darauf am 21.05.20:
Liebe Mona, herzlichen Dank! Und ich sehr froh, dass Du die Klischees auch als Spiel erkennst, nicht als das Höchste meiner Lyrik, sondern ein Stilmittel. Du bist eine aufmerksame Leserin und ich will auch bald wieder mehr lesen hier auf KV, dann klicke ich zuerst zu Dir .
Jo-W. (83)
(05.05.20)
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 Alazán schrieb daraufhin am 21.05.20:
Und selbst das Gewordensein ist ja im Werden. Da kommen wir nicht raus ;) - vielen Dank für den schönen Kommentar!
Sätzer (77)
(05.05.20)
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 Alazán äußerte darauf am 21.05.20:
Danke für die lieben Worte! Ich habe ganz unterschiedliche Stile verfolgt in den letzten Jahren und hoffe, dass Dir vielleicht auch anderes zusagt - und wenn nicht, kann ich das auch gut verstehen ;). LG Philipp

 juttavon (06.05.20)
Sehr schön. Im Einzelnen sind oben aAndere schon auf Dein Gedicht eingegangen, da schließe ich mich gerne an.

(Das Lena-Zitat könntest Du m.E. streichen, Dein Text ist reich genug und viel poetischer.)

HG Jutta

 Alazán ergänzte dazu am 21.05.20:
Vielen Dank!
Ja, ich könnte auf Nena verzichten, aber es gehört zum Zyklus. Jedem Gedicht (die letzten 9) steht ein Zitat vor, und bei manchen ist es wichtig. Fändest Du es vertretbar, nur auf manche davon zu verzichten und andere stehenzulassen? Oder wäre das inkonsequent?
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