Rechte Narrative I: Das Boot

Verordnung zum Thema Erwartung

von  Terminator

Deutschland ist ein Boot. Dieses Boot ist voll. Wenn wir noch mehr Einwanderer hereinlassen, wird das Boot kentern, und wir werden alle sterben.


Dieses Narrativ werde ich von rechts kritisieren. Um keine Begriffsmissverständnisse aufkommen zu lassen, werde ich nicht mehr von einer radikal rechten Perspektive sprechen, sondern meine vormoderne Perspektive als einen Blick von oben bezeichnen (Adelsperspektive).


Zunächst einmal ist "Deutschland" kein statischer Zustand, zu dessen unveränderter Bewahrung deutsche Bürger verpflichtet sind: was Deutschland ist, hat sich in der Geschichte immer wieder verändert, und wird sich in Zukunft weiter veränden, auch wenn sich der "Volkskörper" dagegen wehrt. Und schließlich muss auch Deutschland bzw. das Abendland, wie jede andere Kultur, eines Tages sterben. Ein Aufruf zur Autoannihilation ist das freilich nicht.


Das "gesunde Volksempfinden" meint, Deutschland sei für Deutsche, Baschkortostan für Baschkiren, Udmurtien für Udmurten usw. Doch Deutschland ist realpolitisch gesehen längst ein abhängiger Teil der Europäischen Union, die nur als solche, und nicht in die Nationalstaaten zersplittert, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bestehen kann. Baschkortostan und Udmurtien sind Teile der Russischen Föderation, die diesen Völkern Autonomie gewährt hat, und sie nicht etwa ausgelöscht, wie China die Dschungaren (derzeit begeht es einen Quasi-Völkermord an den Uiguren). Sollte die RF infolge des laufenden Kollapskriegs zerbrechen, wäre das für die weniger zahlreichen Völker keine Befreiung, sondern ein Weg ins Chaos, es sei denn, die Gründung einer Union der turksprachigen Völker wäre möglich.


Der von Anspruchsdenken und automatischen Privilegien für Autochthone geleitete Michel meint, jeder zum Volkskörper gehörende Bürger hätte das Recht auf lebenslange Versorgung. Die Wertschöpfung, die dafür notwenig ist, wird aber längst von international vernetzten Unternehmen geleistet, und würde bei einer Isolation Deutschlands zusammenbrechen. Will sich Deutschland vom Weltmarkt nicht isolieren, kann es sich auch von den Flüchtlingsströmen nicht abschotten, da der Weltmarkt zu den Fluchtursachen beiträgt.


Eine Einwanderung in die Sozialsysteme kann diese durchaus bis zum Kollaps erschöpfen. Dann müssen eben die Sozialleistungen für alle gekürzt werden oder ganz abgeschafft. Die Großfamilien werden die Versorgung der Alten übernehmen müssen, was bis auf wenige historische Ausnahmen immer der Fall war. Wird sich die Sozialstruktur Deutschlands verändern, müssen alle das beste daraus machen, und das ist keine zynische Feststellung, denn eine dynamische Gesellschaft bietet für alle mehr Chancen als eine statische.


Deutschland wird nicht dadurch gerettet, dass wir es einfrieren oder in eine Mumie verwandeln. Die deutsche Gesellschaft muss das Fitnesstraining bestehen, das sie für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stärkt.



Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (02.08.23, 00:16)
Wenn ich "Das Boot ist voll" höre, denke ich an die völlig überfüllten Flüchtlingsboote. Und auch an andere, ärmere Länder, die prozentual mehr Flüchtlinge aufgenommen haben.

Der AfD-Parteitag in Magdeburg hat es mit aller Deutlichkeit verkündet: "Wir brauchen eine Festung Europa!" und "Wir brauchen Pushbacks, was immer der EUGH dazu sagt!" Was immer! Der Abschied vom Recht.

Ja, stimmt, der "deutsche Volkskörper" ist kein starres Gebilde und war es nie. Man denke z.B. an die vielen polnischen Namen im Ruhrgebiet. Daß die Flexibilität Deutschlands in einer globalisierten Welt erfordert ist, dem schließe ich mich an. Viktor Orbán ist da ein Experiment in die gegenteilige Richtung, die eines Ideals von ethnischer Reinheit.

 Terminator meinte dazu am 02.08.23 um 01:30:
Die AfD will Europa gegen die Gefahren des 21. Jahrhunderts mit Mitteln des 20. Jahrhunderts schützen, in dem die größte Gefahr von Europa selbst ausging. Die Lucke-AfD dachte ökonomisch-professoral, die Höcke-AfD denkt ideologisch-populistisch.

 Tula antwortete darauf am 02.08.23 um 11:05:
Moin Terminator


Die deutsche Gesellschaft muss das Fitnesstraining bestehen, das sie für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stärkt.

Auch hier unterschreibe ich. Wie anderswo angeführt, der Weg erfolgreicher Integration läuft über die Bildung. Wir brauchen neue Generationen gebildeter Fachkräfte jeder Art, um deine Forderung zu erfüllen. Und brauchen leider auch Arbeitskräfte für die Jobs, die kein Deutscher mehr machen will. Auch DESHALB fehlt zum Beispiel Pflegepersonal. Alten Menschen den Hintern abzuwischen, strengt an. Sehe ich hier ebenfalls in Portugal. 

LG
Tula
Taina (39) schrieb daraufhin am 02.08.23 um 12:22:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Tula äußerte darauf am 02.08.23 um 12:54:
Hallo Taina
Ich verstehe hier die Argumentation nicht. Die genannte Arbeit ist schwer und wird relativ schlecht bezahlt. Das kann man auf verschiedene Weise angehen.
Auf lange Sicht brauchen wir gerade in diesem Bereich einen Zuwachs an Personal, weil es eben immer mehr ältere Menschen gibt (und glücklicherweise noch keine "Pflegeroboter").

LG
Tula
Taina (39) ergänzte dazu am 02.08.23 um 13:27:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Terminator meinte dazu am 03.08.23 um 03:16:
 Care-Arbeit ist nicht nur körperlich anstrengende Pflege, sondern auch Betreuung, Zuhören, Aufmerksamkeit usw., was man bis ins hohe Alter noch praktizieren kann.
Taina (39) meinte dazu am 03.08.23 um 06:40:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Quoth (02.08.23, 11:26)
Die Großfamilien werden die Versorgung der Alten übernehmen müssen, was bis auf wenige historische Ausnahmen immer der Fall war. 
Das ist tatsächlich ein vormoderner Wunschtraum aus der Adelsperspektive - den ich freilich teile. 


Für die Begründung "Das Boot ist voll", mit der die Schweizer in der Nazizeit Flüchtlinge aus Deutschland zurückwiesen, schämen sie sich noch heute.

Grundvernünftiger Beitrag. Quoth

 Terminator meinte dazu am 02.08.23 um 12:40:
Für eine Ego-Gesellschaft wären solche Verhältnisse unzumutbar. Dabei ist die Großfamilie eine Voraussetzung für gelungene psychosoziale Entwicklung von Kindern, ein Schutz gegen die Pandemie der Einsamkeit und Depression, eine subsidiäre Gruppe, die dem Einzelnen größtmögliche Unabhängigkeit vom Staat bietet (totalitäre Regimes infiltrieren oder zerstören Familien, sie wollen über einsame Individuen herrschen).

 FRP (02.08.23, 12:09)
"Eine Einwanderung in die Sozialsysteme kann diese durchaus bis zum Kollaps erschöpfen. Dann müssen eben die Sozialleistungen für alle gekürzt werden oder ganz abgeschafft."

Und dem kann ich nun überhaupt nicht zustimmen. Dieser Gedanke führt mit Notwendigkeit zum Ende der Vernunft.

 Terminator meinte dazu am 02.08.23 um 12:41:
Vernunft ist ein großes Wort und nicht arbiträr zu gebrauchen.

 Verlo (02.08.23, 12:16)
Wenn Geisteswissenschaftlicher sich über Ökonomie austauschen, sollte man keine Lösungen erwarten.

Als ich Deutschland verlassen habe, waren offiziell vier Millionen Menschen ohne Arbeit. Tatsächlich sollen es acht Millionen gewesen sein, weil die Statistik nicht die Arbeitslosen zählte, die in einer Maßnahme sind.

Nun holt man Menschen ins Land, die weniger qualifiziert sind, als ich es damals war, die nicht Deutsch sprechen, die teilweise der deutschen Kultur feindlich gegenüberstehen, um den Fachkräftemangel auszugleichen.

So ist die offizielle Begründung.

Vielleicht untersuchen die Vordenken von KeinVerlag einmal die Situation.

Wie viele deutsche Fachkräfte haben keine Arbeit? Warum nicht?

Wie viele Fachkräfte gibt es unter den Flüchtlingen? Wie viele haben davon entsprechende Arbeit?

Es schadet nicht, Hypothese aufzustellen, welchen Grund die Aufnahme von Millionen Flüchtlingen hat: könnten es ökonomische sein, könnten es politische sein, könnten es strategische sein? 

Was passiert, wenn viele Menschen Geld bekommen, ohne Gegenleistung?
Muckelchen (70) meinte dazu am 02.08.23 um 12:33:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Terminator meinte dazu am 02.08.23 um 12:35:
Du stellst die richtigen Fragen. Aber bedenke auch die offensichtliche Alternative: wir schließen die Grenzen, Deutschland verwandelt sich ein Altenheim, und die arbeitende Bevölkerung wandert ab, um nicht 70% und mehr von ihren Löhnen und Gehältern für Steuerausgaben und Sozialsysteme zu bezahlen. Am Ende bleiben Alte und Arbeitsunfähige, und kein Land der Welt wird sie aufnehmen oder für sie sorgen.

Deutschland könnte es wie Japan machen und eine High-Tech-Gesellschaft werden, aber mit dem Atomausstieg sind wir eher den Weg in die Deindustrialisierung und technologische Rückständigkeit gegangen.

 Verlo meinte dazu am 02.08.23 um 17:40:
Muckelchen, ich kann nicht einschätzen, ob die Zahlen stimmen, oder ob man ebenso "zaubert" wie damals.

Aber warum sollte man ein erfolgreiches Geschäftsmodell aufgeben, das bei Corona noch ausgezeichnet funktioniert hat.
Taina (39) meinte dazu am 03.08.23 um 06:54:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Taina (39)
(02.08.23, 12:34)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Terminator meinte dazu am 02.08.23 um 12:36:
Wir haben zur Zeit Sozialstaat und Raubtierkapitalismus.

 Beislschmidt meinte dazu am 02.08.23 um 13:13:
Wir haben zur Zeit Sozialstaat und Raubtierkapitalismus.
... die Hälfte der Flüchtlinge seit 2015  hat keine eine Arbeit und kaum Sprachkompetenz. Der Facharbeiterplan ist gescheitert. Allerdings wären Bereiche wie Pflege oder Logistik ohne die Zuwanderung nicht denkbar. 

Schaut man nach Frankreich, kann man sich ausrechnen wie es bei uns in ein paar Jahren aussehen wird. Der Sozialstaat wird in dieser Form nicht zu finanzieren sein. 

Durch Inflation und Klimaschutz Auflagen sind die Immobilienpreise explodiert und Zwangsverkäufe rufen die Heuschrecken des Raubtierkapitalismus auf den Plan. Der miserabel organisierte Staat treibt uns durch seine depperte Deindustrialisierung den Klaus Schwab Jüngern in die Arme. "Ihr werdet nichts mehr besitzen und ihr werdet glücklich sein".

Tritt keine Änderung ein, werden wir ein leicht manipulierbares Volk von Bittstellern. Wer will das? Ich nicht.

Antwort geändert am 02.08.2023 um 13:15 Uhr

 harzgebirgler (13.08.23, 10:02)
deutschland ist voll längst bis zum rand
mit menschen von größtem verstand
die leider gotts schon alle tot
doch wege weisen aus der not
die tiefer reicht als rote zahl'n
und die ergebnisse von wahl'n. --

"Ein Zeichen sind wir, deutungslos,
Schmerzlos sind wir und haben fast
Die Sprache in der Fremde verloren.
Wenn nämlich über Menschen
Ein Streit ist an dem Himmel und gewaltig
Die Monde gehn, so redet
Das Meer auch und Ströme müssen
Den Pfad sich suchen. Zweifellos
Ist aber Einer. Der
Kann täglich es ändern. Kaum bedarf er
Gesetz. Und es tönet das Blatt und Eichbäume wehn dann neben
Den Firnen. Denn nicht vermögen
Die Himmlischen alles. Nämlich es reichen
Die Sterblichen eh an den Abgrund. Also wendet es sich, das Echo,
Mit diesen. Lang ist
Die Zeit, es ereignet sich aber
Das Wahre."
(Hölderlin, Mnemosyne)

Kommentar geändert am 13.08.2023 um 10:05 Uhr

 Terminator meinte dazu am 13.08.23 um 21:42:
Selbst mit Migranten ganz schick
erreicht den Bevölkerungspeak
aller Zeiten das Land nächstes Jahr,
stirbt dann kinderlos aus
ohne den Kosmosapplaus.

 RainerMScholz meinte dazu am 05.09.23 um 23:24:
Hölderlin hilft auch nicht immer. Ich kann auch das hohe C nicht leiden.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram