Wenn sie Besuch kriegen, haben sie ihren Auftritt. Da führen Claudia und Horst bestes Zimmertheater auf. Es sind schon mehrfach erprobte Stücke, die sie auf den jeweiligen Besuch hin spontan variieren können. Genauer gesagt: Versionen ihres Pensionärlebens, in der Rückblende dargelegt, je nach dem deutlich dramatisiert – da ist Er Meister drin - oder schönfärberisch verbrämt, wohin eher Sie tendiert.
Ihre Rollen und Texte sind nicht fix oder abgesprochen. Sie brauchen auf ihrer kleinen Wohnzimmerbühne vorher auch nicht zu üben. Auf spezielle Effekte verzichten sie sowieso. Sie spüren einfach, wie ihre Botschaft bei den Besuchern ankommt und ob sie dramaturgisch trägt.
In früheren Aufführungen hatten sie noch Dias projeziert auf einer kleinen Leinwand. Er hatte die dazu passende Musik bereit gestellt – das haben sie in ihren jüngsten Inszenierungen längst aufgegeben. Auch, dass sie als Vorwand für ihre Darbietung ein Essen und besondere Weine auslobten, ist inzwischen zweitrangig. Ihre Mimik, Gestik und Sprache - die schaffen den Spannungsbogen, die führen durch den Abend.
Worum es inhaltlich immer geht, das ist das Leben, ihre Vita, ihr Alltag - verdichtet und interpretiert in ganz persönlichen Worten. Ein Wechselspiel, in dem mal Er, mal Sie Thema oder Tempo vorgibt. Und die Besucher - meist Bekannte oder Freunde - kennen das Ensemble bereits, ahnen meist, was kommt und spielen entsprechend mit. Manche bleiben bis tief in die Nacht und animieren auch gerne zu weiteren Zugaben.
Auch wenn so ein Abend mit launigem Besuch einige Kraft kostet: Beide Hauptdarsteller genießen es sehr, in privatem Dekor sozusagen mit einer eigenen Show sich selbst zu inszenieren. Sich selbst in ihren absoluten Traumrollen. Und das vorher real Erlebte in kunstvoller Verpackung nachzuspielen. Fast so, als könnten sie ihrem Leben damit noch einmal einen besonderen Pfiff geben.