In der Wüste

Kurzgeschichte zum Thema Flucht/ Vertreibung

von  Der_Rattenripper

Eine meterhohe graue Felswand aus Vulkangestein türmte sich vor den Frauen auf. Der Boden war mit grauem Geröll und Schuttbrocken übersät. In den vergangenen Stunden hatten sie den Death Valley Furnance Greek erreicht. Ihre Kehlen waren trocken und Schweiß lief in Strömen ihre Wangen hinab. Ihre Oberkleider hatten sie sich wie einen Gürtel um die Hüften gebunden. Wie viele Meilen waren sie in den vergangen Stunden gelaufen? Zehn, oder zwanzig? Grace kniff die Augen zusammen, da war etwas oder? Oben auf dem Gipfel der Felsen, stand da ein Mann? Hatte sich etwas auf dem Felsen bewegt oder war das Einbildung?
"Ich kann nicht mehr, haltet mal bitte ich brauche eine Pause.", jammerte Ann.
"Spare deine Kräfte, Ann wir müssen weiter, je schneller wir den Abstand zwischen uns und diesen Wichsern vergrößern, desto schwieriger wird es für sie uns zu erwischen", sagte Grace
"Aber ich kann nicht mehr, ich brauche was zu trinken und ich habe Seitenstechen", fuhr Ann fort.
"Höre auf zu jammern und lauf, oder willst du erschossen werden?", fragte Arlett.
Ann schüttelte den Kopf.
"Wir brauchen Waffen", sagte Grace.
"Vielleicht finden wir hier ein paar brauchbare Steine, die wir als Wurfgeschosse einsetzen können.", sagte Sally während sie sich bückte und den Boden nach größeren Steinen absuchte.
"Hier, dieser Stein ist faustgroß, wenn den jemand mit voller Wucht an den Kopf oder die Schläfe bekommt, dürfte der erst mal handlungsunfähig sein. Besonders, wenn man ihn aus dem Hinterhalt heraus angreift"
Grace, Arlett und Ann schauten Sally mit großen Augen an. Wie sollte das Funktionieren? Und wo sollten sie sich verstecken? Die Frau hatte gut reden.
"Wie soll das Funktionieren? Hast du vergessen, dass diese Männer alle automatische Waffen und Kampfhubschrauber besitzen?", fragte Ann.
"Wir müssen nur dafür sorgen, dass sie uns nicht sehen. Wir sollten uns versteckt halten und warten bis sie nah genug herangekommen sind. Dann können wir sie von hinten überfallen und ihnen so einen Stein auf dem Kopf schlagen oder werfen. Wenn man diesen Stein auf den Hinterkopf bekommt, ist man sicher erst Mal benommen wenn nicht gar besinnungslos oder tot. Es ist immer hin eine Chance, wahrscheinlich die Einzigste die wir bekommen", sagte Sally.
Grace bückte sich, öffnete ihren Schuh und zog den Schnürsenkel heraus.
"Wenn es uns gelingt die Männer in einen Hinterhalt zu locken, können wir sie hiermit strangulieren und ihnen ihre Waffen nehmen", sagte Grace.
"Das funktioniert niemals, sie werden uns erschießen noch bevor wir auf 100 Schritte an sie herankommen", sagte Ann.
"Höre mit diesem verdammten Gejammer auf, oder hast du eine bessere Idee?", schrie Grace sie an.
"Wir sollten lieber versuchen den Freydoner Pass oder die Theachapy Mountains zu erreichen. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Wenn wir uns mit ihnen anlegen sind wir tot, aber wahrscheinlich erwischen sie uns sowieso lange bevor wir eine der Grenzen erreichen", jammerte Ann mit Tränen in den Augen.
Grace trat auf Ann zu, verpasste ihr eine Ohrfeige und schrie: "Hör mit deinem verdammten Gejammere auf. Erstens sind wir noch nicht tot, und zweitens ist es immerhin eine Chance. Wenn
du drauf gehen willst dann mach so weiter" Grace legte Ann eine Hand auf die Schulter und sagte: "Hör mal wir haben alle Angst, doch wir müssen Ruhe bewahren. Wenn wir jetzt durchdrehen, sind wir verloren. Versuch also bitte dich zusammen zu reißen okay?"
Ann nickte, während ihr Tränen über die Wangen liefen.
"Sollen wir weitermachen Ann oder brauchst du eine Pause?", fragte Arlett.
"Lass uns weitermachen", seufzte Ann.
Ann schafft das nicht, sie steht kurz vor einem Zusammenbruch. Wir sollten überlegen ob wir sie zurücklassen. Wenn wir sie weiter durchschleppen, werden wir alle vier sterben., dachte Arlett.
"Arlett ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen", fragte Sally als ob sie ihre Gedanken gelesen hätte.
"Ja alles bestens, lass uns weitermachen", stammelte Arlett.
Sally schenkte ihr einen argwöhnischen Blick und von einer Sekunde auf die nächste war sie sich sicher, dass Arlett gelogen hatte. Die Frauen machten sich an den Aufstieg, Geröll und Schutt knirschten unter ihren Schuhen, während sie die Black Mountains erklommen. Unterwegs steckten sie hier und da faustgroße Steine ein. Der Aufstieg ging nur sehr langsam vonstatten, jeden Zentimeter mit den Füßen abtastend arbeiteten sich die Frauen vorwärts. Jeder Fehltritt konnte sie abrutschen lassen, sodass sie sich die Schädel einschlugen.
Als sie ein Viertel des Berges erstiegen hatten, vernahm Grace ein hektisches Schnaufen und sofort dachte sie. Das ist Ann, der die Kräfte schwinden. Wenn sie abrutscht ist sie verloren und wir hätten ein Problem weniger. Grace versuchte den Gedanken zu verdrängen und für den Bruchteil einer Sekunde war sie über sich selbst erschrocken. Schluss damit wir müssen zusammen halten. Wie fändest du es, wenn du selbst diejenige wärst, die schwächelt? Ich kann nicht anhalten dachte Grace, sonst stürze ich selbst in den Tod und reiße Ann mit. Grace stieg weiter ohne sich nach Ann um zu sehen. Kalter Schweiß brannte in ihren Augen und verengte ihr die Sicht. Ein Motorengeräusch ließ sie aufhorchen und sie dachte: Das sind sie, sie haben uns gefunden. Grace stieg schneller, ihr Herz raste, während sich die Härchen auf ihrem Oberarm aufrichteten.
"Los beeilt Euch Sie kommen", vernahm Grace zwei Stimmen von oben herab.
Ob es Sally oder Arlett war, konnte sie nicht erkennen. Arlett kniff die Augen zusammen und konnte am Boden einen kleinen Punkt erkennen, der schnell größer wurde. Schon bald sah sie, dass es sich um einen olivgrünen Jeep handelte, der direkt auf sie zukam. Das Fahrzeug beschleunigte und kam am Fuß des Furnace Creek zum Stehen. Zwei Männer stiegen aus und eröffneten das Feuer. Mehrere Schüsse schlugen neben Grace und Ann in die Felsen ein.
"Verdammte Scheiße, tut doch etwas, sonst werden wir erschossen", jammerte Ann mit Tränen in den Augen.
Ein Schuss zerschnitt die Luft. Die Frauen warfen sich zu Boden, während um sie herum mehrere Kugeln in den Felsen schlugen. Arlett griff in die Hosentasche und holte einen Stein heraus. Sie richtete sich auf, während sie mit der rechten Hand den Stein umklammerte.
"Gehen Sie in Deckung oder sind Sie lebensmüde?", schrie eine der Frauen, welche es war wusste Arlett nicht. Jede Faser ihres Körpers war bis aufs äußerste angespannt. Die Hitze, die trockene Luft das alles schien Arlett in dieser Sekunde nicht mehr zu spüren. Die Rufe der Frauen nahm sie nur noch unterschwellig wahr. Sie schienen aus weiter Ferne zu ihr herüber zu dringen, aber das Interessierte sie nicht. Sie sah nur die Soldaten, die mit Maschinengewehren auf sie zielten. Arlett holte aus, ihre Hand flog vorwärts und der Stein zerschlug die Frontscheibe des Jeeps. Glassplitter flogen ins Wageninnere und landeten auf dem Boden. Der Stein prallte gegen die Rückwand der Fahrerkabine und landete auf dem Boden. Ein weiterer Stein traf Dickson Hand und zertrümmerte sie. Dickson heulte auf, während warmes Blut von seiner Hand auf den Boden tropfe.
"Dieses verdammte Miststück hat mir die Hand zertrümmert. Erledige sie Leutnant Andrews, schick diese Schlampe zur Hölle!", schrie Dickson.
„Was ist mit Ihnen Sergeant soll ich mich nicht zuerst um Ihre Hand kümmern?“, fragte der Lieutenant
„Kümmern Sie sich nicht um mich, sehen Sie lieber zu, dass Sie diese Schlampen erwischen. Ich komm schon klar“
Andrews zog seine Uzi aus dem Gürtel und stieg den Furnal Creek hinauf.
Wellen des Schmerzes fuhren durch Dickson Hand und strahlten bis in den Unterarm hinein. Dickson bückte sich, griff unter den Sitz und zog einen Erste Hilfe Kasten hervor. Er legte ihn auf die Knie und es gelang ihm nach mehreren Versuchen den Deckel zu öffnen. Im Innerem lag eine Schere, Verbandszeug, Pflaster und eine Packung Aspirin. Dickson nahm das Verbandszeug und fing an seine Hand zu bandagieren. Dann nahm er eine Aspirin aus der Packung und spülte sie mit einem Schluck Wasser aus seiner Feldflasche hinunter. Er schloss die Augen, sein Atem war völlig ruhig, während er darauf wartete dass das Pochen in seiner Hand nachließ. Als die Wirkung der Aspirin einsetzte griff er zum Funkgerät.
„Sergeant Dickson ruft Colonel Trethman bitte kommen. Sergeant Dickson ruft Colonel Trethman kommen.“
„Hier Colonel Trethmann, Sergeant was gibt es?“, erklang eine Stimme aus dem Funkgerät.
„Wir haben die Frauen am Furnace Creek westlich von Badwater gesichtet. Mich hat es erwischt, sie haben mir die Hand zertrümmert. Andrews folgt ihnen.
„Wie schlimm ist Ihre Verletzung können Sie weiter machen?“
„Es tut höllisch weh, aber ich denke ich kann weiter jagen, wenn auch nur mit meiner Mini Uzi“
„Verstanden, ich bin in zehn Minuten bei Ihnen. Over and Out“
Vorsichtig bewegte sich Andrews vorwärts. Wo waren sie? Mit nach oben gerichteter MP schlich er den Felsen hinauf. Sie hatten seinem Freund Dickson die Hand zerschmettert, diese Schlampen dafür mussten sie bezahlen. Sie hatten die Frauen unterschätzt, aber das würde ihnen so schnell nicht noch einmal passieren. Steine knirschten unter Andrews Stiefeln als er die Black Mountains emporstieg. Bestimmt bereiteten die Frauen einen weiteren Angriff oder sogar einen Hinterhalt vor. Wo blieb der Colonel? Hoffentlich dauerte es noch eine Zeit. Wenn es ihm alleine gelang die Frauen aus zu löschen, würden seine Freunde Augen machen. Sein Herz machte vor Freude einen Sprung. Was war das für ein Geräusch? Es hatte sich wie das Knirschen einen Kieselsteines angehört. Andrews wandte sich nach Osten. Die Frauen waren in der Nähe. Langsam ging er weiter, als sich plötzlich eine Schlinge um seinen Hals legte und ihm die Luft nahm. Sie hatten ihn getäuscht, er war auf den ältesten Trick der Welt hereingefallen. Die Waffe entglitt seinen Händen und fiel zu Boden. Andrews versuchte die Finger unter die Schlinge zu bekommen, als ihm schwarz vor Augen wurde. Seine Arme schienen von einer Sekunde zur nächsten fünfzig Kilo zu wiegen. Ein Röcheln entwich seiner Kehle, seine Beine gaben nach er war tot. Arlett bückte sich und fing an den Leichnam zu untersuchen. Sie nahm die Mini – Uzi aus seinem Gürtel und steckte sie zu sich. Ebenso hob sie die M60 vom Boden auf und schlang sich den Tragegurt um die Schultern. Mit den Waffen würden sie diese Schweine zur Hölle schicken. Einer nach dem anderem. Das Funkgerät an Andrews Gürtel knackte und eine Stimme rief: „Leutnant Andrews, erbitte Lagebericht. Hier spricht Colonel Trethmann, bitte melden“
Wie gebannt schaute Arlett auf das Funkgerät. Sollte sie dran gehen und ihnen ihren Hass entgegen brüllen? Fast wie von selbst näherten sich Arletts Finger dem Funkgerät. Als sie den schwarzen Gegenstand berührte, zog sie sie jedoch schnell wieder zurück, als könnte sie sich daran die Finger verbrennen. Ihr Herz pochte und kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn, obwohl die Temperatur hier draußen, fast 42° Celsius betrug. Arlett untersuchte die Taschen des Toten und fand zwei Reservemagazine. Eines für die M60 ein weiteres für die Mini – Uzi. Sie nahm die Magazine an sich, löste die Feldflasche vom Gurt und setzte sie sich an den Mund. Sie tat drei kräftige Schlucke, die Schwellung ihrer Zunge ließ fast augenblicklich nach, während das Schwindelgefühl verschwand. Arlett schraubte die Flasche wieder zu und machte sich auf den Rückweg. Am Liebsten hätte sie den Behälter mit dem kühlen Nass für sich behalten, aber das war nicht ihre Art. Die anderen Frauen hatten genauso viel Durst wie sie und sie sollten auch in den Genuss des Wassers kommen. Das könnte vor allem Ann Hoffnung geben, und ihr zeigen, dass ihre Situation nicht aussichtslos war. Sie hatte die Gruppe fast erreicht, als ihr einfiel, dass sie das Funkgerät vergessen hatte. Sollte sie umkehren und es holen? Informationen waren lebenswichtig, auf der anderen Seite, machten sich ihre neuen Freunde bestimmt schon Sorgen und was war wenn gerade in der Sekunde in der sie das Funkgerät holte ein weiterer dieser Bastarde auftauchte und sie überraschte? Das Risiko konnte sie nicht eingehen. Wo war sein Partner? Er konnte nicht weit sein. Wahrscheinlich lauerte er ihr in einem Hinterhalt auf. Das Herz schlug ihr bis zum Halse, während kalter Schweiß ihren Nacken hinunterlief . Von einer Sekunde zur nächsten hatte sie das Gefühl, dass sie hier wie auf dem Präsentierteller lag. Sie musste so schnell wie möglich von hier verschwinden, sonst wäre sie die Erste. Arlett wollte losrennen, doch ihre Beine schienen ihr nicht zu gehorchen. Sie ging wie auf Stelzen, während Panik in ihr hochstieg und sich ihrer zu bemächtigen drohte. Arlett schloss die Augen, ihr Herz raste, sie holte ein paar mal tief Luft und sagte: „Ganz ruhig, du darfst jetzt nicht durchdrehen. Es reicht schon dass Ann kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Wenn du auch noch durchdrehst, kannst du dir gleich eine Kiste aussuchen“
Als Arlett die Augen wieder öffnete hatte sich ihr Puls normalisiert. Sie machte sich auf den Weg um ihre neuen Freunde zu treffen. Zwei Minuten nachdem sie den Platz verlassen hatte, an dem sie Andrews erledigt hatte, erreichte sie ihre Freunde. Sally wollte schon losrennen, doch Grace hielt sie zurück.
„Warte, wir dürfen jetzt nicht unvorsichtig werden“, sagte Grace.
„Ich habe hier was für uns. Eine M60 und eine Mini Uzi. Ich habe die Waffen von Leutnant Andrews. Der Lieutenant ist tot, ich habe ihm, mit der Würgeschlinge die Luft abgedrückt. In meiner Hosentasche befinden sich auch noch zwei Reservemagazine je eines für jede Waffe. Und hier habe ich noch ein wenig Wasser. Teilt es Euch, aber trinkt nicht alles auf einmal wir brauchen es noch.“ sagte Arlett.
„Was ist mit seinem Partner?“, fragte Grace.
„Er muss ganz in der Nähe sein, oder hat eine von Euch den Sergeant gesehen?“, erwiderte Arlett.
Die Frauen schüttelten den Kopf.
Arlett nahm die Mini Uzi und reichte sie Grace.
„Nimm du sie, ich habe die M60, die reicht mir. Oder möchte eine von Euch die Waffe haben?“, fragte Arlett, wobei sie Sally und Ann ansah.
Die Frauen schüttelten den Kopf.
Ich weiß nicht mal wie man mit so etwas umgeht, und dann soll ich damit auch noch auf Menschen schießen? Das schaffe ich nie, dachte Ann.
Die nächsten Waffen gehören mir, aber ich kann nicht schießen. Was passiert wenn ich nicht treffe? Dann bin ich verloren., dachte Sally
Grace, Sally und Ann fiel ein Stein vom Herzen. Die Frauen schlichen vorwärts. Wo war sein Partner? Langsam stiegen sie den Furnace Creek hinauf. Der Mistkerl konnte überall sein, und sie hatten nicht die Zeit alles ab zu suchen. Garantiert hatten sie Verstärkung angefordert. Und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die eintraf. Dann würde man sie in die Zange nehmen. Einen Zweifrontenangriff konnten sie nicht riskieren, sie mussten den Sergeant so schnell wie möglich ausfindig machen. Ein Schuss zerschnitt die Luft. Arlett wurde gegen die Felsen geschleudert. Mit dem Gesicht voran knallte sie gegen die Wand aus Stein. Sie hörte das Knirschen der Knochen, als ihr Nasenbein brach. Blut floss ihr aus der Nase, aber sie spürte es kaum. Ihre Bluse färbte sich dunkelrot. Grace, Sally und Ann warfen sich zu Boden, während um sie herum mehrere Kugeln in den Felsen schlugen. Grace zog die Kleinstmaschinepistole aus dem Hosenbund und kroch bis an den Felsenrand. Von hier oben hatte sie eine fantastische Sicht. Sie sah einen Mann in Armeeuniform am Fuße des Berges stehen. Der Mann zielte mit einer MG auf sie. Eine Salve flog um Haares breite an ihrer linken Wange vorbei. Begleitet von einer weiteren Schussfolge, die ihr linkes Ohr um wenige Zentimeter verfehlte. In dieser Position konnte sie unmöglich einen sicheren Schuss abfeuern. Grace Nackenhäärchen stellten sich auf. Ihr Gesicht war kreidebleich, es war das erste Mal dass jemand auf sie schoss. Mehrere Kugeln schlugen vor ihr ins Gestein. Wenn er nachlädt ist er tot., dachte Grace. Neben ihr verfiel Ann in hysterisches Kreischen. Sally lag regungslos daneben und hatte die Hände auf die Ohren gepresst. Wie viel Munition fasst so eine MG?, fragte sich Grace. Der muss doch irgendwann nachladen. Ein paar Minuten später wurde es still. Ann wimmerte leise vor sich hin, während Sally ihr einen Arm um die Schultern legte. Ohne auf Sally und Ann zu achten, schlich Grace an den Felsenrand. Grace nahm die Uzi aus dem Gürtel und kniff ein Auge zu. Durch das Visier konnte sie den Mann deutlich erkennen. Was war wenn sie daneben schoss? Dann wäre sie tot.
"Schluss damit, du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren“, sagte sie zu sich selbst.

Grace sah, wie der Mann das Gewehr hob und auf sie anlegte. Sie spürte wie ihr Finger langsam gegen den Abzug drückte. Ihre Hände waren schweißnass, was ist wenn ich mit den Fingern abrutsche. Hör auf damit, du wirst nicht abrutschen. Sie hatte den Gedanken gerade zu Ende gesponnen, als ein Feuerstoß aus dem Lauf der Uzi hervorschoss, begleitet von einem monotonen Knattern, welches ihr durch Mark und Bein fuhr. Rauch erfüllte die Luft, und ließ sie husten. Schemenhaft konnte sie sehen, wie der Soldat gegen seinen Wagen geschleudert wurde. Die MG entglitt seinen Händen, ehe er langsam zu Boden sackte.

Zitternd erhoben sich die Frauen. Ann erblickte Arlett als erstes. In ihrem Brustkorb klaffte ein Loch. Ann rannte zu ihr und schrie: "Mein Gott Arlett, steh auf, bitte steh auf"
Heiße Tränen liefen über ihre Wangen, während sie Arlett an den Schultern packte und schüttelte. Grace und Sally folgten ihr, ihre Gesichter waren kreidebleich, als sie Ann eine Hand auf die Schulter legten.
"Sie ist tot, sie hat sich geopfert um uns zu retten", flüsterte Grace. Eine dumpfe Wut packte Grace, dafür sollten sie bezahlen. Sie hatten eine unschuldige Frau getötet und das nur des Spaßes wegen. Einige Zeit standen sie mit gesenkten Köpfen bei Arlett. In den wenigen Tagen die sie leider nur hatten, waren die Frauen zusammen gewachsen. Jetzt war eine von ihnen nicht mehr da. Warum hatten sie sich unter so widrigen Umständen kennen gelernt? Wie war sie privat gewesen? Sie war garantiert ein sehr aktiver und taffer Mensch gewesen. So selbstlos wie sie sich den Männern entgegengestellt hatte. Grace ballte die Hände zu Fäusten und presste sie so stark zusammen, dass ihre Finger knackten.
Was ist mit ihren Angehörigen? Die suchten sie bestimmt schon? War sie verheiratet und hatte sie Kinder? Wenn ja so würden ihre Angehörigen sie niemals wiedersehen. Und das war die Schuld von diesen verdammten Hobbyjägern. Ein Schluchzen entwich ihrer Kehle während eine Träne ihre linke Wange hinunterlief. Grace wischte sie mit dem Handrücken fort.
"Wir werden alle sterben", sagte Ann.
"Sie werden uns holen, eine nach der anderen. Ich habe doch gesagt dass wir nicht durchkommen. Wo seid Ihr verdammt noch mal, kommt schon. Kommt her Ihr verdammten Schweine worauf wartet Ihr?", Ann vergrub das Gesicht hinter ihren Händen, sank auf die Knie und weinte.
Wer wird die Nächste sein? Grace oder Ann? Oder ich? Ein kalter Schauer lief Sally bei dem Gedanken über den Rücken. Ann wird die Sache eh nicht mehr lange durchstehen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie zusammenbricht. Dann kommen wir schneller voran. Arlett hatte echt Mumm, sich mit nur einem Stein in der Hand zwei bewaffneten Männern gegenüber zustellen. Das hätte ich mich nicht getraut. Danke Arlett, wo immer du jetzt auch sein magst. Danke, dass du uns das Leben gerettet hast. Wie lange dauert es wohl bis sie herausfinden, dass zwei ihrer Männer tot sind? Und wie lange wird es dauern, bis sie uns finden? Ein Schluchzen entwich Sallys Kehle, worauf sie zusammen brach. Schweigend standen die Frauen beieinander und blickten auf Arletts Leichnam hinab. Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Nach zwei Minuten, die Grace jedoch wie eine Viertelstunde vorkamen brach sie das Schweigen und sagte: "Ich weiß es ist schwer, aber wir müssen weiter. Bestimmt haben sie uns schon erkannt, lange bevor wir sie bemerkten. Und garantiert haben sie ihren Kollegen unsere Position per Funk durch gegeben. Wir sollten besser zu sehen, dass wir verschwinden bevor sie uns einholen"
Mit hängenden Köpfen stolperten die Frauen vorwärts. Erbarmungslos schien die Sonne auf sie herab. Ann griff nach dem Wasserbeutel und nahm einen Schluck. Es war herrlich erfrischend, dann reichte sie den Beutel Grace, die dankend ablehnte. Sie mussten mit dem Wasser haushalten, wer wusste schon wann sie aus dieser Wüste raus kamen. Selbst wenn es ihnen gelang den Colonel auszuschalten, waren sie noch nicht aus der Wüste raus. Und in dieser Gegend auf einen hilfsbereiten Menschen zu treffen, war so wahrscheinlich wie ein Lottogewinn. Wie lange wird es dauern, bis der Colonel uns findet? Er ist der Letzte der noch übrig ist. Es kann nur eine Frage der Zeit sein, und was dann? Dann wird er uns töten.
„Wir werden Euch jagen und zwar mit MGs, Mps und Kampfhubschraubern “, ertönten die Worte des Colonels in ihrem Kopf.


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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (25.11.23, 13:15)
Was für eine spannende Geschichte. Perfekt geschrieben. LG

 Der_Rattenripper meinte dazu am 25.11.23 um 14:21:
Vielen Dank, in der Geschichte gibt es noch ein paar Überraschungen.

 Teichhüpfer (09.02.24, 19:41)
Siehst Du, wir hören gut zu.
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