Früh

Text

von  Mondscheinsonate

In der Früh wäre ich stets am produktivsten, bin aber zur Ruhe gezwungen, schlussendlich darf man nicht laut sein, dabei würde ich gerne den Staubsauger benützen, den Geschirrspüler aufdrehen und die Waschmaschine, jedoch das Schlafzimmer meiner Nachbarin ist über mir und, sind wir uns ehrlich, mit den Nachbarn will es sich keiner verscherzen, wenngleich es die Menschen gerne mal immer wieder tun. Und, mein Spezialgebiet heißt nicht nur "Umweltrecht", sondern auch "Nachbarschaftsrecht", ich kenne also die "Do's and Dont's" im Umgang mit den Nähersten. Ich hüte mich also es auszureizen. 

So kann ich erzählen, dass sich vorerst "liebende" Nachbarn, plötzlich zu Bestien entwickeln können, die einen dann permanent zum Bezirksgericht schleppen, was extrem an den Nerven zieht und an den Geldbeutel geht. 

Am Besten gefallen mir immer die Quärulanten, die "plötzlich" bemerken, dass der gemauerte Zaun, der seit Generationen so steht, wie er eben steht, um (man höre und staune) drei Zentimeter auf der anderen Grundstücksgrenze steht und dann wird jahrelang prozessiert, allerdings ist da der Oberste schon strenger geworden. Oder, wenn die Thujen zu hoch sind, das fällt aber dann wirklich ins grobe Nachbarschaftsrecht, wegen Lichtentzug, auch ins Verwaltungsrecht, besonders, wenn der Bürgermeister daherkommt. Das Umweltrecht ist daher eine Querschnittsmaterie.

Entzückt hat mich doch der Fall eines Nachbarns, der sich als "Opfer", nur um den Herrn Nachbarn zu quälen, die Gattin des Nachbarns aussuchte. Er beobachte sie permanent mit dem Fernglas, wenn sie im Garten war, schimpfte sie "Hure" und "Schlampe", wenn sie die Wäsche aufhängte, installierte Kameras in Richtung Garten und irgendwann wurde es dem Göttergatten zu bunt und er schlug im wahrsten Sinne des Wortes zurück. Zunächst mit Auto zerkratzen, am nächsten Tag war seines zerkratzt, dann kamen faule Eier auf die Hauswand, dies kam zurück. Er verstellte in der Früh die Garage mit Gerümpel, das wurde gleichgetan und als das alles nicht fruchtete, schlug er dem Nachbarn die Zähne ein, der Kontrahent brach ihm den Arm. Jedes einzelne Delikt landete vor dem Bezirks- und Strafgericht.

Am Schluss verkaufte der Erstgepeinigte sein Haus und zog in einen anderen Ort. Bravi! 

Natürlich will man seine Ruhe haben, der 08/15 - Friedvolle schon, wenngleich ich zugebe, manchmal platzt mir schon der Kragen, überhaupt, wenn die gute Dame mich belehren will, dann wird meine Stimme strenger, immer, dann hört sie auf, wenngleich, sagt man rot, dann sagt sie blau, sagt man gelb, dann sagt sie grün, das kostet wirklich Nerven. Ganz dicht ist sie nicht, nicht wirklich, aber, wie erwähnt, so etwas darf nicht eskalieren, ich kenne die Folgen und so bleibe ich, nein, verharre ich vor dem zweiten Kaffee und bleibe still. Sie, übrigens, nie. 



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