Im Stress

Text

von  Mondscheinsonate

... kennt Emilia auch keine Gnade, denn sie findet, dass ich einen Ausgleich brauche. "DER MENSCH BRAUCHT DIE MUSIK!" Ich gestehe, sie hat Recht und so saß ich schon am Vormittag in der Straßenbahn in Richtung Innenstadt, um dann auf dem Klavierhocker Platz zu nehmen vor dem großen Flügel. 

Lost in Space, meine Gedanken flogen davon, sie war diesmal zufrieden, ein Silvestergeschenk, meinte sogar, dass der Vampir "Gute Arbeit" leistet, ich dachte nur, die alte Dame hat am Vormittag schon ein Likörchen gezwitschert, sie roch aber nach Hustenzuckerl, hüstelte auch, das machte mir Sorgen. 

Sie ließ mich das Klavierkonzert No.2 von Liszt spielen, wunderschön, Liszt begeistert mich immer mehr. 

Aber, am Rückweg steckte ich meine Nase schon wieder in das Buch, beseelter. Ja, den Ausgleich, wie Daniel konstatierte, braucht man unbedingt, es geht nicht anders. Der Mama sagte ich die Geburtstagsessen ab, ja, Mehrzahl, weil mein Bruder und sie mitten in der Klausurenzeit Geburtstag haben. Steinböcke verstehen das aber, Ehrgeiz ist ihnen nicht fremd. Außerdem, wenn alles gut geht, ist es das vorletzte Jahr der Entbehrungen, ich studiere schlussendlich auch Wirtschaftsrecht. (Vom Master sagte ich nichts, des Friedens Willen.)

Aber, während ich die Theorie lerne, denke ich, dass ich permanent die Schriftsätze verfasse, die mir diktiert werden, so habe ich wenigstens Ahnung davon, der längste war 122 Seiten, eine Klagebeantwortung, das Diktat war auf 43 Einheiten aufgeteilt, ich saß eine Woche. Das kostet ein Vermögen, man möge es mir glauben. Es geht aber auch um viel Geld. Jeder Satz wird erklärt, das ist stupide. Ein "Nein" gibt es nicht, das muss erklärt werden. Aber, ich mache das auch bei meiner Nichte, ein "Nein" wird erklärt, Kinder brauchen das, unbedingt. 


Jedenfalls, nächste Woche übe ich mit einem anwesendem Orchester im Konzerthaus, was mich schon sehr nervös macht, mich macht überhaupt alles gerade nervös, wahrlich. Ich stehe unter Strom. Bemerke aber, dass das Gehirn derart trainiert ist, dass ich alles, was auf dem Einkaufszettel stand, es war viel, heute mitnahm, obwohl der Zettel zuhause vergessen wurde. Das sind Kinkerlitzchen. Das Gehirn ist sowieso ein Wunderwerk, die Mutter meiner Freundin, die die Gehirnblutung mit 73 bekam, ein unglücklicher Sturz, lebt jetzt wieder alleine und kommt gut zurecht. Leichte Beeinträchtigung beim Gehen, sonst gar nichts. Ein dreiviertel Jahr lag sie im Krankenhaus. Nein, es gibt kein "Ich kann das nicht!" Man kann es, wenn man will, so ziemlich wirklich viel. Deshalb ärgern mich Degenerierte, die sich für nichts interessieren, das Gehirn nicht ausschöpfen. 

Und die, die meinen:"Ich kann nichts auswendiglernen!" - Schwachsinn!



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