Die Fahrt

„Es geht ja weiter!", sagt einer, der vorne sitzt, direkt hinter dem Busfahrer. Er redet so daher. Dabei geht es mitnichten voran. Wenn es der Fahrer zur Beruhigung gesagt hätte, ich würde es glauben. Doch wie kommt dieser Andere dazu, so etwas zu behaupten?
„He, wo geht es denn weiter? Wir stehen doch!" Und es ist ja wahr, dass wir stillstehen, seit vielen Stunden. Mittlerweile ist es da draußen stockdunkel und es hat angefangen zu regnen. Von hinten meldet sich ein Anderer.
„Wann fahren wir endlich weiter? Ich muss ins Bett und morgen früh wieder früh raus."
Dazu schweigt der Typ da vorn, der hinter dem Fahrer sitzt.
Und die Zeit vergeht, ohne dass sich was ändert. Der Regen lässt nach, es wird hell auf der Straße. Der Fahrgast vorn hinter dem Fahrer schaut aus dem Fenster, als wäre die Welt in schönster Ordnung. Es hat angefangen zu schneien.
„Wo geht es denn weiter?", wiederhole ich mich irgendwann, rufe es hinein in die Stille. Dann und wann kommen von hinten Geschrei, Fragen und Fluchen.
Da ist nichts zu machen und Tage und Nächte vergehen. Immer wieder beginnt draußen die Natur zu blühen und die Blätter der Bäume werden saftgrün. Sie welken, fallen als Laub auf die Straße und dann kommt wieder Schnee, Regen, Tag und Nacht und das alles für immer.
Für immer, doch nicht für mich. Am Grab steht der Busfahrer. Endlich spricht er und erzählt von dem Leben, das ich nicht gelebt habe. Der Tag meiner Beerdigung ist ein Sommertag, es fällt der erste Schnee.
Der Fahrgast, der ganz vorn am Grab steht, flüstert mir zu, dass es weitergeht.
Am Ende glaube ich ihm.