Once upon a time never comes again

Text

von  Mondscheinsonate

Irgendwann, ich saß auf der hässlichen Couch, eine Wolldecke auf meinem Schoß, darunter die nackten Beine in Shorts, ein "Vision Street Wear"-Shirt. Ich sah ihn an, er saß beim Schreibtisch und arbeitete. Ich stellte meinen Tee auf den Tisch, lächelte, sagte:"Ich hab dich sooo lieb!" 

Er stand auf und stellte sich mit ernster Miene vor mich hin. Ich streckte ihm meinen Kopf entgegen, machte den Hals lang, lächelte noch mehr. "Sooo lieb!" Er schüttelte den Kopf, dann sagte er:"Was kostet es?" Ich lachte, sagte:"Nicht so viel, echt nicht."

Er lachte, gab mir einen Kuss auf meinen Kopf und griff zur Brieftasche. 

"Da hast einen Hunderter, aber komm mir nicht gleich wieder, ich druck das Geld auch nicht."

"Versprochen!"

"Ich hab dich auch lieb, aber echt, nicht so wie du mich, du Beutelratte, elende, du musst einen Onassis heiraten!"

Ich lachte. 

Wenn er gewusst hätte, WIE lieb ich ihn hatte, hätte er nicht... 

Ja, ich hätte ihn weiterhin gebraucht, mein ganzes Leben hindurch, wäre das nicht passiert. Er war der Vater, den ich haben hätte sollen. Bei ihm bekam ich nie Aggressionen und Zorn, wenn er nur den Mund aufmachte, er ließ mich aussprechen, hörte mir zu, gab mir Ratschläge und holte mich allzu oft von Wolke sieben herunter, er hatte immer Recht. 

Wenn ich mit meinem Vater rede, warte ich immer auf eine Entschuldigung, die nie kommt und mein Zorn wird immer größer. 

Nein, er, der andere  entschuldigte sich auch nie, Generation "Ich kann mich nicht entschuldigen". Aber, er sprach ein Leben lang von mir, das erzählte mir, nicht ohne Argwohn, die Verrückte beim Kaffee. Immer sprach er von mir, wusste stets was ich machte, wie "wohlgeraten", das sagte er nicht ohne Stolz, ich bin, eine bezaubernde Person, gescheit, oh, das "ist mein Werk". 

Ich bin ein "Werk", auch gut. Er sagte, das sagte sie böse, tatsächlich wütend vor Eifersucht, dass er "Stolz auf mich sei" und "das Einzige, das er privat richtig gemacht hätte". Ich sagte zynisch darauf:"So, so?"

Generation "Was ich liebe, dem tu ich weh!" Kaputt. 

Ich kann es immer weniger ertragen mit ihm zu reden, ich warte und warte, es kommt nur Selbstmitleid. Ich will das nicht, aber der Zorn steigt immer höher, je älter ich werde, je leidender er wird. 

Ich will mit dem reden, der mir körperlich weh tat, ihm gegenüberstehen und sagen:"Ich liebe dich, Danke für Alles, aber du bist das Letzte." Ich schaffe weder ein "Ich liebe dich" vor einem Grab, noch im realen Leben, aber ich habe verziehen, dem Vater nicht, der lebt. 

Er kompensiert jetzt seine Fehler bei der Kleinen, der Großvater, ein lieber Held, der alles macht und gibt, was er seinen Kindern nicht geben wollte, konnte schon. Meine Schwester hat ihm alles verziehen, die beiden sind ein Herz und eine Seele, ich ertrage ihn nicht, ich ertrage kein Wort von ihm. 

"Papa, ich habe mein erstes Diplom in Rechtswissenschaften!" - "Jetzt werden wir dich bald Siezen müssen."


Er überwand seinen Stolz, rief mich an, gratulierte mir, sagte, dass er sehr krank sei, ich wünschte "Gute Besserung", ich dachte nicht ans Sterben, wer denkt ans Sterben, verdammt nochmal, niemand will ans Sterben denken, wenn man liebt! Ich sagte kühl "Gute Besserung, wird schon wieder."

Nichts wurde wieder. Ich dachte nicht mehr daran, ich wusste nicht, dass das unser letztes Gespräch war, sonst hätte ich alles gesagt. Alles, nur nicht "Ich liebe dich," das sagte ich nur einmal einem Sterbenden, meinem Großvater.


"Kleine Beutelratte, ich bin müde, komm, geh in dein Bett (Stockwerk hinunter)!" 

"Nein, noch ein bissi, bitte, ich schau noch den Film."

"Na gut." Er schlief ein, ich auch. 

Ich wollte nicht runtergehen, wo ich war, wurde ich geliebt.


"Bitte, hol mich! Bitte!" Ich stand verzweifelt in der Telefonzelle, weinte meinem Vater in den Hörer hinein. "Die Mama dreht durch, ist irre!" 

"Nein, ich habe jetzt eine neue Familie, das musst du verstehen." Er legte auf.


Nun, lege ich auf, so schnell es immer geht. 


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