Durchwachte Nacht - Eine Liebeserklärung an Handke

Text

von  Mondscheinsonate

Der Briefwechsel Unselds mit Peter Handke hielt mich bis jetzt wach. Schönster Satz:"Es geht um Sätze." 

Ich kann das Buch wärmstens den Handke-Fans empfehlen, man bemerkt auch sehr das Beleidigtsein und die Eitelkeit des Autors und es geht natürlich hauptsächlich ums Geld gleich wie im Briefwechsel mit Bernhard. 


Ja, es geht um Sätze, nicht um Empörung, nicht um Liebe, nicht um Spott, Häme und Hass, nur um die Sätze. 

Steinige Sätze wie in "Kali", müde Sätze wie "Der Versuch über die Müdigkeit", spazierende Sätze wie in der "Obstdiebin". Handke gibt in einem Brief eine Anleitung wie ein Buch zu lesen ist: "Satz für Satz mit Pausen."

Je älter er wurde, desto erleuchteter wurden die Sätze, nicht Eso und nicht Himmelreich, irgendwie dazwischen, der "Versuch über die Müdigkeit" war noch frisch, jetzt ist er altersmüde. Ich bin jetzt auch müde, man möge mir verzeihen, es ist 5:07, ich verstehe diese liebreizende Müdigkeit in solchen Zuständen besser. 

Handke entschleunigt - mich. 

Die Außenwelt wird von der Innenwelt verarbeitet, auf Wanderschaft mitgenommen. Müde schreiben, das ist die größte, ja, die allerhöchste Anstrengung. 

Es geht um Sätze, man sollte sie mehr ehren und pflegen. 

Ein "Pass auf dich auf" als kleine Liebeserklärung. Ein Hauch "Kali" dazwischen. 

Die schönsten Sätze las ich bei Handke, manchmal vor Kitsch triefend, aber ernstgemeint, alles zu adjektivisch, jedoch schön, federleicht formuliert. 

Keiner schreibt so wie er, keiner. Keiner wagt es ihn unverschämt zu kopieren, das ist auch ein Ding der Unmöglichkeit. Ihm bleiben die Dilettanten erspart. Das ist schön. Bernhard nicht.


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (04.02.24, 11:52)
Handke?

Umstritten, aber saugut! :) <3

 Mondscheinsonate meinte dazu am 04.02.24 um 11:54:
😍😍😍

 Graeculus (04.02.24, 17:08)
Sieh an. Auch ich habe einen erheblichen Teil der Nacht mit Lektüre verbracht. Neben diese Gleichheit tritt gleich ein Unterschied: es war nicht Handke. Der weckt bei mir nichts. Concordia discors.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 04.02.24 um 17:45:
"Zwar bin ich nicht erwacht im eigenen Bett, aber auch nicht in einem fremden." Handke, Der große Fall, Suhrkamp Seite 9.

Antwort geändert am 04.02.2024 um 17:45 Uhr

 Graeculus schrieb daraufhin am 04.02.24 um 17:54:
Das ist gut. Kann ich verstehen.
Wie's der Zufall will, habe ich in der Nacht gelesen, daß die Griechen dafür (oder für etwas ähnliches) ein eigenes Wort hatten: apoikía = Das Zuhause in der Fremde.

So ergibt die concordia discors manchmal eine interessante Ergänzung.

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 04.02.24 um 17:56:
Kleiner Seitenhieb in der Harmonie: Handke geht viel spazieren und schreibt darüber. :D

 Graeculus ergänzte dazu am 04.02.24 um 17:57:
Ich weiß die Anspielung zu schätzen.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 04.02.24 um 18:20:
😂😂😂
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