Spontan

Text

von  Mondscheinsonate

... entschied ich mich zum Ball zu gehen, gestern schenkte man(n) mir eine Karte. Die Hofburg ist schon ein Highlight, die ich 30 Jahre nicht mehr betrat. Früher waren wir oft auf Bällen, tanzten bis in die Morgenstunden. Die teuren Ellmayer-Tanzstunden zahlten sich aus. Danach Sektfrühstück im Hotel Regina mit Lachs und Kavier. Herrlich, das Prinzessinendasein noch verlängern bis 10 Uhr Morgens. 

Ich erinnere mich noch, ein Seidentraum in zuckerlrosa, herzallerliebst an einem jungen Menschen, schrecklich an älteren Frauen, es bauschte im Taxi, der Rücksitz war voller Kleid mit wenig Mensch. 

Die Großmutter kaufte mir jährlich neue Ballkleider, in der Hoffnung, ich würde schnellstmöglichst weggeheiratet werden, das Alter war doch gleichgültig, schickte mich zur Kosmetik, Frisör, die kleine Barbie fühlte sich etwas unwohl ohne Converse und Shirt, das war der Despotin egal. Noch dazu behängte sie mich mit Perlen, verlangte stets 10 Schilling dafür, denn Perlen geschenkt bringen Unglück, man muss sie bezahlen. Die Füße taten mir weh in den Stöckelschuhen! 

Ich schreibe, während mir meine Frisörin die Haare macht, denke, dass es ein russisches Sprichwort gibt:"Ein tiefer Ausschnitt bringt einer jungen Frau einen Mann, einer alten einen Schnupfen!" Lache, während ich mein Kleid ansehe, vorne zu, hinten offen, der Rücken frei, eng, bodenlang bestickt mit Perlen und kleiner Schleppe. 

Das Kleid habe ich noch von meiner Oma, es passt mir seit 29 Jahren wie angegossen, Armani, ich weiß noch, es war in der Auslage von "Braun&Co" und ich schlich täglich davor, hin und her, dann rief ich die Großmutter an, erzählte von dem Kleid, sie schwieg, es war teuer, kostete damals 28.000 Schilling, das waren zwei Monatslöhne für eine Sekretärin. Am nächsten Tag bekam ich einen Anruf von dem Geschäft, ich solle kommen, es probieren, es wäre für mich reserviert. Ja, mir blieb das Herz stehen. 

Ganz ehrlich? Ich war damals viel zu jung dafür, das schwarz war zu hart für ein junges Mädchen, ich war damals 18 Jahre alt und sah noch aus wie 13! Aber, ich wollte es haben, so sehr wie nichts anderes! 

Tja, was soll ich sagen, es machte mich blaß und es kam gar nicht zur Geltung. 

Aber jetzt, mit 47, tatsächlich, ist es perfekt, ein Traum. "Das ist es," sagte gerade Christine. 

Ich lächle. 

Es bedeutet mir aber auch sehr viel, denn es ist von meiner Großmutter ein wertvolles Geschenk. Das Armband ist auch von ihr und die langen Handschuhe ebenfalls. 

In einer halben Stunde steige ich ins Taxi. 

Alles Walzer.


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