Entscheidung

Text

von  Mondscheinsonate

Während ich einen Herren beobachte, der für zwei Pobacken zwei Sitze einnimmt, denke ich, es stürmt viel zu sehr, mir tut meine Nichte sehr leid, die gerade im Prater ist, sie hat sich schon so auf die Hochschaubahn gefreut (ich liebte es auch, jetzt bringen mich keine zehn Pferde mehr hin!). 

Ich sehe den Herren an, denke, dass er schrieb, er muss schon Sport machen, sonst nimmt er zuviel zu, denke weiter als er aus dem Wasser stieg und die Wassertropfen perlten über den makellosen Körper, ich sah es, dachte es jetzt wieder, schüttle mich ab, denke jetzt, dass die Zeit vergeht, während ich weiter denke, dass ich vor einer Entscheidung stehe, vielleicht doch ins Steuerrecht gehen werde, befürchte aber, der Herr kramt nun in einer Löwa-Tüte, den Supermarkt gibt es seit 20 oder 25 Jahren nicht mehr, das fasziniert mich sehr, dass mich das dann doch nicht erfüllen würde, ich bin Frau für "Litigation". Auch als Konzipientin kann man vertreten, entweder hat man die "Kleine Legitimationsurkunde" bei bestimmten Streitigkeiten oder die "Große", dann ist das dem Rechtsanwalt gleichgestellt, was nicht einmal der unerträglich schweren Prüfung bedarf, also, alles steht mir offen, was sehr unerträglich ist, denn bei Entscheidungen bin ich ein absoluter Zwilling, denke ich, während der Herr aufsteht und fast kippt, er findet jedoch noch sein Gleichgewicht, ich nie. 

Und, während ich im Papierfachgeschäft alles kaufe, was mir ein elfjähriges Mädchen, die Tochter der Verkäuferin ansagt, dies für Ostern, werde ich immer glücklicher, denn die Stifte und Radiergummis sind so süß, dass ich sie am Liebsten selbst behalten würde, bezahle, entdecke wieder mein inneres Mädchen, die Stifte sind rosarot, grün, mal mit Katze, auch ein Krokodil. Ja, ich hätte gerne ein Kind gehabt, jetzt bin ich Tante, die nie Nein! sagen kann, also alles gut. 

Ich werde mich für Litigation entscheiden, das denke ich danach, plötzlich, ohne weiter darüber nachgedacht zu haben, aber zwischen Bleistiften und Kugelschreibern, spürte ich, dass ich nehmen will, was ich möchte, was ich liebe, draußen war es bestimmt.




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