Fliessend.

Text zum Thema Wege

von  redangel

Weil du solange geschwiegen hast im Unterirdischen, quillst du nun förmlich heraus. Glucksend, sprudelnd, dahinplätschernd, aufschäumend. Warum stürzt du denn so schnell fort?
So sagen die Umstehenden zu dir, die dir festgewachsen erscheinen.
Verwurzelt mit der Stelle auf der sie stehen.
Was treibt dich denn?
Immer weiter über Sand und Steine weiter.
Warum bleibst du nicht eine Zeitlang stehen?
Warum stürzt du dich von diesem hohen Felsen in die Tiefe?
Du weißt doch nicht, wo du auftriffst.
Wie es sich anfühlt, das Aufschlagen.
Warum reißt du andauernd alles mit?
Sag mal bedauerst du es nicht, alles mitzunehmen? Lebewesen, kleine und große, Äste, Tote und Lebende, Bäume, junge und alte, morsche Baumstämme auch.
Warum bleibst du nicht länger an einem Ort?
Weil du weißt, du mußt dir diesen deinen Weg bahnen.
Weil du gerne in deinem eigenen selbst gemachten Bett liegst.
Weil du immer stärker werden willst.
Tiefer ,breiter,strömender im fluss.
Manchmal da erpressen sie dich.
Sie nennen es aufstauen. Ja, sie stauen dich an.
Dann lassen sie dich plötzlich los. Ob sie dich in Rohre gepresst haben, dich darin in die Tiefe stürzen oder über Räder laufen lassen, sie nutzen dich aus. Sie wollen deine Kraft, deine Energie für sich. Und die gibst du ihnen so ohne Weiteres,denn du kannst nicht anders.
Du mußt weiter. Es zieht dich hin zu ihm. Du hast nur dieses eine Ziel überhaupt.
Dort mündest du. Dort verströmst du dich.
Du bist im Fluss. Und du findest es, du findest es, das Meer, findest es  fliessend.

(c) redangel

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Kommentare zu diesem Text

wupperzeit (58)
(13.09.05)
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 Triton (13.09.05)
Schöner Text, der das Ungebändigte in dem manchmal Gebändigten aufzeigt. Es ist alles egal, was man mit ihm tut oder nicht, es findet seinen Weg, nimmt mit was im Weg ist oder tut, was man ihm aufzwingt, aber zuletzt, erreicht es sein Ziel, weil es nie ein anderes hat. Nichts zählt als das Ziel. LG Triton
xrotbartx (50)
(14.09.05)
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 Eolith (19.10.05)
Ein klares Bild, in das man eintaucht, und dann, seine tiefe erkennt. Gruß, Eolith.
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