Jordanland (oder Gleichgeschlechtlich)

Gedankengedicht zum Thema Gleichberechtigung

von  Füllertintentanz

Dein schamerhitzter Mund gießt Stahl,
befüllt die Fugen fremder Normen.
Getarnt als heiliger Choral
zerfällt zu Stolz dein Lippenstrahl
und presst sich mahnend in die Formen,
der Nachbarschaft und Mäßigkeit,
du stehst statt in nur vor der Zeit,
aus meiner Sicht betrachtet.
Denn weit hängt meine Art zurück,
dem Plan von deinem Lebensglück,
der mich gar nicht beachtet.


Dein Wille streichelt meinen Kopf
doch unberührt bleibt dein Empfinden.
Du scheitelst bündig meinen Schopf
und kämmst mein Haar zum alten Zopf,
versuchst dich so mir einzubinden.
Doch ungeeignet zum Verzehr
gibt es Verfehlung als Dessert,
gefüllt nur mit Problemen,
die ich nicht trage sondern du,
denn viel zu eng ist mir dein Schuh,
er kann mich nicht bequemen.


Dein Wort hat sich mir eingeritzt,
um jedes Zielen fehlzuleiten.
Doch ganz egal wie tief du schlitzt,
mein wahrer Kern bleibt unbeschnitzt,
gekerbt sind nur die Außenseiten.
Du führst im Stillen stets Bilanz,
vertonst im Sprechen Dissonanz,
sie baut der Achtung Keile.
Gewöhnlichkeit in jedem Sinn,
steht höher noch, als bis zum Kinn,
ich bitte Zeit um Eile.


Du meinst ich lebe desolat
und willst mich in Schablonen wälzen.
Doch nur weil dir kein Enkel naht,
singst du mir eine Moritat
und predigst um mein Sein zu schmelzen.
Du sagst ich bräuchte Kind und Mann,
so wie der Gaul sein Fuhrgespann,
doch ich sei abgekommen,
vom Weg der meine Zukunft weist
weil mich der falsche Trieb bespeist,
versuchst mich zu befrommen.


So hol dein Netz doch endlich ein,
du kannst mein Leben nicht verbiegen!
Ich möchte nicht gefangen sein
an Mann und Haus und Eheschein
auch werde ich nicht Probe liegen.
Denn Mutter du weißt ganz genau,
ich bin verliebt in eine Frau.
Das wirst auch du nicht wandeln!
Wir reichten oft dir schon die Hand,
du schicktest uns ins Jordanland.
Es liegt an dir zu handeln.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Fabian_Probst (44)
(24.11.05)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Füllertintentanz meinte dazu am 25.11.05:
Hallo Fabian, ich habe diesen Text einer Freundin gewidmet, die schon seit Jahren in ihrer Familie um Toleranz und Achtung für ihre gleichgeschlechtliche Liebe kämpfen muss. Ihr Vater hat es mittlerweile verstanden und kann auch damit umgehen. Die Mutter hingegen hat sich von ihr abgewand. Sie hat nun nicht nur keinen Enkel, sondern eigentlich auch keine Tochter mehr... Arme, sture Frau... LG Sandra

 AndreasG (25.11.05)
Hallo Sandra.
Hui !! - Da hast Du mich mit der letzten Strophe glatt auf dem falschen Fuß erwischt. Gerade war ich so schön eingelullt auf ein "normales" Protestgedicht - und *peng*. Sehr schön. Gefällt mir gut - und passt so schön zu den letzten Verlautbarungen des Vatikans. (ich sag nur: drei Jahre Enthaltsamkeit und schon für das sündige Tun gebüßt)
Liebe Grüße, Andreas

 Füllertintentanz antwortete darauf am 25.11.05:
Hallo Andreas, ich habe gerade Fabian schon geschrieben, dass ich diesen Text einer Freundin gewidmet habe. Sie hat das alles erlebt. Es hat mich unheimlich wütend gemacht, dass sich ihre Mutter vor allen Leuten im Ort geschämt hat. Sie wollte sogar ihr Haus verkaufen, nur weil sie der Meinung war, mit dieser Schande nicht leben zu können... Sie hat nie gefragt, wie es ihrer Tochter ging... Und die ist schon seit Jahren glücklich in ihrer Beziehung und unendlich traurig darüber, dass sie ihrer Mutter sozusagen verloren hat... LG Sandra

 Prinky (25.11.05)
Haaaaa,
überraschenderweise gibt es überraschende Enden.
Überhaupt ein schöner Titel. Aussagekräftig.
"Ich bitte Zeit um Eile" finde ich prima...Habe ich so noch nie gehört.

Gruß Michael

 Füllertintentanz schrieb daraufhin am 25.11.05:
Lieber Micha, genau dieser Satz hat mir auch sehr gut gefallen. Ich habe mir dazu eine Moralpredikt der Mutter vorgestellt, bei der die Tochter innerlich einfach nur denkt "Wann ist die Alte endlich fertig...", doch oft haben die Leute ja gerade dann so dehnbar lange Zeit...
Auch freut mich, dass ich mit der letzten Strophe Überraschen konnte... schmunzel... Habe einen schönen Tag, GLG Sandra
Elias† (63)
(07.12.05)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Sim (42)
(07.12.05)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram