Alle 9.472 Textkommentarantworten von Graeculus

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Also, ich habe das mal nachgelesen. Snuff ist nicht real, die Konsumenten glauben nur, es wäre real. Also falscher Alarm, da wird niemand für abgemurxt. Filme von echter Gewalt bis zum Mord werden als  hurtcore bezeichnet. Auch mit solchen "feinen" Unterschieden muß man rechnen, wenn man als Lehrer, der keine Ahnung hat, vor einem solchen Fall steht. Aber wie gesagt, auch Gewaltpornographie war und ist verboten."

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Was hätte der Snuff-Schüler übrigens vor einem Jugendstrafkammer der 90er Jahre als "Ersttäter" zu erwarten gehabt? Und was die Eltern, falls er das schon getan hat, als er noch minderjährig war? Gewaltpornographie, das weiß ich noch, war damals schon verboten. Klarer liegt der Fall bei dem Drogenhändler. Der hat ja dann später auch drei Jahre bekommen. Anscheinend ging es da nicht nur um weiche Drogen (was wir übrigens nicht wußten)."

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Ob eine sexuelle Veranlagung therapierbar ist, ich glaube, da streiten sich auch die Fachleute. Der Drogenhändler immerhin hat sich, wie ich schrieb, nach einer Haftstrafe eine bürgerliche Existenz aufgebaut ... als Makler."

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Ja, auch die Eltern, die von der Neigung ihres Sohnes wußten, standen in der Verantwortung und vor einer Entscheidung. In dem genannten Roman stecken an einer Stelle die Polizisten einen des Mädchenmordes Verdächtigen in eine Zelle mit zwei Schwulen, die ihn dann regelmäßig vergewaltigen und verprügeln. Das ist natürlich 1. mexikanisch (Gewalt wird mit Gewalt vergolten), 2. bis heute komplett erfolglos."

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Das Ziel sollte, so meine Meinung, immer sein, daß das kriminelle Verhalten aufhört, vor allem bei Schülern. Wie wäre es, den Snuff-Schüler zu einer Psychotherapie zu bewegen?"

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Ergänzung auf der Basis Deiner Ergänzung: Auch das Vertuschen von Skandalen gibt es an Schulen - wie bei anderen Institutionen ebenfalls. So hat Ende der 90er die Nachfolgerin des Schulleiters einen Lehrer zugewiesen bekommen, bei dem ich nicht weiß, ob sie über die Hintergründe seiner Versetzung informiert war. Dieser Lehrer hat, wie vermutlich auch an seinen früheren Schulen, Knaben belästigt. Auf Beschwerden von Schülern hat sie ihn vor die Alternative gestellt: Strafanzeige oder Antrag auf Versetzung an eine andere Schule! Selbstverständlich hat der Lehrer sich für Letzteres entschieden, und genau so war es auch gemeint. Ergebnis: Der Skandal war vermieden, der Ruf der Schule unbeschädigt, und der Lehrer machte andernorts weiter. 1. Ich weiß nicht, ob das bei sexueller Belästigung heute, 25 Jahre später, noch so funktioniert. 2. Auf keinen Fall möchte ich dieser Vorgehensweise das Wort reden, sondern rege an, über verschiedene Reaktionsmöglichkeiten nachzudenken. 3. Der Snuff-Schüler betrieb sein Hobby nicht innerhalb der Schule, der genannte Lehrer schon - auch das ist wohl nicht ganz unerheblich. Innerhalb der Schule war besagter Schüler ganz angenehm und fiel in keiner Weise störend auf. (Gerade deshalb war ich völlig verblüfft, als er eines Tages von seinem Hobby erzählte.)"

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Schulleiter stehen in Konkurrenz mit anderen Schulen um die Anmeldezahlen. Nicht bloß aus persönlichem Ehrgeiz, sondern auch angesichts, zumindest damals, sinkender Schülerzahlen und drohender Schulschließungen bei Unterschreitung der Dreizügigkeit (drei parallele Klassen im Falle eines Gymnasiums). Wer möchte dafür verantwortlich sein, daß eine Schule geschlossen wird? Und ein Bericht in den lokalen Medien über Drogenhandel an der und der Schule auf der Basis einer Strafanzeige des Schulleiters selbst ist für dieses Anliegen tödlich. Da lohnt sich doch die Frage, ob man darauf nicht auch anders reagieren kann, oder? Du hättest, so verstehe ich Dich, als Schulleiterin den Schüler angezeigt und wärst damit voraussichtlich als die letzte Leiterin dieser Schule in die Geschichte eingegangen."

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Das hoffe ich sehr. Und daß sie die Bandenkriminalität in den Griff bekommt, was ihrem verehrten Vorgänger Obrador nicht gelungen ist. Mit dem Roman fremdele ich allerdings. 300 Seiten im Stil von Polizeiberichten sind für einen Leser schwer durchzuhalten, zumal von den einzelnen Fällen ja nichts im Gedächtnis bleibt, sondern letztlich doch nur die schiere Zahl. Mir hat es gefallen was der US-Kinderrechtsanwalt Andrew Vachss gemacht hat, nachdem er gemerkt hatte, daß er - seinerzeit - mit Sachbüchern über Kindesmißbrauch nichts ausrichten konnte: Er hat ein halbes Dutzend Kriminalromane mit diesem Thema veröffentlicht. Die waren dann im Gespräch auch bei Nicht-Literatur-Aficionados, und das will der Autor ja."

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Zu den Snuff-Movies: Das Thema und die Vorliebe dieses Schülers kamen im Unterricht vor und sind mir auf diese Weise bekannt geworden; er hat das ganz offen gehandhabt, während mir bis dahin das Phänomen vollkommen unbekannt war. Die Äußerung der Schwester hat sie anschließend mir gegenüber privat getan. Dazu kam noch: "Wir [d.h. die Eltern und sie] verstehen ihn auch nicht." Von den Konsequenzen in den einzelnen Fällen habe ich bewußt abgesehen und jetzt hier, im Gespräch mit Dir, lediglich auf das Dienstrecht hingewiesen sowie darauf, daß das Strafrecht im Rahmen einer pädagogischen Einrichtung nicht die einzig mögliche Reaktion darstellt. Daß der Umstand, bei einem Schüler eine Pistole in der Schultasche zu finden und dann zu erfahren, daß er die für seinen Drogenhandelt benutzt, nicht ohne Konsequenzen geblieben ist, davon kannst Du ausgehen. Auch wenn das hier nicht mein Thema ist. Ich wollte lediglich eine durch Lektüre geweckte Erinnerung mitteilen, die den Lesern mitteilt, was an deutschen Schulen passieren konnte - nicht erst in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit (80er und 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts). Leser können bzw. mögen sich Gedanken dazu machen, wie sie als Lehrer reagiert hätten - im Rahmen des Dienstrechts und einer pädagogischen Einrichtung. Wenn (!) Du dem Schulleiter diesen Vorgang meldest und wenn (!) dieser dann Strafanzeige erstattet (sehr fraglich, ob er das tut, denn Schulleiter haben ein Hauptinteresse: das Ansehen ihrer Schule in der Öffentlichkeit und künftige Anmeldezahlen), dann wirst Du aller Voraussicht nach nie wieder von Schülern etwas erfahren. "Der Herr Soundso oder die Frau Soundso haben unseren Mitschüler angezeigt!" Das verändert die Atmosphäre in der Lerngruppe komplett."

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Woher weißt Du denn, welche Konsequenzen in diesem Falle gezogen wurden? Und kommt als Konsequenz bei einem 18jährigen Schüler für Dich ausschließlich das Strafrecht in Betracht?"

Diese Liste umfasst nur von Graeculus abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Graeculus findest Du  hier.

 
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