Der Wunsch II

Kurzgeschichte zum Thema Lebensweg

von  Mondsichel

Einige Zeit zog ins Land und ließ ihr das Herze schwer werden. Tapfer schlug sie sich durch die Kriege, die das Leben ihr bereitete.
Aber noch immer erfüllt von Melancholie und Enttäuschung, mochte sie sich nicht so recht in die Masse der Menschen einfügen. Sie wirkten alle so fahl und leblos, gegen das Strahlen in ihren Augen. Keiner konnte ihr das geben, wovon sie träumte. Keiner konnte ihre Mauern durchdringen.
Nur manchmal, wenn die Sonne in ihren Augen leuchtete, konnten auch die Menschen den Engel in ihr sehen. Verwundert blickten sie ihr hinterher und waren fasziniert von diesem Funkeln, das mit nichts zu vergleichen war. Doch ihr dunkles und trauriges Aussehen stand im völligen Gegensatz dazu. Es verwirrte die Menschen und so wagte es kaum einer an sie heran zu treten.
Noch lange nicht von ihrer Ablehnung geheilt, bäumte sie sich gegen jeden Versuch ihrer Mitmenschen auf, in ihre Welten einzudringen. So war sie einsamer als jemals zuvor…

Noch immer trug sie tief in sich den Wunsch endlich wieder zu den Ihren zurückkehren zu können. Doch sie wusste auch, dass der Engel gegangen war, der sie hätte führen können. Und so lernte sie alsbald sich mit ihrem Leben anzufreunden.
Endlich konnte sie die Dinge so sehen wie sie waren, konnte sogar wieder ein wenig Lächeln. Jedes Mal wenn sie lächelte, versprühte die Blume ihrer Seele den süßen Duft der Hoffnung. So vereinte sich der Engel in ihr mit der sterblichen Hülle und malte ihr den Mond in die Augen.
Auf ihren Lippen blühten Rosenblüten, in ihrem Haar funkelten die Sterne und ihr Herz war umarmt von den sanften Schwingen ihrer Flügel.
Sie war so viel mehr als die graue Masse, die sich stumm und leblos, mit schwerem Atmen an ihr vorbeischlängelte. Jedem blickte sie ins Angesicht, um sich immer wieder bewusst zu machen, das der Tod niemals wieder ohne Gegenwehr von ihr Besitz ergreifen würde...
Zwar hatte sie noch immer nicht gelernt was Liebe ist, doch ihr Innerstes schien es längst zu wissen. Es pulsierte die Seele unbändig im Orkan der Sehnsüchte und öffnete ihr die Grenzen, welche sie auch zu überschreiten versuchte.
Immer stärker wurde das Licht, immer mehr wurde sie zu dem, was sie eigentlich war. Und all jene, die nach ihrem Lichte gierten, mussten sich am Ende doch der Dunkelheit ergeben, die ihnen entgegenschlug.

Sie konnte es nicht ertragen länger als nötig da draußen zu verweilen, unter denen, die sich ihre Mitmenschen nannten. Die mit leeren Augehöhlen auf sie starrten und mit verknöcherten Fingern nach ihr griffen. Der Hass in ihr wuchs stärker als alles, was sie jemals gefühlt hatte. Kalt zeigte sie ihnen die Masken der Ignoranz und lebte doch in tiefem Verlangen, nach dem Unerreichbaren...
Aber das Schicksal spielt jedem Wesen eine andere Welt und ein anderes Leben vor. Es wollte nicht, dass ausgerechnet sie, wie eine Fee, auf ewig unberührt durch den Wald der Träume ging. So wurde sie von dem Schmerz der tiefen Einsamkeit erfasst, unter dessen Böen sie ihre äußere Schutzmauer dahingeben musste.
Nackt lag ihre Seele nun vor den Händen des Lebens dar. Nur bedeckt von ihren Flügeln, die wenigstens die Kälte von ihrem Innersten abhielten. Sie spürte die Liebkosungen des Lichtes auf ihrer Haut und roch den Duft der Freiheit.
Sie musste im Grunde nur den Schritt nach vorne wagen. Noch zögerte sie, doch mit der Zeit rief die Welt immer sehnsüchtiger ihren Namen und so trat sie den Weg in eine neue Erfahrung an...

Sie blickte zum ersten Mal tiefer in die Augen der Gesichter. Blickte hinter die Fassaden der Menschen. Erkannte und empfand so vieles, was ihr vorher unbekannt wie diese Welt gewesen war.
Diese neuen Dinge machten sie süchtig und so lief sie schneller und schneller voran, um vielleicht doch noch zu finden, wonach sie gesucht hatte. Denn sie wusste, der Engel hatte ihr versprochen, dass sie sich wieder sehen würden.
Die Hoffnung beflügelte sie und sie öffnete weit die Arme, um die Dunkelheit dieser eiskalten Welt zu empfangen. Ein brennendes Gefühl erwachte in ihrem Herzen. Eine kleine Flamme begann zu brennen und sollte niemals wieder mehr verlöschen.
Doch in ihrer Eile, die Welt mit neuen Augen zu sehen, vergaß sie ganz ihr Schwert, welches so viele Kämpfe mit ihr geschlagen hatte. Funkelnd lag es blutverschmiert am Boden und fror mit der zurückbleibenden Einsamkeit ein...

(c)by Arcana Moon


Anmerkung von Mondsichel:

Hört ihr schon das Knistern und Knacken? Ich glaube das Eis taut langsam auf... Teil III morgen ;)

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Kommentare zu diesem Text


 franky (13.12.06)
Hallo liebe Arcy,
wenn mal wünsche im schoß deiner sehnsüchte geboren werden,
so hat sie dein engel dort hinterlegt, ohne daß du es gemerkt hast. wünsche wachsen nicht aus dem nichts, sie werden geboren. das eis hat deine kleine flamme zum schmelzen gebracht, sie wird die kälte schließlich besiegen. dein weg ist das leben und leben ist liebe und liebe ist die flamme und die ist in deinem herzen wo sich die träume deiner eroberten zukunft befinden.
wenn aus deinen augen die mohnblüten ihre küsse nach den sternen werfen, dort nimmt sie dein lichterengel auf seinen lippenmond und schickt sie dir als sternschnuppe zurück.
schwebe mit dem meer des lichts in den blauen himmel der schönheit von unzerbrechlicher glückseeligkeit.
singe mit den sinkenden mondstrahlen zurück und pflücke das licht aus prächtigen schaumkronen sie flimmern in allen erdenklichen klängen einer überirdischen seelenharfe.
mach dich bereit auf den lebensweg..
fliege ein stück mit dir
Franky der traumfänger ***:-)

 Mondsichel meinte dazu am 14.12.06:
*lächel* Ich hoffe der Engel lässt mich nicht allein, egal wohin meine Füße mich tragen sollten. So warte ich doch nur auf den richtigen Augenblick um mein Lied für ihn zu singen. Der Weg ist bereits weiter gegangen. Teil III ist online und ich arbeite an Teil IV. :)
Liebe Grüßle
Deine Arcy
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