Inspiration Liebe

Kurzgeschichte zum Thema Lieblosigkeit

von  Mondsichel

Ich war eigentlich ein sehr zurückgezogener Mensch, eingekerkert in mir selbst und verhüllt in samtenen Tüchern aus Vergessen und Stille. Die Welt da draußen hörte nur dann etwas von mir, wenn ich mal wieder einen Roman veröffentlicht habe.
Ja, das Schreiben, meine große Liebe, mit der ich schon seit unzähligen Jahren verheiratet war. Niemand konnte das verstehen, oder meine völlige Aufgabe in diese Welt aus Poesie und Faszination nachvollziehen.
Unmöglich mit mir zu leben, geschweige denn eine partnerschaftliche Beziehung zu führen. Denn in meinem Kopf war nur ich, ich und die Worte, die mein Herz und meine Seele in Bildhaften Worten hernieder schrieben...
Oh ja, ich habe wahrhaft geliebt, so ist es nicht. So viele Male, so tief und so innig, dass ich glaubte, mein Herz würde irgendwann unter der tiefen Leidenschaft verbrennen. Doch war meine Liebe stets nur wie ein Traum, der mir die Einsamkeit aus dem Herze vertrieb.
Und er beflügelte mich, war mir die Muse, für alles was ich in unzähligen Worten danieder schrieb. Aber waren meine Worte viel leidenschaftlicher als ich selbst. Ich konnte nur in Träumen mein wahres Selbst entfalten, denn dort gab und wird es niemals Grenzen geben...

Meine Ideen fand ich in denen, die um mich herum waren. Meist waren es junge Männer, die ich per Zufall, oder durch meine Schriftstellerei kennen lernte. Nur wenige schafften es mein Herz für sich zu erobern. Doch wenn sie es geschafft hatten, dann blühte mein Innerstes auf.
Je näher ich sie kannte, je mehr ich sie beobachtete und je offener wir miteinander umgingen, desto bildhafter wurde die Vision in meinem Kopf. Im Geheimen malten sich Bilder vor meinen Augen und meine Gefühle spielten verrückt. Ja, ich wollte ihnen nahe sein, näher als manch anderer und doch die Grenzen niemals übertreten.
So liebte ich sie alle, aus tiefstem Herzen und tiefster Seele, auch wenn sie es niemals erfuhren. Nicht einmal, wenn sie später meine Bücher lasen, kam es ihnen in den Sinn, dass sie es waren, für die ich geschrieben hatte...
Sie hätten es falsch verstanden, hätte ich mich ihnen offenbart. Denn grundsätzlich verstehen die Menschen, vor allem Männer, jegliches nähere Interesse falsch. Nein, ich wollte meine Seele nicht vor ihnen entblößen. Ich wollte nicht hingeben, was in meinem Innersten in wildem Feuer pulsierte. Nur schreiben wollte ich, vom lebendigen Zeitverlauf, der seine Liebe durch mich in schwungvollen Lettern verkündete. Doch die Inspiration verging mit der Zeit, wenn ich die Geschichten vollendete.
Wir waren uns noch immer nah, doch niemals mehr so nah, dass sie die Grenzen zu meinen Träumen erreicht hätten. In jenem Momente, schenkten sie mir noch eine letzte Inspiration. Sie weilte stets verborgen in meinem Innersten und entfloh nach einer Zeit des Winters meiner Seele...

Schließlich traf ich auf einen Menschen, der mich auf ganz besondere Art und Weise faszinierte. Der Blitz hatte mich tiefer als je zuvor getroffen und ich war ihm so nahe, wie es kaum möglich war. Er hatte diese Augen, die einem tausendfach scharfe Klingen in das Herze trieb und mir mit seinem Lächeln den Atem raubte.
Ich sah nicht wie nahe ich auf Messers Klinge stand, war ich doch vollkommen fixiert auf ihn und auf das, was er in mir auslöste. Ich begann zu schreiben und ich wusste, dies wird wieder einer der Romane, in denen sich so viele Menschen wiederfinden werden. Verzückt von der Lebendigkeit meiner Werke, würden die Kritiker sich sicher wieder überschlagen.
Wieder dachte ich nur an die Inspiration, ignorierte mich selbst. Ich versuchte krampfhaft zu verbergen was in meinem Herzen geschah. Doch ich badete mich viel zu sehr, in diesen rauschenden Wasserfällen tiefster Sehnsucht, die sich heiß über meine Seele ergossen...

Irgendwann geschah was geschehen musste. In einem Moment der Unbedachtheit, sah ich ihm zu tief in die leuchtenden Augen. Sofort erkannte ich das Funkeln der Erkenntnis. Und eh ich es mich versah, spürte ich die Lippen der feurigen Leidenschaft auf meinen Lippen, die so lange nicht mehr geküsst worden waren.
Er raubte mir den Atem, so wie ich es mir erträumt hatte, er raubte mir die Hoffnung, die eigentlich unerfüllt bleiben sollte. In diesem Moment war das Schicksal besiegelt. Ich ergab mich all dem, was ich fühlte und lebte, träumte nicht nur.
Es war so schön von den Engelsschwingen seines Verlangens getragen zu werden. Und ich verbrannte im Feuer, der ewig dürstenden Lust. Ich verging in diesem Gefühl, das mir jegliche Illusion zerstörte und mich auf den Boden der Tatsachen zurückholte...
Zerschmettert lag all das was ich fühlte zu meinen Füßen. Er konnte nichts dafür, auch wenn er vom Nektar meiner süßen Liebe gekostet hatte. Ich hatte es ja so gewollt, vielleicht sollte es auch so sein.
Vor mir lag die Wüste meiner Sehnsucht, denn sie hatte sich erfüllt. Ich rannte davon, mit Tränen in den Augen, mit einem Schmerz in meiner Seele, den ich so lange schon vergessen hatte. Nein, ich wollte nichts mehr von ihm sehen, nichts mehr von ihm hören, auch wenn mein Innerstes rebellierte und sich schreiend nach ihm verzehrte.
Umkehren konnte ich jedoch nicht. Er hatte mir meine Liebe gestohlen, meinen Traum. Er hatte mir die Erfüllung geschenkt und damit den leisen Tod der Verzückung und jeglicher Inspiration besiegelt...

Ich zog mich wieder in mir selbst zurück, das Buch blieb unvollendet in der Schreibmaschine, um die sich nach einer Weile schon die Spinnweben spannten.
Meine Einsamkeit wurde mir immer mehr bewusst und mir war klar, dass meine Inspiration, meine Träume, meine Unfähigkeit wahrhaft zu lieben, mir nur die Leere und das Eis zurücklassen würden.
Als die letzte Träne zu Boden fiel, da blühte kein Garten mehr in meinen Träumen. Der Moment der Erfüllung hatte mir den Atem des Todes eingehaucht...
Heute blicke ich auf kahle Wände, die mein Leben bestimmen. Ich denke noch sehr oft darüber nach, ob all das, was mir die Menschen geschenkt hatten, vielleicht auch nur eine Illusion gewesen war.
Heute kann ich keinen Stift mehr zur Hand nehmen, keinen einzigen Finger mehr auf der Tastatur meiner Schreibmaschine bewegen. Die Inspiration hat mich niemals wieder geküsst, denn ich habe mich zurückgezogen, vor den Menschen und vor dem was sie für mich sein könnten.
Zu groß ist die Angst vor dem was war und vor dem was mich noch erwartet. Mir ist, als wäre ich erstarrt in dieser kalten Welt, als ich vor dem letzten Feuer davon gerannt bin...

Noch immer wünschte ich mir die alten Träume zurück, durch deren Flügel ich mir meine Finger wund schrieb. Entgegen allem was sich in düsteren Stürmen über meiner Seele bewegte. Doch meine Finger sind so kalt, so leblos sind sie, wie knochige Äste, die jeder Wind zum Seufzen bringt. Ach, was denke ich gerne an die alte Zeit, die mich niemals wieder erfüllen kann.
Vielleicht hoffe ich ja wirklich noch. Vielleicht ist sie noch immer in mir, die Inspiration. Doch ich wage es nicht mehr, noch tiefer hinunter zu sinken. Denn da draußen vor der Tür, die von kalten Augen beobachtet wird, dort ist mein Leben längst nur noch ein Traum. Und die Liebe... eine Illusion... die Einsamkeit... das Leben...

(c)by Arcana Moon


Anmerkung von Mondsichel:

Menschen sind eine Inspirationsquelle besonderer Art, besonders wenn man lyrisch orientiert ist. Wenn man sich zwischenmenschliche Situationen erträumt, entstehen die besten Ideen für Geschichten. Aber man sollte nie vergessen das es nur Träume sind. Denn wenn sie fassbar werden, wenn sie einem näher kommen als es gut ist, dann flieht die Inspiration und das Herz wird zu Eis. Kein Feuer kann mehr die Seele wärmen. So stirbt nicht nur die Inspiration, sondern auch die Verbindung zwischeneinander...

Diesmal habe ich eine sehr tragische Geschichte für Euch. Denn wenn man immer nur träumt und es nicht wagt, die Liebe wahrhaft zu leben, dann wird das Eis sich holen, was die flammenden Gefühle nicht verbrennen konnten...

Und ein neuer Teil, für meinen Band "Als die Welt zu Eis wurde...". Ich hoffe es gefällt Euch... :)

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Kommentare zu diesem Text


 franky (29.12.06)
Hallo liebe Arcy,
auch die wüste brennt und die liebe hat die einzigen wahren flügel. so bald du nach aussen suchst, wirst du auch nur aussen finden.
suche in dein innerstes, dort gibt es keine grenzen,
wenn die ängste dich mit tausend armen zurück halten,
sie sind nur schlingpflanzen der unzufriedenheit.
wenn die träume ihren baum schmücken, so stelle dich darunter und sammle die sterntaler des glücks.
du mußt dich in allen und ecken verlieren um dich wieder finden zu können. du mußt dich selber in stücke reissen und das herz zum singen bringen.
alle anderen melodien sind nur vorspiele und ausklänge von farblosen steinwüsten ohne spuren, die hat der ärger und die ängste zerstört, nur ein traum hat alles was dich zu den sternen der liebenden siränen trägt.
bleib ein suchendes ungeheuer,
mit flügel eines goldenen engels,
der hat die kraft deine wünsche zu erfüllen.
laß immer einen noch offen, sonst erlischt das licht in deinem herzen, dort soll es ständig nach liebe rufen, nur in dir ist sie zu hause.
du bist das herrlichste gesangsbuch von heil und seufzer der nimmersatten schönheiten.
jeder wird lust verspüren dich mit haut und haar zu erobern;
doch wo bleibtdan die notwendige spannung?
dein mond spielt immer das klarste silberlied
wo chöre von sternenengel zustimmen.
ich nehme dich ganz zart in meine arme
Franky der wolkenschieber
und postmann für himmelsbriefe:-)

 Mondsichel meinte dazu am 02.01.07:
Nein keine Sorge, ich freue mich wenn die Gedanken ausformuliert sind. Es fließt manchmal einfach so dahin, ich kenne das. Und ich bin froh, wenn ich an Gedankensprüngen, die aufgrund meiner Geschichten entstehen, teilhaben kann... :)
Ich habe lange gebraucht um zu finden, ich hatte viel Unterstützung. Aber die Inspiration, die hole ich mir überall wo ich nur will. Denn ohne sie, wären meine Texte nicht so, wie sie wären. Auch wenn ich die Liebe gefunden habe, so ist sie doch nur eine Facette, in dieser Welt aus bunten Farben. Ich brauche mehr um Worte regnen zu lassen, auch wenn ich niemals die Grenzen übertrete. Ich werde wohl niemals anders an solche Sachen heran gehen. Ich bewahre mir dies, für immer und ewig... :)

Liebe Grüßle
Du lieber Wolkenschieber und Postmann :)
Deine Arcy
Liamé (27)
(29.12.06)
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 Mondsichel antwortete darauf am 02.01.07:
Doch ich erinnere mich sehr wohl an Dich meine liebe Unsichtbare. Und ich bin froh, Dich mal wieder zu sehen, lange Zeit ist es her. Ich glaube eher das ich zu danken habe, das es Menschen wie Dich gibt, die sich an meinen Texten erfreuen. Das gibt mir die Kraft immer wieder neue Worte zu finden, die andere verzücken. Ich danke Dir für Deine Worte... :)

Liebe Grüßle
Arcy
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