Meer der Zeit

Text

von  ZornDerFinsternis

Schatten werfen ihr farbloses, dunkles Licht auf mich herab. Lassen den leblosen Leib nur Kälte spüren – Schmerzen empfinden. Mein Blick sucht die Leere. Weiß ich doch genau, dass ich nichts anderes „verdient“ habe. Die schwachen, knochigen Bäume malen ein melancholisches Bild vor dem finsteren Himmel. Wolken verdecken den Blick auf das Hoffnungskleid, das nachts sonst das Sternenmeer darbot. Verliere mich in den trostlosen Gedanken von Suizid und dem „Leben danach“. Verliere mich in der Stille meines Herzens, in den tiefen Schluchten der Verzweiflung und der Angst. Habe mich in dem glanzlosen Lachen deiner Augen verloren. In den Worten, aus deinem leblosen Mund. Vermisse die Liebe, die du mir geschenkt; die Hoffnung und die Wärme, die du mir gegeben hast. Lachen habe ich nur von dir gekannt. Tränen fallen vor mir ins nasse Gras. Unter meinen Füßen dreht sich die Welt wieder viel zu schnell. Verliere den Halt. Habe keinen Mut mehr. Der Wille, erhobenen Hauptes bis an mein Ende zu schreiten, ist mit dir gegangen. Stehe da. Zähle stumm die Tränen. Frage mich, wie viele ich an deinem Grab geweint habe? Wie oft du an mich gedacht hast, als ich in den Himmel schrie „Ich liebe dich!“. Blicke auf den kümmerlichen Haufen weißer Federn, neben mir am Boden. Schaue auf das Messer in der Hand. Fühle das Blut den schwächlichen Rücken langsam hinab rinnen. Habe meine Flügel abgetrennt. Das Leben hat sie mir gestutzt. Nahm den Stolz von mir. Nahm mir das Gefühl etwas wie „Würde“ oder „Wert“ zu tragen; zu besitzen. Habe mich gefragt, wie ich von mir; von dieser Welt; von meinem Leben, denken würde, wenn der Tod dich nicht genommen hätte; wenn du noch bei mir wärst? Frage mich, wie viele Tränen ich geweint hätte? Frage mich, ob es auch ein Meer von leidvollen, ängstlichen – einsamen, Tränen gewesen wäre? Habe die Flügel von den Schultern gehackt. Will die Möglichkeit ausschließen, irgendwie aus dem todbringenden Auf- und Ab des wütenden, schwarzen Meeres zu entgehen, in dessen Fluten ich mich kopfüber stürzen und nach meinem Ende suchen werde. Weiß nicht, ob du mich schreien hörst? Siehst du mich weinen? Siehst du die unendliche Leere in meinem Herzen? Siehst du die Narben auf der blassen, kalten Haut? Verstehst du, dass du mir fehlst? Weißt du, dass ich ohne dich nicht „überleben“ kann? Weißt du, dass du mir so unendlich fehlst? Der Boden unter meinen Füßen bricht. Die Kälte zieht noch tiefer in mein Herz. Falle in die Dunkelheit der Nacht. Habe alles Hoffen fortgeworfen. Mein Herz mit tausend Messerschnitten getötet. Will nicht, dass es weiter lebt. Dass es zuckt und bebt; dass es ohne deine Liebe weiterschlägt. Will dieses Leben ohne dich nicht mehr. Will nicht ohne dich durch den Regen wandern und mich an der Dunkelheit unseres Waldes erfreuen. Will nicht ohne dich durch die Nacht pilgern; nicht wissen wohin. Will, dass sich meine Schritte am Strand verlieren; dass das Meer meine Spuren löscht. Mein Leben wegschwemmt – meine Spuren; mein Dasein, auslöscht. Habe ohne dich keine Bedeutung; keinen Wert und keine Zuversicht mehr. Dornen haben die Haut zerfetzt. Mit jedem Atemzug füllt sich meine Lunge mit hochprozentigem Gift; mit der verpesteten Luft, die mich an dieses wiederwertige Leben bindet. Hasse es, dem Leben bis zuletzt dienen zu müssen. Sein unbedeutender, kleiner Sklave zu sein, der seine Lasten schultern und seine Schmerzen ausbluten muss. Frage mich, wie lange die Zeit noch haltlos verrinnt. Wie lange ich noch im eisigen Winter durch Schnee- und Eismassen ziehen muss, ohne dein Gesicht zu sehen. Ohne deine Hand zu halten. Ohne dein Herz lachen zu hören; ohne deinen Mund ein Lächeln tragen zu sehen. Vermisse diese bunte Welt. Die warmen Farben des Regenbogens. Das Hoffen, das aus deinen Augen in mich strömte. Schwere Silberketten schnüre ich eng an meinen ganzen Leib. Schließe sie gut zu. Vertraue darauf, dass sie mich so sicher halten, wie es deine Arme vor langer Zeit einst getan haben. Verlasse mich darauf, dass das Ende so sicher kommt, wie die Ebbe nach der Flut. Vermisse dein Lachen so sehr – „Ich liebe dich!“. Von der Last auf meinen Schultern; von den Ketten zu Boden gerissen, ziehe ich mich aus letzter Kraft zu den Wellen. Schlucke salziges Wasser. Ist dies doch das einzige was ich „verdiene“. Schmerzhaft frisst sich das Salz in die offenen Wunden. Mein Körper verkrampft unter Schmerz. Ängste fallen von mir ab. Wind weht. Peitscht die ersten Wellen auf mich zu. Bleibe liegen. Starre in die Schwärze des Firmaments. Verliere mich wieder im Nichts. Das Wasser verschlingt mich. Reißt mich mit. Kann mich nicht halten – gehe langsam unter. Schließe die Augen. Werde müde vom auf und ab. Leises Raunen vermischt sich mit dem lärmendem Rauschen der Wellenberge. Tragen mich an die Klippen. Werfen mich verächtlich gegen die kahlen, kantigen Felsen. Die verbleichten Narben reißen auf. Neue fetzen sich in die nasse, kühle Haut. Öffne die Augen. Erfreue mich an dem Blut, das sich unscheinbar im Dunkelblau verliert. Durch die Wasserdecke, die sich schützend auf mich legt, sehe ich die Wolken ziehen. Folge ihnen über die Hänge hinweg. Schwärze. Immer noch ist der Himmel leer. Bereue meine Entscheidung, den letzten Weg zu gehen, nicht. Wird diese Welt doch nie anders sein. Wird es doch nie einen Ausweg geben. Wird doch niemand je einen Plan B erfinden. Wird es doch immer wieder so sein, dass man das verliert, was man so unendlich liebt. Treibe mit den Wolken langsam gen Süden. Werde müde. Neue Wellenberge reißen mich mit. Schleudern mich an Felsen. Drücken mich an meinen Ketten weiter in die Tiefe. Der Atem bleibt langsam aus. Falle in meinen; unseren Traum. Lichter flammen auf. Tragen mich sanft über Mauern aus Tod und Angst hinfort. Schwebe über dem Meer, Richtung Horizont – wo langsam die Sonne aufgeht. Du schließt mich wieder in deine Arme. Lächle. Bin angekommen. Ein dunkles, abgewracktes Etwas spült die See langsam an Land. Ausgespuckt – voller Verachtung. Ein toter Leib liegt verdreckt im stickendem Sand. Das Haar voller Schmutz und Algen. Egel und Blut im kreidebleichen Gesicht. Der Leib vollkommen zerschunden. Von Wasser vollgefressen. Die Augen glühen – ihr Blick ist immer noch hoffnungsvoll in die Weite des Firmaments gebissen. „Ich liebe dich“.

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Kommentare zu diesem Text

Asvika (23)
(25.09.09)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 25.09.09:
Ach, ich danke dir wirklich von ganzem Herzen, Kleines:)
Du bist so herzallerliebst, Vikachen*drück*

 Dieter_Rotmund (01.07.18)
Gedrechselt geschriebener Metaphernsalat mit vielen pathetisch-blumigen Adjektiven und ohne erzählerischen Wert, sorry!

Ein schönen Sonntagabend mit Bier, Bratwürsten und bunten Blusen wünsche ich von Herzen.
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