Kunst versus Zufall

Glosse zum Thema Zufall

von  loslosch

Non est ars, quae ad effectum casu venit (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Das ist keine Kunst, die zufällig zum Erfolg führt.

Stimmt das? Von wie vielen äußeren Umständen hängt es manchmal (nicht immer) ab, ob etwas zum Erfolg führt. Alissa Walser kann sich keinesfalls über ihren Familiennamen beklagen.

Welche Meinungsmultiplikatoren was wann wie rezensieren, kritisieren, empfehlen, von diesen Zufälligkeiten hängt nicht selten der Erfolg des "Kunst"-Werks ab. Zündender Widerspruch weckt Interesse und vermag den (wirtschaftlichen) Erfolg sogar zu steigern. Das war nie anders, wenn sich auch in der Jetztzeit durch Medientechniken und Verbreitungsgeschwindigkeit die Komponenten des Zufalls völlig verschoben haben.

Seneca selbst schrieb an anderer Stelle, der Zufall vermöchte in unserem Leben viel, weil wir ja durch Zufall leben: Necesse est multum in vita nostra casus possit, qui vivimus casu (Epistulae morales). Wie recht er dort hat. Der Künstler wäre womöglich gar nicht in die Welt hineingeboren worden. Ein Meister widerspricht sich selbst.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (31.10.11)
Ein weites Feld! Es kommt auch auf die Definitionen von Kunst und Zufall an...
tuus totustuus

 loslosch meinte dazu am 31.10.11:
... meint günter grass ebenso. lothar
*Frieda* (48)
(31.10.11)
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 loslosch antwortete darauf am 31.10.11:
ich flüchte mich in die etymologie: kunst kommt von können. allerdings kommt gunst auch von gönnen ... lothar
*Frieda* (48) schrieb daraufhin am 31.10.11:
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 loslosch äußerte darauf am 31.10.11:
diese frage reiche ich an seneca weiter, der die angegriffene position vertreten hat.
magenta (65)
(31.10.11)
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 loslosch ergänzte dazu am 31.10.11:
zu diesen außenstehenden darf man auch joseph beuys rechnen. du meintest aber auch unbedeutendere zeitgenossen!

meine fähigkeiten, kunst kompetent zu beurteilen, dürften stark unterdurchschnittlich sein. anno 1960 fand ich den impressionisten van gogh mit abstand am beeindruckendsten ... so maches ist modeströmungen unterworfen. lothar
magenta (65) meinte dazu am 31.10.11:
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 loslosch meinte dazu am 31.10.11:
dein beuys-bild in ehren. er war ein glänzender techniker, schon vor dem flugzeugabsturz während des russlandfeldzugs. er überlebte bekanntlich mit schweren kopfverletzungen. da mach ich mir einen eigenen reim draus. lassen wir ihn ruhen. lo
magenta (65) meinte dazu am 01.11.11:
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 Lluviagata (31.10.11)
Dann stellt sich mir zuallererst die Frage: Was ist Kunst?
Kunst ist meines Erachtens, dass ein Hund mit drei Beinen laufen kann und Goethes "Gefunden". Beides ist einzigartig.
Für mich.
Ergo: Es liegt wie immer alles im Auge des Entdeckers.

(Kommentar korrigiert am 31.10.2011)

 loslosch meinte dazu am 31.10.11:
ich ging im walde so für mich hin ... ist in der tat beeindruckend durch die einfachheit der sprache. ein bezauberndes liebesgedicht. ich verlas es zur hochzeit meines sohnes. dann auch das folgende mit der behauptung, ich hätte es im internet gefunden:  Schleierhafte Einzelhaft. merci, andrea, und schönen feiertag euch in sachsen lothar
RobertaRupp (48)
(31.10.11)
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 loslosch meinte dazu am 31.10.11:
roberta, die internet-fee. heute hast du versagt! "Rache ist Blutwurst". lothar
(Antwort korrigiert am 31.10.2011)
RobertaRupp (48) meinte dazu am 31.10.11:
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 loslosch meinte dazu am 31.10.11:
das a hattest du bereits knapp vor deinem kommi, roberta. jetzt kann ich deinen schnellen gedanken folgen. lo

 EkkehartMittelberg (31.10.11)
Es gab Epochen, in denen die Kriterien für Kunst weitgehend allgemein übereinstimmten, in der Renaissance und in der Klassik zum Beispiel. In diesen Zeiten kam Kunst selten zufällig zum Erfolg und damals wurde ein Künstler selten übersehen (wie zum Beispiel Kleist von Goethe)
Heute divergieren die Kriterien für Kunst so sehr, dass ein Machwerk zum Erfolg werden kann und ein Kunstwerk unbeachtet bleibt. Es gibt heute Literaturforen, die formale Kriterien für Lyrik nahezu ignorieren und sich fast nur am Inhalt orientieren. Je pluralistischer eine Gesellschaft denkt, umso mehr unterscheiden sich auch die inhaltlichen Kriterien. So ist dem Zufall Tür und Tor geöffnet, ob ein Kunstwerk zum Erfolg oder Misserfolg wird. Wie du richtig schreibst, Lothar, spielt dabei auch eine große Rolle, wie die ersten Rezensionen aussehen. Was ein Reich Ranicki lobte, konnte kaum noch ganz durchfallen, was er verriss, konnte sich davon kaum erholen.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 31.10.11:
es gäbe da ein gütekriterium, die handwerkliche fertigkeit. das habe ich bei picasso immer bewundert. ein kommentar von dir, der anregend wirkt, ekki. lothar
*Frieda* (48) meinte dazu am 31.10.11:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.10.11:
Bleiben wir bei der Literatur, Frieda. Sonst wird es zu unübersichtlich. Für bestimmte Textsorten gibt es Kriterien, (die selbstverständlich bis zu einem gewissen Grade begründet wandelbar sind. Heute werden z. B. auch Sonette ohne Reime anerkannt). Wenn diese Kritierien handwerklich sauber erfüllt werden, ist schon ein großer Schritt zur Kunst getan. Dann braucht man sich nur noch über die Inhalte zu streiten. Dabei spielen Geschmack und Gefallen eine größere Rolle. Aber als Kritierien für Kunst taugen sie nicht. Ich kenne viele literarische Kunstwerke, die mir persönlich nicht gefallen, aber ich muss zugeben, dass der Autor seiner eigenen Intention kunstvoll nachgekommen ist.
Bei Reich-Ranicki haben sich mir auch öfter die Haare gesträubt. Er verriss zum Beispiel von Günter Grass "Ein weites Feld", mit dem dieser formal Fontanes Schreibstil und inhaltlich seine Denkweisen, in die Moderne projeziert, spiegeln wollte. Die Intention muss einem wie R-R nicht gefallen, aber er hatte nicht die Toleranz zuzugeben, dass es Grass gelungen ist, einen modernen Fontane zu schreiben.
LG
Ekki

 loslosch meinte dazu am 31.10.11:
bei der kunst denke ich an ein kunstvoll angebrachtes spinnennetz (schöpfer: beuys), das die putzfrau wegfegte. beuys soll getobt haben.

bei der Biennale di Venezia hat mal ein künstler in dutzenden von stunden blütenblätter am boden mühsam aufgereiht. zweck der übung? der erste messebesucher erzeugte einen luftwirbel. dem künster war es so gelungen, die vergänglichkeit zu preisen ...

 Didi.Costaire (31.10.11)
Hallo Lothar,
es ist sicherlich kein Zufall, dass du ein Zeichen gesetzt und so den Medienbrei hervorgehoben hast.
Chic!
Schöne Grüße, Dirk
P.S.: Es wirkt allerdings nur in der Lupenansicht so richtig!
(Kommentar korrigiert am 31.10.2011)

 loslosch meinte dazu am 31.10.11:
wohin soll ich denn die lupe halten, dirk? es gibt noch den pk. danke, dir(k) lothar

 Didi.Costaire meinte dazu am 01.11.11:
Schade eigentlich, dass du den Bindestrich herausgenommen hast.

 loslosch meinte dazu am 01.11.11:
die doofen zeilenumbrüche dürfen einfach nicht sein.
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