Zeitliches

Prosagedicht zum Thema Vergänglichkeit

von  unangepasste

Rot färben sich die Lippen der Zeit,
und während sie mich noch sanft liebkost,
fällt sie für immer mit dem Herbst.

Einst trug sie Flügel aus Schöpferkraft,
doch Feder um Feder verwehte mit den Jahren.

Still sinkt ihr Mädchenblick
in schummerlichte Tiefen,
wo Übermut in Höhlen haust
und scheue Schatten schluckt,
und Eingebung in Spinnweben zuckt – Auge in Auge
mit dem eignen Grab.

Man sagt, dass ihre Samen
im Frühjahr wachsen,
als Erinnerungen auf prallen Hügeln Früchte tragen.
Doch der Februar bringt Schmelzwasser
und grollend greift er sich das Kind,
das ich einst war.

Seither versuche ich jahrein, jahraus
vom Himmel mich zu pflücken,
und doch, in aller Größe,
bin ich noch zu klein.

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Kommentare zu diesem Text

MelodieDesWindes (36)
(09.03.13)
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 Martina (09.03.13)
Der letzte Absatz gefällt mir richtig gut!
Lg Tina.

 unangepasste meinte dazu am 09.03.13:
Danke. Ich hatte überlegt, ihn zu streichen... Aber ich glaube, er gehört doch dort hin.

 Martina antwortete darauf am 09.03.13:
Auf jeden Fall =)

 Dieter Wal (09.03.13)
Nicht dass ich es auf Anhieb etwa 1:1 verstanden hätte, aber dass es ein perfektes und wunderschönes Gedicht ist, leuchtete mir unmittelbar ein.

Super Rot eingesetzt.
janna (66)
(09.03.13)
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 EkkehartMittelberg (09.03.13)
Schöne fesselnde Bilder.
gaby.merci (61)
(10.03.13)
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 HerrSonnenschein (13.11.13)
Ja! Du schreibst einfach wundervol!

 unangepasste schrieb daraufhin am 13.11.13:
Danke!
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