Wortgewalt versus Aussagekraft

Erörterung zum Thema Harmonie

von  loslosch

Tota huius mundi concordia ex discordibus [auch: discordiis - aus discors bzw. discordia] constat (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; De providentia. Ähnlich auch Ovid, 43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; Metamorphoses). Die ganze Harmonie (Eintracht) dieser Welt besteht aus Disharmonien (uneins sein, Zwietracht).

Sprüche und Redewendungen über Paradoxien waren in der Antike sehr beliebt. Cicero schrieb eine komplette Schriftrolle mit dem Titel "Paradoxa Stoicorum". Oft geht es nur um scheinbare Paradoxien, die den Leser aufrütteln, nachdenklich machen sollen. Vorstehende Sentenz jedoch ist nahezu beliebig interpretierbar. Plastische Sprache in dialektischem Gewand. Man mag denken an Stillleben in der Natur als Momentaufnahme mit der jähen Störung durch Wetterwechsel oder wilde Tiere. Ebenso und insbesondere an die menschliche Zivilisation mit vielfach eingestreuten Inseln der Harmonie, während über allen nationalen, regionalen und ländlichen Idyllen der nicht nur globale Wettstreit und Konkurrenzkampf tobt. Schaurige Dissonanzen, die allzu Unterschiedliches im Betrachter auslösen können. Zunächst liest er in stiller Eintracht mit sich selbst, dann toben sich in seinem Hirn die schrillen Disharmonien aus. So gelingt kein Erkenntnisgewinn.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (11.07.14)
"So gelingt kein Erkenntnisgewinn." Wie dann?

 loslosch meinte dazu am 11.07.14:
mit "trial and error". (karl raimund popper, hans albert ...)

 EkkehartMittelberg (11.07.14)
Muss man ein Misantrop sein, um Senecas Paradoxon zuzustimmen?

 loslosch antwortete darauf am 11.07.14:
vermutlich schrieb seneca diesen satz in mieser stimmung, die er mit seiner sprachkraft überwinden wollte.

 TrekanBelluvitsh (11.07.14)
Na, vielleicht war das auch nur ein Kommentar zu den künstlerischen Ambitionen sein Schützlings Nero!

 loslosch schrieb daraufhin am 11.07.14:
die künstlerischen ambitionen neros sollen zwar hoch, aber sein talent durchaus weit über dem durchschnitt gewesen sein. "Qualis artifex pereo!" soll er kurz vor seinem tod gestöhnt haben.

 TrekanBelluvitsh äußerte darauf am 12.07.14:
Also ich fand Peter Ustinovs Singkünste klasse. War wahrscheinlich nur ein dummer Zufall, dass sein deutscher Synchronsprecher in "Quo vadis?" (Altfred Balhoff) auch Fernandel (u.a. in "Don Camillo) gesprochen hat.
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