Einsam in der Menge

Satire zum Thema Einsamkeit

von  loslosch

Magna civitas, magna solitudo (Erasmus von Rotterdam, ~1467 bis 1536; Adagia - eine Sammlung lateinischer Sprichwörter und Redewendungen). Große Stadt, große Einsamkeit. Oder: Eine große Stadt bedeutet große Einsamkeit.

Was ursprünglich aus der Sprachfigur des Oxymorons seine Kraft bezogen hatte (frei übersetzt: einsame Masse), wird Mitte des 20. Jhs. zum Titel eines soziologischen Bestsellers: David Riesman, The Lonely Crowd. Sein Thema war allerdings das der Begründung eines Entwicklungsmodells von Gesellschaften und ihren Typologien (Mittelalter: hohe Sterbe- und Geburtenrate; Neuzeit: dynamisches Bevölkerungswachstum; Moderne: schrumpfende Zahlen).

Schließlich landet der uralte Gedanke dort, wo ihn der Verfasser, unvoreingenommen oder auch nicht, schon immer verortet hatte: in der Sonntagspredigt. Die versammelte Schar der Gläubigen lauscht versonnen den Worten des Priesters: Wir sind einsam in der Menge. Ein Raunen geht durch die Reihen.

Wirklich? Dann hätte man ja zugehört.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(30.07.15)
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 loslosch meinte dazu am 30.07.15:
fachsimpeln unter einer satire. der buchtitel von riesman, in rené königs vorlesung behandelt, war nur der aufhänger für meine frühen predigterlebnisse in einer dorfkirche.

 EkkehartMittelberg (30.07.15)
Eine spekulative Überlegung: Die Großstadt verursacht Einsamkeit nicht intensiver als ein Dorf. Dennoch müsste es aufgrund der größeren Menschenzahl in der Großstadt mehr Einsame geben, die darüber berichten.

 loslosch antwortete darauf am 30.07.15:
das ist ja mal eine kv-themenüberschneidung! mancher ist in der menge mit sich beschäftigt, hält ein nickerchen ...

 TrekanBelluvitsh (30.07.15)
In den USA bekämpft man dieses Problem durch den allgegenwärtigen Waffenbesitz. Schießereien verbinden.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 30.07.15:
Der ist gut, Trekan.

 loslosch äußerte darauf am 30.07.15:
ok, das thema verselbständigt sich. wenn ein amokläufer im kino wild um sich schießt, meinen waffennarren in den usa, hier wäre die bewaffnung anderer kinobesucher ein guter schutz gewesen ...

 niemand (30.07.15)
Man kann es negativ betrachten, oder positiv. Das Positive wäre,
dass man nicht kontrolliert leben darf/kann. Dass einem keiner in die Töpfe guckt, sprich: Man kann individueller seinen Alltag gestalten, denn die Aufmerksamkeit verliert sich in der Masse.
Das Negative hingegen: Jemand der die persönliche Gesellschaft anderer nicht nur schätzt, sondern ohne einer solchen nicht leben kann, wird in der Stadt wohl unglücklich leben. Mir persönlich ist die Anonymität wichtig, hingegen stört mich an der Stadt die Umwelt, aber alles kann der Mensch eben nicht haben, also muss ich mich wohl begnügen, denn eierlegende Wollmilchsäue gibt es nicht Mit herzlichen Grüßen, Irene

 loslosch ergänzte dazu am 30.07.15:
vom nickerchen während der sonntagspredigt hält hier niemand was, odrr? lo
Agneta (62)
(30.07.15)
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 loslosch meinte dazu am 30.07.15:
der schluss triffts! pffft... lo

 FrankReich (28.08.20)
Paradoxon?: "Wir sind einsam in der Menge." Kann ein 'wir'klich einsam sein? Der Psychiater meint mehrdeutig: "Nein." 😂

 loslosch meinte dazu am 28.08.20:
müsste eigentlich "wirlich" heißen. schlummern während der predigt ... waren das noch zeiten.
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