Besuch beim Amt!

Kurzgeschichte zum Thema Allzu Menschliches

von  SKARA666

„Dieses Amt ist ein verdammter Sauhaufen.“ Mit diesen Worten stürmte ein stämmiger Mann mit Vollbart, langen Haaren und mittleren Alters aus dem Amtsgebäude. Auf seiner knorpeligen Nase trug er eine Brille mit dicken Gläsern die aus den Siebzigern zu sein schien. Fast wäre er die Stufen der Treppe hinunter gestolpert, die sich direkt vor der riesigen Eingangstür befand. Eine Doppeltür, schon fast ein kleines Tor aus dickem Holz mit eingeschnitzten Figuren aus der Barockzeit. Vor dem Amtsgebäude liefen Passanten verschiedenen Alters, Herkunftsländer und Gehaltsklassen. Die Meisten kamen oder gingen zum städtischen Marktplatz, der jeden Mittwoch gut besucht war. Mit seinem langen dreckigen Mantel und den zerrissenen Arbeitshosen machte er sich auf den Weg zum nächsten Tabakshop. Die Klamotten rochen nach wilder Natur und alten Fisch. Die Passanten beachteten ihn kaum, nur einige rümpften die Nase. Aber das war ihm egal, alles was er jetzt wollte war ein Bier und eine Zigarette. Am Shop angekommen blieb er kurz stehen, atmete tief durch und ging dann hinein. „Gib mir ein Bier du verdammter Hurensohn“, forderte er den Mann hinter der Theke auf. Dieser drehte sich um und griff in einen kleinen Kühlschrank hinter ihm, holte eine Flasche raus und reichte sie dem Mann im Mantel und Vollbart. „Bist wohl nicht weit gekommen?“ Fragte ihn der Verkäufer im Shop. Der Mann ihm gegenüber setzte das Bier an und trank es in einem Zug aus. „Aber sicher bin ich weit gekommen, direkt bis zum Amtsleiter. Aber weißt du wie man dich behandelt wenn du aussiehst wie ein Penner? Das glaubst du mir nicht.Gib mir noch ein Bier!“ Und wieder drehte sich der Mann hinter der Theke um und holte eine Flasche Bier heraus. Bevor er diese weiter reichte sagte er mit einem Lächeln im Gesicht. „Man, das glaubt mir keiner, ich muss unbedingt ein Foto von dir machen. So wie du aussiehst. Wo hast du dich herum getrieben?“ Dann reichte er die Flasche weiter, doch diesmal nahm der andere Mann nur einen kleinen Schluck, dann antwortete er diesmal in einem ruhigerem Ton. „Ich war fischen, eine Woche, oben an der Talsperre Pöhl, mit der Familie in einem Bungalow.“ Dann griff er nach dem Zigarettenregal und nahm sich eine Schachtel heraus, öffnete diese, zog eine Kippe heraus und steckte sie sich an. Auf einmal blitzte es neben ihn. „Hey, was soll das?“ Fragte er den Mann hinter der Theke.“Na komm schon, ich muss doch die Welt wissen lassen wie mein Chef in seiner Freizeit herum rennt.“ Grimmig schaute ihm der Mann im Mantel an. „Ich bin auch dein Schwager, vergiss das nicht!“

Mein Name ist Viktor Domansk, Inhaber eines gutgehenden Tabak- und Spirituosengeschäfts. Ich bin immer im Stress, ob es um den Ausbau unseres Eigenheims geht, das Geplärre vom Jugendamt wegen meiner Kinder, die bei meiner Exfrau leben und den ganzen Auflagen bezüglich meines Grundstücks. Was darf ich auf meinem Eigentum und was nicht? Ich war schon oft beim Bauamt, beim Umweltamt und sogar beim Veterinäramt, weil wir uns für Tiere entschieden haben, die wir zur Selbstversorgung nutzen wollen. Irgendwann vor einer Woche riss mir dann der Geduldsfaden. Es ging um eine einfache Sache. Die Klärgrube sollte weg, dafür ein Kanalrohr zur städtischen Kanalisation gelegt werden. Ein halbes Jahr Planung mit Anträgen und jeder Menge Wartezeit verstrich, bis wir endlich den ersten Spatenstich tätigen konnten. Alles lief weites gehend gut. Natürlich gab es das eine oder andere Missgeschick, aber im Großen und Ganzen waren wir zufrieden. Das Rohr lag und war fachgerecht angeschlossen. Dann kam vor acht Tagen dieser Brief, der mich dazu veranlasste mich einfach mal für eine Woche zu verdrücken. Es war ein Schreiben vom zuständigen Bauamt mit Absprache der Wasserwerke. In diesem Brief stand geschrieben, das unser Kanalrohr erst in Betrieb genommen werden kann, wenn ein zuständiger Gutachter dieses abgenommen hat. Bis dahin dürfe kein Abwasser durch diese Rohr geleitet werden. Der erste freie Termin für eine Abnahme wäre in zweieinhalb Monaten. Wenn mir dieser Termin nicht passt, sollte ich mich rechtzeitig melden. Und ob mir dieser Termin nicht passte. Also wählte ich die Nummer, die auf dem Briefkopf unter dem Namen des Verfassers stand. Eigentlich wollte ich nur fragen, ob es deren Ernst ist, das ich zweieinhalb Monate warten sollte, für ein Gutachten das absolut sinnlos ist. Schließlich haben die Stadtwerke den Bau bereits abgenommen. Eine Sekretärin meldete sich. Ich möchte doch bitte warten, da niemand zur Zeit im Büro ist. Das machte ich, überlegte sogar was ich noch sagen beziehungsweise fragen könnte. Nach einer fünf Minuten langen Wartezeit ging endlich jemand ans Telefon. „Richter mein Name. Was kann ich für Sie tun?“ Mist, dachte ich, das ist nicht der Name auf dem Briefkopf. Also fragte ich ob der Verfasser des mir zugestellten Schreibens anwesend ist. Die Antwort konnte gar nicht anders lauten, als, „Es tut mir Leid, doch der Herr wäre seit heute im Urlaub und würde erst in acht Tagen wieder am Schreibtisch sitzen.“ Ich legte auf ohne noch etwas zu sagen, ging zu meiner Frau, erklärte ihr den Sachverhalt und drückte sie ganz lieb. Ich bat sie mit den Kindern am Wagen zu warten. Dann ging ich in den Keller, packte meine Angelsachen und brachte diese mit einem Kasten Bier zum Auto. Meine Frau und meine beiden Kinder waren bereits dort. Mit etwas Proviant fuhren wir los, unser Ziel war ein  Feriengarten am See in der Nähe einer kleinen Stadt in Sachsen. Aus purem Zufall wurde er uns eines Tages zum Kauf angeboten. Eine Woche verbrachten wir dort in Ruhe und Harmonie. Die letzten zwei Tage nutze ich dazu, mich mit meinen Kindern und den Angeln am See nieder zulassen und mir Gedanken zu machen, wie ich am schnellsten an das Gutachten komme. Nachts saßen wir an einem Lagerfeuer, das wir aus dem Holz bauten, was wir zuvor im Wald sammelten. Ich hatte unzählige Fische gefangen, aber alle wieder rein gesetzt. Meine Klamotten stanken nach Wald, Strand, Fisch, Rauch und alten Schweiß. Es war widerlich. Selbst meine mich über alles liebende Frau rümpfte die Nase. Und da kam mir diese Idee, die alles andere als zivilisiert war. Ich geh so dreckig und verrucht, unrasiert und stinkend nach allem was die Natur an Mief zu bieten hatte ins Büro des Bauamtsleiters. Diesmal werde ich mich nicht mit seinen Mitarbeitern zufrieden geben. Der Rest der Geschichte ist Kurz erzählt. Nach dem mehrere Türen geklappert hatten und mein Gebrüll etwas Hektik unter den Mitarbeitern auslöste, fand ich mich direkt im Büro des Bauamtsleiters wieder. Nach einem kurzen Gespräch sicherte dieser mir zu, das nächste Woche die Abnahme erfolgen würde, ohne weitere Verzögerungen. Jetzt fahre ich nach Hause und werde duschen gehen, damit meine Frau und meine Kinder mich wieder in den Arm nehmen können. Das Foto meines Schwagers, das er von mir geschossen hatte, wird uns immer an diesen Tag erinnern.Ende!

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (04.05.17)
Gerne gelesen, auch wenn die Hauptfigur unsympathisch ist und unsympathisch bleibt. Den Shopverkäufer finde ich interessanter.
Die Geschichte hat Pepp, auch wenn sie recht tendentiös ist. Das Amt ist grotesk, aber nicht die Beamten.

"Der Rest der Geschichte ist Kurz erzählt". Ist das dein Ernst? Was hat dich veranlasst, für den ersten Buchstaben im Adjektiv "kurz" die Hochstelltaste zu drücken??? Ansonsten auch hier und da weitere ärgerliche Fehler, die den Lesegenuß schmälern.

 EkkehartMittelberg (04.05.17)
Wenn man gut Tacheles redet, kann man damit sogar Gestank und vergammeltes Outfit überspielen. LG
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