Lau - Ein Text zum Meer

Text zum Thema Meer

von  blauefrau

24.02.2018
Sehr geehrte Frau Lau,

wie geht es Ihnen? Wo sind Sie?
Da ich Sie seit längerem nicht gesehen habe, melde ich mich heute bei  Ihnen. Ich bin besorgt.
Weder auf meinem Ausflug zu den Malediven noch  bei meinem Abstecher nach Haiti, nicht vor Südafrika und auch nicht auf meiner Kreuzfahrt nach Neuseeland konnte ich Sie entdecken.
Da nützt auch ein größeres Aufgebot an Fernrohren nicht, die sich in die Nähe und die Ferne ganz ausgezeichnet fokussieren lassen, ganz nach neuestem Stand der Technik.
Ich fand es immer reizvoll, Ihre Bewegungen im Wasser zu verfolgen. Ihre ausgesprochen gelungene
Choreographie vor Ibiza ist mir in unvergessener Erinnerung.
Auch Ihre Crew ist von außerordentlicher Anmut. Ihre Anmut ist dabei unübertroffen.
Sie konnten es mit griechischen Seefahrern aufnehmen, mit römischen Kriegern und jeder Menge Binnenschiffer. Die Schwankungen der Wassertemperatur  und der Wechsel vom Süßwasser zum Salzwasser  haben Sie hoffentlich nicht über Gebühr beansprucht?
Bitte senden Sie mir ein – wenn auch nur winziges -  Lebenszeichen zu.
Ich wäre der glücklichste Mann auf der Welt.

In großer Verehrung
Ihr  B. H.

                                                                                                                                                                                        05.03.2018

Liebe Carmen Lau,

noch immer habe ich nichts von Ihnen gehört. Ich bin in großer Sorge, wie es Ihnen wohl ergehen mag. Ich würde Ihnen gerne beistehen, unabhängig davon, ob Sie gesundheitliche Probleme haben oder psychisch angeschlagen sind.
Egal ob Sie meine Texte weiter lektorieren oder nicht: Mir geht es um Sie.
Nichts würde mich mehr erfreuen als Sie wieder im Wasser aufschlagen zu sehen. Ihre Biografie verkauft sich übrigens ganz hervorragend.  Der Büchertisch wird täglich mit Stapeln Ihrer Bücher aufgefüllt.
Ihr Verlag AMorph teilte mir mit, er wolle nun auch den zweiten Teil Ihrer Biografie veröffentlichen.
Vielleicht können Sie sich in Form einer SMS mit dem Verlag in Verbindung setzen.

Ihr ergebenster
Benjamin Hasenhüttel.



Benjamin spürte während seines Vortrags den Schüttelarm, nahm das Handy aber nicht aus seiner Sakko – Tasche. Am Ende angekommen, verneigte er sich, klickte  die letzte SMS an und  wurde rot. Er las: Lieben Sie mich? CL
Die Assistentin neben ihm fragte erstaunt. Was ist mit dir los? Er sagte nichts. Das Handy legte er in
seine Sakko -Tasche zurück, bereit, beim nächsten Schüttelalarm sofort zu reagieren.

In den Nachrichten wurde eine Sondersendung mit einem Ausschnitt aus seinem Vortrag  gezeigt.
Er las  hier aus seinem Band:  Annäherung an Lau.

dein schuppiger leib
widersteht mir
deine glatte  haut
wirft mich ab
dein  blick
irrlichtert über mir
 
deine  farbe das meer
deine blässe  die gischt     
deine spannung  die meereshaut
deine entladung  die taumelnden schiffe   
dein auftauchen die spiegel von vögeln und fontänen
deine auflösung das plankton des planktons
deine macht  die halfter der delfine
deine ohnmacht  die wellentanzenden plastikkugeln
deine liebe

köstliche kälte
brodelnde quelle
gift und gabe

von deinem leib will ich tropfen
von dir will ich trinken
durch dich will ich sterben

undine

lichterloh
ozeanblau
ewigfern[unnahbar fern]

Er war mit seiner Stimme und seiner Tonlage zufrieden. Vielleicht hatte sie ihm irgendwo zugehört. Er stellt den Fernseher ab.
In  Venedig hatte er ihren Wasserritt im Gran Canal bewundert.

Wieder Schüttelalarm, und er las: Lieben Sie mich? CL

Natürlich liebte er sie. Er war ihre Liebe.
Er sandte eine weitere Mail.

Und er las:  Lieben Sie mich? CL

Er schrieb:
Liebe Carmen Lau,
ich könnte dich tatsächlich lieben. Ich biete deiner Wechselhaftigkeit meine Standhaftigkeit an.
Ich würde mich freuen, wenn du dich mit mir treffen würdest.
Treffpunkt könnte St. Angelo in Venedig sein. Klar, auch Lissabon käme für uns  in Frage.
Ich lasse dir an  geheimer Stelle ein Billett zukommen.
Für eine Suite, die deinen Bedürfnissen angemessen ist, ist gesorgt.
Dein dich unnahbar Liebender,
B.



Geliebter, Lissabon! CL , las er auf seinem rumpelnden Handy.

Er reservierte eine Suite mit eigenem Swimming - Pool und Zugang zur Suite mit Aufzug von der Tiefgarage her.
Ebenfalls beauftragte er drei Designer, verschiedene Kleider, Mäntel und jede Menge Accessoires für sie bereit zu legen. Sie liebte eine gewisse Auswahl. Ihre Lieblingsfarben waren Grün und  Aquamarin.

Dann bestellte er für 19.30 Uhr im Ristorante einen Tisch in einem Separée. Hier gab es auch ein Wasserbecken..
Als er sein Zimmer verließ, übergab ihm ein Hotelfachangestellter einen Umschlag, an dem Wassertropfen abglitten, Sie hatte ihm eine gold - schwarz eingerahmte Süßwasserperle geschickt.

Was war es? was wollte sie von ihm? Ihr Ziel war es , nahm er an, mit ihm, Benjamin, nach dem Rheinschiffer und dem griechischen Beau  einfach mal einen Jedermann zu haben. Und das war er.

Gegen 19.00 Uhr verließ er das Hotel in Richtung Oper. Da. Da sah er sie, und war berauscht.
Carmen hatte sich für einen weiten dunkelgrünen Mantel aus Samt entschieden . Die wenigen Meter zur Oper  könnte sie es schaffen.  Ihre roten Haare hatte sie naturbelassen, Sie ringelten sich bis zu ihren Schultern hinab und glänzten feucht.

Er war bereit. Da drehte sie sich um. Sie lächelte.

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Kommentare zu diesem Text


 princess (08.03.18)
Sehr geehrte Frau blauefrau,

ich bin Ihnen ja wohl voll auf den Leim gegangen.
Text zum Thema Meer
Ja ja , ganz klar! Eine ausgesprochen gelungene Landschaftsbeschreibung. Äh, Meeresbeschreibung. Sogar mit Süß- und Salzwasser!

Und darüber hinaus ein echter Lesespaß mit unerwarteter Wende am Schluss. Es war mir ein Vergnügen!

Liebe Grüße
Ira
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