Zeitspuren

Text zum Thema Entwicklung(en)

von  juttavon

es fraß an mir
die misshandelte Zeit
ich fand das Gegenstück

die Vogelbeere
der Erkenntnis
wie aus Licht Fleisch werde

ich lehne am Baumstamm der Erde
Äste singen von Wind und Blüten
Vögel erzählen Gleichnisse

Fraßspuren weisen die Richtung
über Heimwege
Lichtkreuzungen

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Kommentare zu diesem Text


 Habakuk (16.03.18)
Ich ergehe mich mal in ein paar Bilderdeutungen, da mir hohle Lobesfloskeln zuwider sind. Irgendwas muss ja den Kommentar füllen.
Der Mensch ist ein Lichtwesen, der Vogel ein Luftwesen, beide also geistig-seelisch zu deuten, Die alten Druiden stellten zum Beispiel ihre Zauberstäbe aus dem Holz der Eberesche her. Die Vogelbeere, übrigens nicht giftig, sondern wertvoll, sehe ich als Symbol geistiger Nahrung an, und da sie gesammelt werden muss, weist das auf die Mühsal täglicher Kleinarbeit hin. Der Wind galt bei vielen Völkern als Atem der Erde bzw. als Symbol des Geistigen. In ihm wurde das Wirken von höheren Kräften gesehen.
Der Ast, der Teil des Lebensbaumes, der etwas über unsere seelische Verfassung aussagt, Blüte symbolisiert wie die Blume u. a. das Werden und Vergehen im Leben, der Baum könnte die Erforschung deiner Verbindung mit der Energie der Erde und des Himmels bzw, die Wurzeln deines Lebens symbolisieren. Alles klar?

BG
H.

 juttavon meinte dazu am 18.03.18:
Vielen Dank für das 'gefüllte Lob'

Die Symbolik, die Du aufschlüsselst kann ich zum großen Teil nachvollziehen.

Dass der Mensch ein Lichtwesen sei, ist zwar eine idealistische Sichtweise, für die allerdings einige Erfahrungen, z.B mit Liebesfähigkeit im weitesten Sinne, Kunst und Sehnsucht, sprechen.
Da die allermeisten Vögel fliegen, sind in unserem Inneren Vögel wohl schon als Luftwesen gespeichert.

In der Zeile "Äste singen von Wind" sind Subjekt und Objekt der Handlung aufgehoben: Der Wind bewegt die Äste, das erzeugt ihren Gesang vom Wind...

Das "Licht" hat hier die Bedeutung von Hoffnung auf Wachstum und Verwandlung (Fotosynthese und geistige Erkenntnis). "Licht" kann Zerstörtes ("es fraß an mir", "Fraßspuren") heilen.
Allerdings gibt es auf diesem Weg immer auch Entscheidungen, die ich treffen muss, - "Lichtkreuzungen".

Danke für's Mitdenken.

HG Jutta
wa Bash (47)
(16.03.18)
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 juttavon antwortete darauf am 18.03.18:
Vielen Dank!

Ja die "Lichtkreuzungen" haben es in sich: Da gibt's auch Blitze und Feuer neben den sanfteren Lichtern.
Alles gehört zu Entscheiden und Erkennen dazu.

HG Jutta

 GastIltis (16.03.18)
Hallo hbq, was würde ein Bergmann zu deiner Deutung, dass der Mensch ein Lichtwesen sei, sagen, der sein (halbes) Leben unter Tage gearbeitet hat und plötzlich seine Arbeit verliert. Vielleicht, dass er ja schon immer Tauben gezüchtet und sich damit dem Himmel (also nicht in religiöser Hinsicht) verbunden gefühlt hat? Und der Vogel? Ist er nicht ein Wasserwesen, als Pinguin, Taucher, Blässhuhn. Was hat der Kiwi oder der Strauß mit der Luft zu tun, außer, dass er sie zum Atmen braucht, wie der Mensch oder der Blauwal?
Dass die Vogelbeere einen hohen Vitamingehalt hat? OK. Aber die Vogelbeere der Erkenntnis? Eine Metapher, die man erst einmal erkennen muss.
Was könnte uns die Dronte für Gleichnisse erzählen, wenn sie noch lebte.
Aber das sind Fragen, die an den „Zeitspuren“ vorbeigehen. Ziemlich weit.
Die Zeilen von Jutta sind höchst interessant, deine Interpretation, hbq, ist es auch. Recht hast du, wenn du schreibst, dass es nötig ist (sinngemäß) mehr als Floskeln abzuliefern. Schade ist, dass sich wenige so intensiv öffnen. Dennoch: ein Supertext, der unheimlich viel enthält! LG von Gil..

 juttavon schrieb daraufhin am 18.03.18:
Lieber Gil,

Danke für Sternchen und Deine Gedanken, - Du stehst einfach mit beiden Füßen auf dem Erdboden, - und kennst dadurch die Perspektive des arbeitslosen Bergmanns und der 'Boden-Vögel' besser als ich
Wenn Du etwas mehr 'abhebst', vielleicht ahnst Du dann etwas vom 'Lichtwesen' Mensch. Naja, nur so ein riskanter Vorschlag, ohne Dich zu kennen.

Die "Vogelbeere" - als Alternative zum Apfel am Baum der Erkenntnis im Paradies -, ist alltäglicher und kann uns das Wunder des natürlichen Wachsens und Verwandelns erkennen lassen. Darin treffen sich die Kräfte von Erde, Luft und Licht.

Im Kommentar zu Habakuk habe ich noch ein paar Erklärungen zu den Bildern versucht.

HG Jutta

 W-M äußerte darauf am 01.05.18:
die fraßspuren kommen gut

 juttavon ergänzte dazu am 15.06.18:
Danke!
HG Jutta
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