Realschulzeit

Tragikomödie

von  Oreste

Streuselfresse Kassengestell Pisspottschnitt
Immer zehn Zentimeter kleiner als die Andern
Gerannt wie ein hängengebliebenes Aufziehmännchen
Und ebenso gefühlt

Ein Anblick so schön wie die aufgehende Pustel

Kopf geduckt bis zum Buckelwuchs
Neunundneunzig Tics an den Tag gelegt
Tausendundeine Angst im Tornister verstaut
Bis zur Unkenntlichkeit verschüchtert

Ein Ausblick so düster wie das untergegangene Lid

Von den Jungs bombardiert mit Kippenstummeln
Am Kicherhagel der Mädchen tagtäglich krepiert
Freunde gab es einen der war unsichtbar
Vermerk des Lehrers im Zeugnis: Träumer


Anmerkung von Oreste:

2018

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 BeBa (10.11.19)
Hallo Oreste,

und wieder ein so echter Text. Ob er authnetisch ist, weiß cich nicht, und so wichtig ist das auch wieder nicht. Vordergründig zumindest.
Aber ich fühle mich wieder berührt, erkenne mich an der einen oder anderen Stelle, mag sie jetzt aber nicht offenlegen.

Manchmal denke ich: solange solcher Gedankenaustausch möglich ist (und sei es via Lyrik), ist noch nichts verloren.

Na ja, mir wurde immer nachgesagt, ein Träumer zu sein.

 Oreste meinte dazu am 13.11.19:
Hallo BeBa,

und wieder ein so toller Kommentar ... du verwöhnst mich zu sehr. (;


Lieben Gruß dir
O.
Jo-W. (83)
(10.11.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Agneta (62)
(10.11.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Fisch (55)
(10.11.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter_Rotmund (10.11.19)
Das mit dem Lid verstehe ich nicht, ansonsten gerne gelesen, auch wenn es schon etwas moralinsauer ist.
managarm (57) antwortete darauf am 10.11.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 10.11.19:
Ja, aber diese Attitüde von Selbstmitleid müsste raus. Man kann natürlich auch kritisch hinterfragen, warum der Ich-Erzähler auf die Realschule musste ...

Aber wie schon gesagt, ich find's ganz okay so. Ich war nie ein Träumer, jedenfalls nicht in der Schule, viel zu spannend!

Hier ginge es etwas besser:

Freunde gab es einen der war unsichtbar

->

Freunde gab es einen, der war unsichtbar

oder

Freunde gab es einen - der war unsichtbar

 TassoTuwas (10.11.19)
Es sind nicht die schlechtesten Literaten, die einen Kampf gegen sich und die anderen zu führen hatten!

LG TT

 LottaManguetti (10.11.19)
Auf Interpunktion zu verzichten, ist ein Stilmittel in der Lyrik.

Ich mag das Gedicht, weil es komprimiert das Bild eines Schülers wiedergibt, der ganz am Anfang der "Nahrungskette" zu stehen scheint (Achtung! Metapher! ... Dass man das schon anmerken muss!).

Lotta

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 10.11.19:
Schönes Stilmittel, wenn der Inhalt darunter leidet.

 Vaga (10.11.19)
Passt alles! Wie das
untergegangene Lid
aufs Auge!

 Access (11.11.19)
...der einzige Text, den ich heute kommentiere, weil er einfach so genial ist -- und den hätte ich jetzt bitte noch mal gegendert -- für dicke Mädchen mit dünnen Haaren und geerbten Asi-Klamotten. Beim Sport über den Ball gestolpert, als wär's die Weltkugel und gefühlt wie ein verstauchter Fuß. Bei Mannschaftswahlen zusammen mit Stinkepeter immer als Letzte übrig geblieben....
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram