Ankommen

Gedicht

von  juttavon

auf gewohnter Straße die Ordnung
der Bäume ist vertraut
das Licht
zwischen den Häusern
der Heckenschnitt
Hauseingänge riechen nur hier so
meine Schritte werden schneller
die Schatten dunkler
ich höre ihre Fragen
taste die Stadtmauer entlang
hinauf zur Burg
Falken stechen in den Horizont
er glüht
am Drehkreuz kehre ich um
sinke ins Tal weit
bis zur Bergkette
bin da


Anmerkung von juttavon:

Oder als eine Prosaskizze?

Auf gewohnter Straße. Die Ordnung der Bäume ist vertraut, das Licht zwischen den Häusern, der Heckenschnitt. Hauseingänge riechen nur hier so. Meine Schritte werden schneller, die Schatten dunkler. Ich höre ihre Fragen. Taste die Stadtmauer entlang hinauf zur Burg. Falken stechen in den Horizont. Er glüht. Am Drehkreuz kehre ich um. Sinke ins Tal, weit bis zur Bergkette. Bin da.

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Kommentare zu diesem Text


 gitano (28.05.20)
hallo juttavon,
Als Kurzprosa liest sich der Text für mich einfacher und ich kann fließend der Intention des Textes mitfolgen...das funzt mMn in der "Gedichtform" nicht so gut...und es wirft mir die Frage auf: Warum verkompliziert?
Der "Gedichttext" beinhaltet nach meiner Lesart mehrere (auch gedankliche) Abschnitte, die durch Leerezeilen kenntlich machen würde: ich kopiere mal...

ankommen
auf gewohnter Straße
die Ordnung
der Bäume ist vertraut
das Licht
zwischen den Häusern
der Heckenschnitt
(hier endet mMn die Aufzählung äußerer Merkmale und es beginnen innerlich sensorische Wahrnehmungen und Wertungen)
Hauseingänge riechen nur hier so
meine Schritte werden schneller
die Schatten dunkler
ich höre ihre Fragen
taste die Stadtmauer entlang
hinauf zur Burg
("hinauf zur Burg" und "Falken stechen in den Horizont" haben mMn keine direkte sprachliche Bindung...eine Leerzeile täte dort gut)
Falken stechen in den Horizont
er glüht
am Drehkreuz kehre ich um
sinke ins Tal weit (diese Inversion würde ich im Sinne des Sprechflusses versuchen aufzulösen)
bis zur Bergkette
bin da

Soweit ein erster Eindruck...
gitano

 juttavon meinte dazu am 29.05.20:
Vielen Dank, gitano, für Deine ausführliche Auseinandersetzung. Spannend wie unterschiedlich die Gedichtform und die Skizze gesehen werden. - Da muss ich wieder alles selbst entscheiden

Das Gedicht durch Leerzeilen zu strukturieren, hatte ich auch schon angedacht. Ich sehe eher folgende Abschnitte, - so wären die drei Mittelzeilen als eine Art Wendung ins Innere hervorgehoben, und es ergäbe sich eine Symmetrie von 7 + 3 + 7 Zeilen.

Ankommen

auf gewohnter Straße die Ordnung
der Bäume ist vertraut
das Licht
zwischen den Häusern
der Heckenschnitt
Hauseingänge riechen nur hier so
meine Schritte werden schneller

die Schatten dunkler
ich höre ihre Fragen
taste die Stadtmauer entlang

hinauf zur Burg
Falken stechen in den Horizont
er glüht
am Drehkreuz kehre ich um
sinke ins Tal weit
bis zur Bergkette
bin da

- Ich denke noch weiter nach...

HG Jutta

 gitano antwortete darauf am 29.05.20:
yepp, auch eine nachvollziehbare idee zum textinhalt...
wa bash und ich habtten dir noch empfohlen - wegen der leichteren lesbarkeit die zeilen etwas neu zu orden

nkommen
auf gewohnter Straße
die Ordnung
der Bäume ist vertraut
das Licht
zwischen den Häusern
der Heckenschnitt

damit erhälst du dir auch alle mehrfachdeutungen, aber es liest sich leichter.
was meinst?

weiter siehe mein 1. Komm.

Oder gibt es einen wichtigen Grund die komplizierte Schreibweise beizubehalten?
cui gitano

 juttavon schrieb daraufhin am 02.06.20:
Vielen Dank, gitano. Den leichteren Lesefluss und die Vereinfachung durch andere Zeilensetzung kann ich erkennen in Euren Vorschlägen.

Grundsätzlich können "komplizierte Schreibweisen" eine Vielfalt an Sichtweisen öffnen. Ob das hier für meine Version spricht, weiß ich noch nicht.

Auf jeden Fall ist es für mich hilfreich, solche Kommentare zu bekommen!

HG Jutta

 EkkehartMittelberg (28.05.20)
Hallo Jutta, der Aufforderungscharakter des Gedichts, die semantischen Nischen zu füllen, ist größer alsl bei der Prosaskizze.
LG
Ekki

 juttavon äußerte darauf am 29.05.20:
Vielen Dank, Ekki. Ein wichtiger Aspekt.
HG Jutta

Antwort geändert am 29.05.2020 um 18:38 Uhr
Konkret (54)
(28.05.20)
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wa Bash (47) ergänzte dazu am 28.05.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 juttavon meinte dazu am 29.05.20:
Vielen Dank.
Gerüche sind einfach mächtig, was Erinnerungen angeht...
Schön, wenn Euch der Text bewegt.

Danke, wa Bash, für Deine Hinweise und Varianten. Ich lasse das Ganze mal auf mich wirken.

HG Jutta

 Habakuk (30.05.20)
Mir gefällt die Prosaskizze besser, liebe Jutta.
Feine impressionistische Klänge hast du dem Text angedeihen lassen, wie es sich für eine Skizze auch gehört. Du hast dich für parataktische Satzkonstruktionen entschieden, um das Wesen einer Prosaskizze, die ja nur Momentbilder, Ausschnitte beschreibt, zu verdeutlichen. Augenblicksempfindungen, Stimmungen in kurzlebigen Begegnungen, Licht-, Farb-, Duft- oder Geräuscheindrücken, in allem wird die flüchtige Andeutung angestrebt. Da passen parataktische Satzkonstruktionen mit kurzen Sätzen sehr gut, da sie dem Text die demgemäße Dynamik verleihen. An der einen oder anderen Stelle hättest du es für meinen Geschmack ruhig noch intensivieren können, zum Beispiel: „Die Ordnung der Bäume ist vertraut. Das Licht zwischen den Häusern. Der Heckenschnitt. Meine Schritte werden schneller. Die Schatten dunkler. Taste die Stadtmauer entlang. Hinauf zur Burg. Sinke ins Tal. Weit bis zur Bergkette“.
Im Gegensatz dazu verlangt die Versrede Pausen, da durch die Betonung wichtiger Wörter und das bewusste Setzen von Pausen, bspw. durch Enjambements, das Sprechtempo variiert. Das gibt dem Gedicht erst den erforderlichen Rhythmus. Die syntaktische Einheit eines Prosatextes erfordert dies nicht zwangsläufig.

HG
H.

 juttavon meinte dazu am 02.06.20:
Vielen Dank, lieber H.
Du schilderst kenntnisreich die verschiedenen Qualitäten von Prosaskizze und Gedicht. Ich kann nachvollziehen, dass Du hier die Prosaskizze vorziehst; Danke auch für die Hinweise zur Intensivierung der Dynamik.

HG Jutta
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