Geisterstunde

Gedicht

von  niemand

Es liegt ein reicher Sack im Grab,
dem prächtigen, pompösen.
Gern schöbe er die Platte ab,
doch die lässt sich nicht lösen.

Ihr Marmor drückt ihm aufs Gebein,
in seinem Schrein, dem tiefen.
Ach, könnt er wie die Armen sein,
die an dem Orte schliefen.

Die können raus um Mitternacht,
kein Marmor kann sie zügeln
sie steigen einfach leise, sacht
aus ihren Maulwurfshügeln.

Doch ihm versagt der schwere Stein,
solch Ausgangswunsch zu meistern,
um so wie sie, im Mondenschein,
bei Friedhofsruh, zu geistern.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (05.08.20)
hallo Irene,
die Klassengesellschaft wird selbst nach dem Tode nicht überwunden. Aber zur Geisterstunde können sich alle Proletarier vereinigen. :)
Amüsierte Grüße
Ekki

 niemand meinte dazu am 06.08.20:
Das mit der "Vereinigung aller Proletarier" ist echt gut
Mit amüsierten Grüßen und liebem Dank, Irene

 Jorge (05.08.20)
Besser ein heiterer armer Mensch im Leben als ein reicher Sack auf dem Friedhof.
Sir Ustinov hat sich mal sinngemäß geäußert.

LG
Jorge

 niemand antwortete darauf am 06.08.20:
Könnte stimmen wenn auch nicht immer ...
Mit liebem Gruß und Dank, Irene

 AchterZwerg (06.08.20)
Ruhestörung ab 24:OO Uhr

Des Nachts gehts los mit Räwoluschen;
der Arme tanzt auf Marmorstein,
mitsamt der löcherigen Puschen -
kein Sack schläft dabei ein!

Genau! Eine späte Genugtuung ist besser als gar keine, weiß auch

der Lachende8.

 niemand schrieb daraufhin am 06.08.20:
DANKE! für die heitere Ergänzung
Mit liebem Dank und lieben Grüßen, Irene

 sandfarben (06.08.20)
Geisterhaft gemeistert!

 niemand äußerte darauf am 06.08.20:
Wenn man schon von Geistern schreibt
muss man sich Mühe geben.
Mit liebem Dank und Grüßen, Irene

 plotzn (07.08.20)
Bin begeistert, Irene!
Auch nach dem Tod noch mit Marmor oder kleinen Prunkbauten zu protzen, finde ich lächerlich.
Auf dem Friedhof herumzugeistern wäre zwar auch nicht meins, zumindest nicht auf Dauer...
Dann vielleicht lieber Seebestattung, da sieht man mit etwas Glück noch mal was von der Welt.

Liebe Grüße
Stefan

 niemand ergänzte dazu am 07.08.20:
Du wirst doch nicht mit der Flut der vielen Kreuzschiffen auf einer Welle schwimmen wollen lieber Stefan. Aber warum eigentlich nicht? Mir kleine Leut sand im Leben eh zu bescheiden, da wird man sich doch, wenn mit dem Dasein Ebbe ist, meer wünschen dürfen , gelle In diesem Sinne einen lieben Gruß und Dank!
Ahoi! Irene

 AvaLiam (09.08.20)
Huhu

Mir gefällt diese Szenerie und ich gönne ihnen den Stein, der auf ihnen lastet.
Haben sie ihn sich zu Lebzeiten doch ans Bein gebunden.

Und ich bin mir sicher, hätten sie im Leben mehr geteilt und sich und andere teilhaben lassen, unterstützt, so hätten sich sicher ein paar arme Seelen gefunden, den Stein beiseite zu schieben und sie einzuladen zur Geisterstunde.

Sehr schön.


Herzlich - Ava

 niemand meinte dazu am 10.08.20:
Ja, auch das Reichsein kann zuweilen zur Bürde werden ...
Im besagten Fall könnte das sogar ein Streich seiner Verwandten gewesen sein. Dicke Platte drauf und das Bewußtsein, dass er nicht wieder auftaucht noch nichtmal als Geist ...
Mit liebem Dank und schmunzelnden Grüßen, Irene
Tilia (70)
(18.08.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 niemand meinte dazu am 19.08.20:
Dankeschön! liebe Tilia, besonders für das "Versüßen
des Abends". Mit erfreuten und lieben Grüßen zurück, Irene

 Willibald (18.08.20)
Ach die Toten! Sie gleichen - teilweise - den Lebenden, die sie einst waren. Und das Grdicht feiert sie, wenn es gelungen ist. Dieses Gedicht ist eine belebende Totenfeier.

Rhythmisch und metrisch und in der Bildführung sehr fein.
Greerse
ww

 niemand meinte dazu am 19.08.20:
Ich freue mich, dass Dir meine Schmonzette gefallen hat
und danke und grüße lieb zurück, niemand
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram