In Dauererregung

Gedicht zum Thema Zeitgeist

von  plotzn

Sie schreiben sich ständig in Rage
und spielen gern Inquisition,
es reicht eine kurze Passage,
ein Satz, ja ein Wort nur, und schon

beginnen sie, zitternd zu twittern,
voll Häme, voll Hetze und Hass,
wo immer sie Unmoral wittern.
Es reicht schon ein Tropfen pro Fass.

Da hat wer nicht richtig gegendert,
dem nächsten sind Ausländer fremd.
Damit sich in Deutschland was ändert,
wird draufgehaun – völlig enthemmt.

Das tun sie am liebsten im Zimmer,
den Gang vor die Haustür verwehrt
der eigene Müll, denn wie immer –
dort wurde zu selten gekehrt.

Epilog

Uns täte Gelassenheit besser,
statt Shitstorm in Rede und Schrift –
ein offen getragenes Messer
ist für den Zusammenhalt Gift.

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Kommentare zu diesem Text


 Létranger (28.10.21)
gut geschrieben - sympathische Message .

Gruß Lé.

 plotzn meinte dazu am 29.10.21:
Mercie, Lé! Freut mich...

LG, Stefan

 Didi.Costaire (28.10.21)
Hallo Stefan,

Dauerregen ist schon schlimm genug, diese Dauererregung noch schlimmer. Das hast du sowohl inhaltlich als auch rhythmisch sehr gut verdichtet. Fraglich ist nur, ob es auch die Hater lesen und goutieren...

Liebe Grüße,
Dirk

 plotzn antwortete darauf am 29.10.21:
Danke, Dirk!
Bezüglich der Hater mache ich mir keine Illusionen. Da kann man mit Gedichten nichts erreichen. Musste trotzdem mal raus...

Liebe Grüße,
Stefan

 Möllerkies (28.10.21)
Fängt die Scheiße an zu stürmen,
rat ich: Handy aus und türmen!

:-) Martin

 plotzn schrieb daraufhin am 29.10.21:
Yep, Martin. Leider gibt es Shitstorms nicht nur in den (A)Sozialen Medien, auch Schreibforen sind nicht immer dagegen gefeit. Aber zum Glück *muss* man ja nicht allles lesen...

Liebe Grüße,
Stefan

 niemand (28.10.21)
Sehr gut geschrieben, lieber Stefan. Ich bin allerdings froh in keinem Sozial-Bumms zu sein Wenn ich schon Facebook höre,
krümmen sich mir die Fußnägel. Dieses Draufhauen wird aber nur betrieben, weil man sich durch den Bildschirm geschützt fühlt. Da kann man die Sau rauslassen. Das ist nicht meins. Erstaunlich ist allerdings, dass fast die gesamte Bevölkerung dorthin eilt.
Wo ich hingehe, dort stehen schon einige, vollkommen weltentfremdet und glotzen ins Kästchen.
Irgendwie denke ich dann immer: Was machen die sich da bloß vor? Die bescheißen sich doch dort fortdauernd.
Mit lieben Grüßen, Irene

 AchterZwerg äußerte darauf am 28.10.21:
Dem stimme ich vorbehaltslos zu.
Bin nicht mal bei Whatsapp.

:D

 plotzn ergänzte dazu am 29.10.21:
Servus Irene und Achter,
ich bin auch in keinen der neuen (A)Sozialen Medien unterwegs - außer WhatsApp, aber da kann man sich seine Kontakte ja sebst wählen...
Aber die Daueererregung zeigt sich auch anderswo (vielleicht nicht so ausgeprägt) - bei Themen/Nachrichten im Internet, die Leserkommentare zulassen, in Schreibforen, in denen sich Differenzen hochschaukeln, und selbst in den zensierten Leserbriefen unserer Lokalzeitung.
Ich fürchte diese Leute verlernen (oder haben nie gelernt), den Argumenten anderer wirklich zuzuhören, die eigene Meinung auch mal kritisch zu hinterfragen und mit den Fehlern anderer genauso gelassen umzugehen wie mit den eigenen.

Liebe Grüße,
Stefan

 TassoTuwas (29.10.21)
Moin Stefan,
wer versteht noch den Zeitgeist?
Leider ist dein Gedicht und gerade der Epilog brennend aktuell.
Herzliche Grüße
TT

 plotzn meinte dazu am 29.10.21:
Servus Tasso,
ich frage mich, ob es nur an der Anonymität im Internet liegt, dass manche jegliche Hemmung fallen lassen. Pegida und ähnliche Veranstaltung lassen darauf schließen, dass das nur Teil der Erklärung ist...

Liebe Grüße,
Stefan
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