Aus meinem Leben. Erste Liebe

Ballade zum Thema Liebe und Traurigkeit

von  EkkehartMittelberg

Nach Beendigung meines Tanzkurses wurden dessen Teilnehmer sonntags zu einem Tanztee eingeladen.

Dabei hatte sich gegenüber der Tanzstunde nicht viel geändert; denn die meisten jungen Herren stolperten immer noch mehr oder weniger unbeholfen durch den Saal.

Ich hatte diesbezüglich keine Schwierigkeiten, führte die Damen mit festem Arm und wusste die Lücken auf der Tanzfläche zu nutzen, ohne anzuecken. Das führte zu einer Überraschung für mich.

Einige Tage nach dem Tanztee erschien an meiner Bushaltestelle eine schöne junge Dame, von der ich nur in Erinnerung behalten hatte, dass wir miteinander getanzt hatten. Sie überreichte mit ein selbstgemaltes Bild, das entschuldigend auf eine Kränkung Bezug nahm, die sie mir zugefügt habe. Ich konnte mich daran zwar nicht erinnern, gab aber geistesgegenwärtig zu, es getan zu haben. Danach verschwand sie schnell wieder mit ihrem Fahrrad. Ich wusste nicht, wer sie war und sah auch keine Möglichkeit, mit ihr wieder Kontakt aufzunehmen.

Dann passierte das für mich Unfassbare. Ich hatte Sommerferien und saß lesend im Garten, als meine Mutter zu mir kam und mir den Besuch einer jungen Dame ankündigte. Sie war es und ich spürte sofort, dass sie meiner Mutter sehr gut gefiel. Wie sie meine Adresse ermittelt hatte, weiß ich bis heute nicht.

Die Situation konnte für uns beide günstiger nicht sein. Mein Vater war schon in den Urlaub vorausgereist und meine Mutter im Begriff, ihm zu folgen. Ich sollte verabredungsgemäß das Haus hüten.. Meine Mutter ließ ihren Bub und die junge Dame bedenkenlos zurück. Sie ahnte, dass ich bis dahin noch keine amourösen Erfahrungen hatte.

Wir tauschten  in der "sturmfreien" Wohnung schnell Zärtlichkeiten aus. Aber das war es auch. Ich hatte mit 17 Jahren noch nicht den Mut, mit ihr zu schlafen. Die prüde Erziehung in den Fünfziger Jahren wirkte sich aus. Als ich sie abends mit dem Fahrrad nach Hause brachte – sie war meinetwegen eine sehr weite Strecke gefahren - spürte ich, dass sie verstimmt war. Ich setzte die damals für sog, „höhere Töchter“ repressive Erziehung voraus und kam nicht auf die Idee, dass sie mehr von mir erwartet hatte. Wir trafen uns zwar noch einige Male, aber der Zauber des ersten Treffens war verloren gegangen.

Ich brauchte relativ lange, bis ich begriffen hatte, dass sie in mir einen jungen Mann vermutet hatte und nicht einen Schulbub. Das Letzte, was ich von ihr erfuhr, war, dass sie ein festes Verhältnis mit einem Studenten hatte. Ich trauerte ihr lange nach. Sie war in den Fünfziger Jahren erstaunlich emanzipiert.




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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (26.04.22, 00:31)
Selbst in prüden Zeiten will die Frau letztlich einen geilen Bock, ansonsten bist du kein Mann. Dass Liebe scheitert, indem eine solche Erwartung enttäuscht wird, lässt zweifeln, ob Frauen überhaupt wissen, was Liebe ist. Aber ich würde trotzdem nicht verallgemeinern (ich will es nicht: ich will weiter an die Existenz edler, romantischer, nicht nur außen, sondern auch innen schöner Frauen glauben).

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.04.22 um 00:53:
Das ist spannend, Jack, das, was ich Emanzipation genannt habe, ist für dich letztlich die Suche nach dem geilen Bock.
Dazu gibt es vermutlich unterschiedliche Ansichten. Lassen wir uns überraschen.

Antwort geändert am 26.04.2022 um 08:55 Uhr
wa Bash (47) antwortete darauf am 26.04.22 um 17:53:
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Taina (39) schrieb daraufhin am 26.04.22 um 18:22:
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 26.04.22 um 19:16:
@wa bash und Taina: Merci euch beiden: Ich bin mir absolut sicher, dass Frauen wissen, was liebe ist.

 Terminator ergänzte dazu am 26.04.22 um 21:30:
lass dich nicht verunsichern Ekki, das sagen nur Leute, die in ihrem Leben noch nie Liebe erfahren haben
Nein, nicht nur.


was dabei herauskommt sehen wir ja jetzt gerade an Hr. Putin...
Junge, sag mal, bist du bescheuert?
Taina (39)
(26.04.22, 18:18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.04.22 um 19:27:
Vielen Dank, Taina, sie war gewiss liebesfähig.
Du hast auf jeden Fall damit recht, dass es nur selten eine monokausale Begründung dafür gibt, dass Menschen von einer festen Bindung absehen.

 harzgebirgler (26.04.22, 18:21)
wie blücher geh'n selbst teenager längst ran
wobei ich dem mehr abgewinnen kann
was dir einst an zurückhaltung da eigen
dank scheu'rer art sich liebreiz zuzuneigen.


lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.04.22 um 19:39:
Gracias, Henning, wenngleich meine Schüchternheit bei dieser Begegnung nicht hilfreich war,, stimme ich dir zu, dass  unsere von mehr Romantik geprägte Jugend der größeren Nüchternheit im Verhältnis der Geschlechter heute vorzuziehen ist.
LG
Ekki

 RainerMScholz (26.04.22, 20:08)
Bei mir wirkte sich die kath. Erziehung aus, da ich bis spät in meiner Entwicklung immer Angst vor der Schwangerschaft der Frau hatte, quasi als Strafe für das Vergehen. Das führte zu kuriosen Begegnungen, vor allem, wenn man in der Punk- und Metalszene unterwegs ist. Und das war nicht in den Fünfzigern.
Grüße,
R.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.04.22 um 21:16:
Merci, Rainer, das kann ich dir nachfühlen, weil meine Schüchternheit ebenfalls durch die Angst vor Schwangerschaft verstärkt wurde. Aber ich konnte mir wenigstens noch sagen, dass ich mit meiner Schüchternheit und Angst in den Fünfzigern nicht allein da stand.

 TassoTuwas (27.04.22, 07:53)
Hallo Ekki,
rückblickend begleitet die Erste Liebe eine Mischung aus Romantik, Neugier und Erstaunen, ist erster Schritt hin zur unausweichlichen ersten Große Liebe.
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.04.22 um 10:53:
Merci, Tasso, so jedenfalls haben wir die erste Liebe erlebt. Wenn ich freilich von dem ausgehe, was mir mein 17jährige Enkelin erzählt. ist heute weniger Romantik im Spiel als bei unserer Generation.
Herzliche Grüße
Ekkii

 Regina (27.04.22, 08:53)
Da scheint sich die Schüchternheit auch in der unzulänglichen Kommunikation gezeigt zu haben, die eigenen Wünsche nicht ausdrücken zu können. Das Wort "Emanzipation" erscheint mir unglücklich verwendet, ob diese junge Frau emanzipiert war, zeigt der Text nicht auf. Wir wissen ja nicht, wie sie sich in die Beziehung zu dem Studenten stellte.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.04.22 um 11:10:
Grazie, Regina. du hast insofern recht, als wir uns in den Fünfzigern viel schwerer taten, unsere Wünsche in der Partnerbeziehung auszudrücken. Gleichwohl meine ich, dass die junge Frau emanzipiert war. Es war damals ein enormer Bruch der Konvention, einen jungen Mann unangemeldet in seinem Hause aufzusuchen. Sie musste auch damit rechnen, nicht von mir, sondern von  meinen Eltern empfangen zu werden, die solche unkonventionellen Besuche nicht gewöhnt waren.

 AZU20 (27.04.22, 20:36)
Kam Zeit, kam Rat, nehme ich an. Man wird ja älter und erfahrener LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.04.22 um 20:54:
Merci, Armin, ich musste gar nicht viel älter werden, bis Rat kam.  :)
Agnete (66)
(30.04.22, 19:00)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.04.22 um 19:50:
Merci, Agnete, ja, die Jugend ist von einem Extrem ins andere gefallen.
LG
Ekki
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